Kapitel 13

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BRUNO

Während die Zwillinge feierten, verschwand Carla urplötzlich und auch Luca war nirgends zu sehen. Wo waren die beiden nur hin? Verwirrt sah ich mich in beiden Zimmern um, aber finden konnte ich meine Tochter nicht. Wo war sie denn? Ich ging hinaus auf die Galerie und sah sie dann unten mit Luca tanzen. Als das Lied aufhörte, beugte Luca sich vor und küsste Carla. Was machten die zwei da?! Carla war für so etwas doch noch viel zu jung! Ich lief zurück in Estrellas Zimmer und schnappte mir Lia.
"Lia, das musst du dir ansehen!", sagte ich und zog sie nach draußen, um ihr zu zeigen, was unten im Hof vor sich ging. Ich erwartete, dass Lia genauso geschockt sein würde wie ich, aber sie lächelte.
"Ach, wie süß! Die beiden sind verliebt!", meinte sie, worauf ich sie verwirt ansah.
"Lia, Carla ist dafür noch zu jung!", wandte ich ein, aber sie lachte und sah mich an.
"Sie ist fünfzehn, Brunito! Sie ist durchaus alt genug, um jemanden zu küssen! Wieso machst du so einen Wirbel darum?", fragte sie verwirrt nach.
"Na, weil eben! Ich meine, guck dir das doch nur mal an!", wandte ich ein. "Sie ist doch noch zu jung für das alles, oder?"
"Nein, ist sie nicht, Brunito! Sie ist fünfzehn, da kann man sich nun einmal verlieben! Und bei so einem kleinen Kuss ist doch auch nichts dabei!", antwortete sie mir lächelnd.
"Na ja, doch! Ich meine, mit einem Kuss fängt alles an! Und dann führt eins zum anderen und...", begann ich, doch Lia unterbrach mich, indem sie den Kopf schüttelte.
"So weit kommt es nicht, mi vida! Carla ist vernünftig, sie wird schon nichts Überstürztes tun!", sagte sie. "Und gerade du brauchst nichts zu sagen! Wir waren gerade mal sieben Monate zusammen, als wir geheiratet haben!" Ich seufzte.
"Ja, aber das war etwas anderes! Wir waren schon zwanzig!", widersprach ich ihr, sie lachte.
"Und trotzdem sind wir es schnell angegangen! Keine Sorge, Carla weiß, was sie tut. Und Luca ist doch auch ein netter Junge", meinte sie beinahe schon beruhigt und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Mach dir nicht so viele Gedanken, mi amor, es ist alles in Ordnung. Auch, wenn es süß ist, dass du dir solche Sorgen machst!" Sie harkte sich bei mir unter und bevor ich protestieren konnte, zog sie mich zurück in Estrellas Zimmer, wo alle am Feiern waren. Na gut, dann würde ich diese Sachen von gerade eben so gut es ging vergessen.

Am nächsten Morgen saßen wir alle am Frühstückstisch, während die Zwillinge aufgeregt von ihren Gaben erzählten und sie ausprobierten. Mamá versuchte zwar, die beiden unter Kontrolle zu halten, aber das war schier unmöglich. Auch Lia und ich versuchten es, aber Estrella und Luna waren zu aufgeregt, um darauf zu reagieren. Ständig verwandelte Estrella sich neu, während Luna zwischen der Küche und dem Esszimmer hin und her flog, um irgendwas zu holen. Wenigstens hatten die beiden Spaß mit ihren Gaben! Das freute mich für die zwei, besonders, weil Estrella sich gestern noch solche Sorgen gemacht hatte! Ein Glück war alles gut gegangen! Carla saß mir gegenüber am Tisch und stocherte mit verträumtem Blick in ihrem Frühstück herum, während sie sanft lächelte. Sie schien wohl noch in Gedanken bei gestern Abend zu sein. Würde sie uns freiwillig erzählen, was da passiert war? Einen Versuch war es wert.
"Hey, Carlita, wo warst du gestern Abend eigentlich?", fragte ich neugierig nach. Lia stieß mir mit dem Ellenbogen in die Seite, aber ich ignorierte das. Carla sah überrascht auf und sah mich beinahe schon erschrocken an.
"Ich? Wo soll ich denn schon gewesen sein?", fragte sie ertappt nach.
"Unten bei Luca, ihr habt euch Liebesgeständnisse gemacht und euch für später am Brunnen verabredet. Hm!", antwortete Dolores und zuckte die Schultern. Ich sah Carla an, die ihre Cousine giftig ansah. Ihre Augen leuchteten grün auf.
"Danke, Dolores! Wie nett, dass du dichthalten konntest! Keine Sorge, ich nehme es dir nicht übel! Niemand erfährt, dass du das bloß gemacht hast, weil du eifersüchtig bist und keinen Freund hast!", fauchte sie gereizt.
"Sekunde mal! Liebesgeständnis? Freund?", hakte ich geschockt nach und auch Mamá wirkte geschockt von dieser Nachricht. "Carla, dafür bist du noch viel zu jung!" Sie verdrehte die Augen.
"Ich bin nicht zu jung und ich mag Luca wirklich! Er ist nett und der Erste, der mich nicht wegen meiner Narbe verurteilt! Wieso hast du damit so ein Problem, Papá? Luca ist nett, das hast du selbst gesagt!", widersprach sie mir aufgebracht.
"Carla, wir kennen diesen Jungen kaum! So nett er auch wirkt, wissen wir gar nichts über ihn!", gab Mamá mir recht, worauf Carla genervt stöhnte.
"Er saß hier am Tisch und ihr habt ihn gelöchert mit euren Fragen! Es ist ein Wunder, dass er überhaupt irgendetwas für sich behalten konnte! Und ICH kenne ihn! Er ist toll und nett und er kann gut tanzen und...", erwiderte sie, aber ich unterbrach sie.
"Carlita, amor, ich weiß, du hast dich verliebt, aber wir wissen wirklich nicht viel über Luca! Außerdem wohnt er gar nicht hier und muss bald zurück nach Medellín!", wandte ich ein.
"Oh toll, danke! Willst du damit etwa sagen, dass das sowieso keine Zukunft hat und ich mir keine Hoffnungen machen soll?", fauchte sie gereizt und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Nein, das hat dein Vater nicht gemeint, mi vida!", sprang Lia ein, um den Streit zu schlichten. "Was er gemeint hat, ist, dass eine Fernbeziehung auf dich zukommt und die kann doch sehr schwierig und anstrengend sein!"
"Lasst das doch meine Entscheidung sein! Ich mag Luca und er mag mich!", schrie sie uns gereizt an, bevor sie aufsprang. "Ich gehe jetzt zu ihm! Ihr versteht es ja sowieso nicht!" Ich stand auf und lief Carla nach, als sie aus dem Haus stürmen wollte, aber glücklicherweise kam Casita mir zuvor. Sie verschloss die Tür, sodass Carla stehen bleiben musste und genervt stöhnte. "Ernsthaft, Casita?!"
"Carla, bleib hier! Ich will dir deine Beziehung nicht ausreden und ich freue mich auch wirklich für dich, aber wir wissen nicht viel über Luca! Das ist mir einfach nicht ganz geheuer!", bat ich und ging auf sie zu, aber sie machte einen Schritt zurück.
"Du tust so, als wäre er ein Schwerverbrecher! Du hast Luca doch selbst gesehen! Er ist toll und er kann auch gut mit den Zwillingen umgehen! Ich verstehe nicht, wieso ihr plötzlich so einen Aufstand um ihn macht! Und ich bin alt genug, um einen Freund zu haben! Ich bin fünfzehn, Papá! Fünfzehn! Da kann ich das machen!", schrie sie mich gereizt an und trat gegen die Tür, worauf sie sofort aufsprang. "Und ich gehe jetzt zu Luca, bis ihr euch wieder einkriegt!"
"Carla, warte!", schrie ich ihr nach, aber sie lief einfach weiter. Na toll, das hatte ich ja großartig hinbekommen! Ich hatte sie doch nicht verärgern wollen, ich war nur neugierig gewesen! Wieso hatte ich nur so neugierig sein müssen?

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Sorry, dass ich Bruno hier so... kontrollierend (?) darstelle, aber ich dachte eben, dass er ein besorgter Vater ist und natürlich nur sichergehen will, dass es seiner Tochter gutgeht und Luca ihr nichts antun kann. Hoffe, es passt trotzdem für euch :)!

Cassy

Ich brauche dich, Bruno 4 - Die verlorene Tochter - Carlas Suche Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt