Scheitern?! Dennoch weiterkämpfen - OS zu Folge 281

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Leylas POV

‚Doktor Sherbaz, es gibt da ein Problem. Wir ersticken hier grade in Arbeit. Der Test kommt einfach viel zu kurzfristig.' Die Erläuterung von Herrn Rantala schwirrt mir noch immer im Geiste umher, während ich gedankenverloren hinaus in den Klinikgarten blicke und meinen Teebeutel durch die Tasse kreisen lasse. Habe ich richtig gehandelt, als ich klein beigegeben habe und den Assistenzärzten mehr Zeit einräumte, damit diese mehr lernen konnten oder habe ich es ihnen damit einfach nur leichter gemacht? 

„Fixierst du dort draußen irgendetwas bestimmtes oder bist du einfach nur zu sehr in deinen Gedanken vertieft, dass du daher einen so suchenden Blick hast?", kam es von der tiefen, beruhigenden Stimme, die aus der Richtung der Tür schallte. „Bin ich zu weich? Gebe ich zu schnell nach?", wollte ich wissen, da der Zweifel sich immer tiefer in meinem Hirn einnistete. Lächelnd spürte ich, wie sich zwei starke Arme von hinten um mich schlangen und mich in eine wohltuende Umarmung zogen: „Hey, das ist mein Spruch!... Wenn ich festlegen sollte, von wem, von uns beiden unsere Tochter ihren Sturkopf hat, dann würde ich zu jedem Zeitpunkt darauf verweisen, dass sie diesen gewiss von dir geerbt haben muss. Denn auch wenn ich sicherlich auch meine Momente habe, so würde ich dennoch sagen, dass du einen noch stärkeren und vor allem durchsetzungskräftigeren Charakter hast. Also um deine Frage zu beantworten: ‚Nein, du bist nicht zu weich!' Möchtest du mir noch den Zusammenhang zu dieser Frage erläutern oder reicht dir die Antwort allein bereits?" Mich weiter in die Umarmung kuschelnd, wog ich ab, ob ich wirklich weiter auf das Thema eingehen wollte oder ob es nicht besser sei, es ganz seien zu lassen und viel lieber den Moment zu genießen. Schlussendlich siegte wie so oft, dann doch der Verstand und ich begann Ben alles zu erklären. Mein Mann hörte mir einfach zu und gab mir damit den Raum, den ich benötigte um meine eigenen Gedanken zu ordnen und gleichwohl ein Stück meiner Last des Tages von den Schultern zu heben. 

Nach einiger Zeit, in der wir dann Ideen tauschten, kam ich schlussendlich zu dem Ergebnis, dass ich den Assistenzärzten dieses Mal nicht den leichteren Weg ebnen würde. In den letzten Wochen hatte ich es mit einer etwas lockeren Art probiert und nicht alles war so abgelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte, daher sollten, sie vielleicht doch erneut verspüren, dass hier immer noch gewisse Regeln und Gebote einzuhalten waren, auch wenn ich vielleicht nicht dieselbe Autorität wie Matteo walten ließ. Nachdem ich Herrn Rantala und Frau Krieger daraufhin eine Mail geschrieben hatte, dass die Prüfungssimulation heute Abend dennoch wie abgesprochen stattfinden würde, machte ich mich auf den Weg in den OP, um den restlichen Aufgaben den Tages nachzugehen. Pünktlich um 18 Uhr hatte ich mich im Physioraum eingefunden und wartete nunmehr auf die jungen Ärzte, die eigentlich schon längst da sein sollten. 

Nach langen Minuten des Wartens, kamen die beiden gesuchten Personen, dann bereits um die Ecke gebogen und setzten sich mir gegenüber an den bereitgestellten Tisch. Noch ehedem ich erklären konnte, was die plötzlich Planänderung ausgelöst hatte, oder wie wir weiter verfahren würden, wurde ich durch Herrn Rantala unterbrochen: „Doktor Sherbaz, wollen sie uns wirklich scheitern sehen? Sollen wir wirklich mit dem Umstand konfrontiert werden, dass wir ebendem noch nicht das vollständige Wissen angesammelt haben, um eine Facharztprüfung zu bestehen. Die Kollegen, die vor der Herausforderung stehen, konnten sich wochenlang auf den echten Umstand vorbereiten. Sie hingegen geben uns allein einen Tag Zeit, um uns mit dem Gedanken anzufreunden und gleichwohl mit der Ausarbeitung zu beginnen und dann erwarten sie, dass wir hier eine gute Leistung zeigen, dass können sie nun wirklich nicht verlangen! Wir arbeiten derzeitig mindestens zehn Stunden Schichten, um das Fehlen von Julia abzufangen und dennoch sollen wir dann noch derartigen ‚Ausbildungsmethodiken' folgen. Entschuldigen sie, aber das können sie nun wirklich nicht von uns verlangen!" Herr Rantalas Worte aufnehmend, blickte ich hinüber zu Frau Krieger, die dem gesamten Monolog von ihrem Kollegen nur stillschweigend gefolgt war. „Handelt es sich dabei auch um ihre Meinung Frau Krieger?", wollte ich daher von der jungen Frau wissen. Ohne eine echte Erwiderung zu erhalten, kam allein ein Nicken als Antwort von ihr. Tief durchatmend, um meine Frustration und auch das gewisse Maß der Enttäuschung nicht zu sehr zu zeigen, wollte ich soeben zu einer Antwort ansetzen, als ich von einer weiteren Person, die sich zu uns gesellt hatte, unterbrochen wurde. 

„Kleiner Hinweis am Rande, wir alle tragen unseren Ballast neben der Arbeit mit uns herum, der uns einige Stunden des Tages beschäftigt, dass betrifft nicht nur euch, sondern auch die anderen beiden jungen Hüpfer, genauso wie uns Fachärzte und die Oberärzte. Niemand will euch mit zusätzlichen Aufgaben entmutigen oder belasten, geschweige denn, scheitern sehen. Aber am Ende wachsen wir alle an unseren Herausforderungen, sie sind es die uns stärker machen. Ich wollte nach der zweiten vergeigten Facharztprüfung auch alles hinwerfen und was ganz anderes machen. Wenn man mir nicht den Kopf gewaschen hätte, dann wäre ich wahrscheinlich ein Kollege von Victoria in ihrem alten Beruf geworden. Ja, ich war gescheitert! Und ja, ich lag ab Boden. Wahrscheinlich sogar viel zu lange... Aber ich bin wieder aufgestanden und das werdet ihr auch, wenn ihr über eine Hürde nicht sofort beim ersten Mal hinüber kommt. Auch wenn Leylas Aufgaben vielleicht manchen Tags gemein oder unfair anmuten, so sind es Probehürden, die euch beim Überqueren der echten Barrieren helfen sollen und ebendem das Scheitern auch zulassen... Ein Umstand, der euch im Leben nicht immer eingeräumt werde kann. Also was haltet ihr beiden davon, dass wir die Aktion mit der simulierten Facharztprüfung einfach mal ausprobieren?! Wenn wir merken, dass es gar nicht geht, dass hören wir sofort auf und verschieben das Ganze, so wie es zwischenzeitlich geplant war. Aber vielleicht wird es auch gut?! Es muss nicht immer alles perfekt sein. Dennoch lernt ihr dadurch mindestens genauso viel fürs Leben, als wenn ihr perfekt auf die Situation vorbeireitet, währt."   

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