Leylas Perspektive:
Ben, den ich heute Morgen extra etwas länger im Bett gelassen hatte, sodass er zumindest etwas positives aus seinem freien Tag würde schöpfen können, stand nunmehr mit einem dunkelblauen Hemd, seiner schwarzen Hose und den Anzugschuhen bekleidet vor mir im Flur, als ich zur Tür hereingekommen war. Ich hatte die Zeit derweil genutzt und unsere kleine Tochter zu ihrem Patenonkel gebracht, der mit unserer kleinen Bohne gestern bereits große Pläne geschmiedet hatte, als er gehört hat, dass wir heute Hilfe bei der Betreuung brauchen würden. Die beiden wollten ins Tobeland und danach Muffins backen. Klettern, rutschen, herumalbern und am Ende noch eine süße Belohnung, es würde ein perfekter Tag für Raya werden. Ich war mehr als nur dankbar dafür, dass Ben mit Elias einen derartig loyalen und hilfsbereiten Freund an seiner Seite hatte, der wenn es ersichtlich war, ebendem auch nicht nachbohrte, woher die plötzliche Anpassung der Pläne rührte. Nach einigen letzten Küssen an meine kleine Motte, war ich zu unserem Lieblingsblumenladen gegangen, um die fünfzehn Papageientulpen, die ich im Vorwege bestellt hatte, abzuholen. Die liebsten Blumen von Mirjam. Eine viel bessere Auswahl als irgendwelche Grabblumen, die man wahrscheinlich sonstig auf den Friedhof bringen würde. Rosen als Zeichen der Liebe, Lilien als Trauerblumen und ebendem war ich dafür, dass man, um das Leben zu zelebrieren die liebsten Blumen brauchte. Zudem stellten sie einen kleinen Farbtupfer inmitten eines derartig düsteren Tages dar und waren gleichzeitig ein herausragendes Beispiel für die vielfältige und bunte Seite, die Mirjam bis kurz vor ihrem Tod umgeben hatte.
„Erde an Leyla! Hey Schatz, ich hatte dich gefragt, ob ein Hemd ausreichend ist oder ob ich noch eine passende Krawatte heraussuchen soll?", setzte Ben erneut an, da ich ihm scheinbar überhaupt nicht zugehört hatte und schaffte es damit schlussendlich mich aus meiner düsteren und verworrenen Gedankenwelt, für einige Augenblicke, herauszureißen. Den Kopf leicht schüttelnd, um mich wieder in die Gegenwart zu orientieren, strich ich gedankenverloren über die Brusttasche des Hemdes meines Mannes. „Nein, so wie du aussiehst, reicht das vollkommen. Wir gehen zwar auf den Friedhof an Mirjams Grab, aber die darauf folgende Zusammenkunft bei ihren Eltern ist vielmehr informell, daher ist ein Hemd vollkommen in Ordnung.", noch einmal sicherstellend, dass ich ihn in nichts reinmanövrierte, mit dem er wohlmöglich unwohl wäre, wollte ich ein letztes Mal wissen, „Und du bist dir sicher, dass du mitkommen willst? Wenn du sagst, dass du zu wenig weißt oder nicht mit Moreau an einem derartigen Tag konfrontiert sein möchtest, wo er gewiss noch schmallippiger und kratzbürstiger sein wird, dann kann ich das verstehen. Irgendwie schaffe ich das dann auch allein. Solange du mir versprichst, dass du am Nachmittag noch zu Hause auf mich wartest und ich mich daraufhin in deine Arme flüchten kann, sollte es nur annährend so verlaufen, wie ich es mir derzeitig ausmale..."
Lag zwischen mir und Ben bis vor wenigen Millisekunden noch ein derartiger Abstand, sodass ich meinem Mann in die Augen blicken konnte, so wurde ich nunmehr in eine feste Umarmung gezogen, sodass allein ein Stück Papier zwischen uns passen würde, während er mir vereinzelte Küsse auf die Schläfe platzierte. Eine Vorgehensweise, von der er ganz genau wusste, dass sie mich ungemein beruhigte und gleichzeitig erdete. Es zeigte mir jedes Mal aufs Neue, wo mein sicherster Ort war. Meine Nervosität wurde mit jeder verstreichenden Minute größer, das war klar ersichtlich. Doch gab es tatsächlich Grund dafür? Matteo hatte mir zwar gestern versichern wollen, dass es dafür gar keinen Grund gäbe, aber ein geringer Grad des Zweifels, der wollte sich nicht ausmerzen lassen.
Während ich derweil überlegte, wie ich meinem Mann nachvollziehbar erklären könnte, dass mir mein Verhalten leid tat und das mir bewusst war, dass ich derzeitig definitiv nicht der einfachste Mensch war, so wurde ich davon unterbrochen, dass er derjenige war, der hier zuerst in die Erklärung überging. „Ich merke doch, wie sehr dir das Umgebende zusetzt. Seit vorgestern Abend und dem Telefonat, welches du diesbezüglich geführt hast, ist dieses Lächeln, was du sonstig so präsent mit dir trägst, vorerst vollständig aus deinem Gesicht verschwunden und musste für die ernste Miene den Platz räumen. Retrospektiv an die letzten Jahre zurückblickend, erkenne ich, dass du zu dieser Zeit des Jahres in der Vergangenheit immer etwas in dich gekehrter und ruhiger warst, als es sonstig der Fall war. So langsam ergeben die Puzzleteile Sinn. Dieses Jahr ist es schlimmer als zuvor, auch das spüre ich! Aber ich muss ebendem nicht das vollkommende Bild begreifen, um zu erkennen, dass du hier Beistand brauchst. Nicht nur von Matteo, der vielmehr von all dem Ganzen versteht als es in meinem Fall vorliegend ist... Was ich jedoch über die Jahre hinweg gleichwertig gelernt habe, ist der Umstand, dass du, wenn du um Beistand und eine Schulter zum Anlehnen fragst, das nicht leichtfertig machst. Ich bin dein Mann, der auf derartige Verhaltensänderungen reagieren sollte, ohne dass du affektiv danach fragen musst. Daher komme ich mit. Da gibt es keinen Spielraum. Außerdem hast du doch bereits Raya weggebracht, die Blumen geholt. Die Handlungsweise ist doch schon angelaufen, demnach machen wir jetzt auch gemeinsam weiter. Die Betonung diesbezüglich liegt aber auf Gemeinsam. Egal was dich heute Bedrückt oder gar versucht niederzustrecken, ich bin an deiner Seite. Am Ende des Tages gehen wir gemeinsam nach Hause, du kannst dich an meine Schulter lehnen und deine Emotionen loslassen. Egal ob du dann mit mir reden willst, oder dir Schweigen lieber ist, wir gehen den heutigen Tag nach deinen Bedürfnissen an. Versteh mich heute einfach als dein Sicherungsseil, für das was sich ergibt. Vornehmlich bleibe ich im Hintergrund, doch wenn du mich brauchst, dann bin ich parat und stehe neben dir."
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OneShots zu IaF djÄ
FanficVornehmlich wird es bei den OneShots um Ben und Leyla gehen, mal als Paar oder ebendem als Einzelpersonen. Doch gleichzeitig gibt es auch andere tolle Pairings in der Serie, die ich mit der Zeit ihren Weg in diese Sammlung finden werden.