Für einander da - OS zu Folge 294

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Dass ich gerne in der erzählperspektive meiner einzelnen OneShots, respektive meiner Mehrteiler wechsle, ist nunmehr sicherlich kein Geheimnis. Für den heutigen OS zur vergangenen 294. Folge 'Freundschaft' habe ich mich mal an Julia Perspektiverzählung probiert.

Auf hoffentlich noch einige folgende Storylines in denen Sanam und Mirka derartig gut in der Interaktion miteinander glänzen können, wie es ebendem am Donnerstag gegeben war.

Julias POV:

Auchwenn Leyla mir gegenüber mit keiner Silbe irgendwie erwähnte, was zu ihremplötzlichen emotionalen Ausbruch geführt hatte, so bedurfte es keiner hellseherischenKraft, um erkennen zu können, dass die Geschehnisse des Tages nunmehrvollumfänglich über Bens Frau hinweggebrochen waren. Das Adrenalin, welchesdafür gesorgt hatte, dass meine Doktormutter über den restlichen Tag hinwegweiter funktionieren konnte, ohne dass, ein merkliches abflachen der Energie zuverzeichnen war, war nunmehr endgültig abgebaut und somit blieb jetzt allein dieharte und beklemmende Realität zurück. Dieser Umstand, plus die Tatsache, dassMoreau seine gute Freundin mitten auf der Kinderstation mit dem vollkommendenUmfang und den potenziellen Folgen des Unfalls konfrontiert hatte, wird dafürgesorgt haben, dass meine ehemalige Ausbilderin nunmehr aufgelöst ander Kante ihres Patientenbetts kauerte und nicht einmal im Entferntesten mit,der sonstig so starken und resoluten Doktor Sherbaz verglichen werden konnte. 

Eigentlichgar nicht so recht wissend, wie lange ich nunmehr hier mit Leyla Stillschweigendgesessen habe und ihr allein durch meine Präsenz hoffentlich wenigstens eingewisses Maß des Beistandes und der Fürsorge vermitteln konnte, stellte sichheraus, dass Bens Frau von der Müdigkeit übermannt worden war und in einerleicht aufrecht sitzenden Position, noch immer an der Bettkante positioniert,in den Schlaf gefunden zu haben schien. Leylaso schonend und behutsam wie möglich in eine liegende Position bewegend, nahmich das bereitgelegte Thermometer vom Nachschrank und überprüfte ihreTemperatur. 39,8°C. Hatte ich doch soeben das richtige Empfinden gehabt, alsich ihr beruhigend über den Rücken gestrichen hatte, sowie bei derHandlungsweise, als ich die Bettdecke leicht über ihre Brust gelegt und dabei ihrenleichten schwitzenden Arm gestreift hatte. Erblickend, dass sie sichaugenscheinlich bereits selbst mit fiebersenkenden Medikamenten versorgt hatte,holte ich aus dem Medikamentenwagen vor dem Zimmer noch kurz eine Elektrolyt-Infusion,sowie ein leichtes Beruhigungsmittel, welche ich gleichwertig über den gelegtenZugang verabreichte. DieKombinatorik sollte vorerst ausreichend sein, sodass sie ungestört und befreitvon jeglichen Albträumen zur Ruhe kommen sollte.

Ehedemich das Zimmer nun endgültig verlassen konnte, sodass Doktor Sherbaz zur Ruhekommen würde, wurde ich in meiner Handlung unterbrochen. Es war das Handy vonLeyla, welches mich in meinen Bewegungen stocken ließ. DasGerät tanzte vibrierend auf dem Nachtschrank und auf dem Display wurde klardarauf verwiesen, dass es sich bei dem Anrufenden um Ben handelte. Ausdem Impuls heraus, dass ich vermeiden wollte, dass Doktor Sherbaz wohlmöglichaus ihrem lange überfälligen Schlaf und der damit verbundenen Seligkeitgerissen werden würde, schnappte ich mir das Gerät und trat vor die Tür, ehedemich den Anruf entgegennahm. 

Nochehedem ich meinem Gegenüber erklären konnte, dass ich es sei, die an denApparat gegangen war, wurde ich bereits durch die aufgeregte Stimme meinesbesten Freundes unterbrochen. „Leyla, stimmt das, was ich hören musste? Duliegst mit Wirbelprellungen und einem leichten SHT auf Station im JTK und hältstes nicht einmal für nötig mich darüber zu informieren, sondern lässt es michvielmehr über diverse Umwege erfahren? Wie konnte das überhaupt passieren?Sprich mit mir...", sprudelte es aus Ben einfach nur heraus, während dieanfängliche Wut immer mehr in Sorge umschwang. Zu einer Erklärung ansetzend,begann ich das Gespräch möglichst schonend, um vor allem gleichwertigherauszufinden, was Ben bereits wusste. „HeyBen, ich bin es Julia...", gedanklich dieses Gespräch schon weiter fortführend,wurde ich von Ben innerhalb von Sekunden in den weiteren Überlegungenunterbrochen. Stockend und mit zitternder Stimme kam es von Ben: „Was machst dumit dem Telefon von Leyla? Ist es doch schlimmer als ursprünglich, nach derAuswertung der ersten Bilder, angenommen? Gib mir fünf Minuten, dann rufe ichmir sofortig ein Taxi und lasse mich nach Heathrow bringen. Ich kann theoretischin weniger als fünf Stunden in Erfurt sein, doch bitte ich brauch erst einmal Gewissheit,wie es um meine Frau steht." 

„Benatme erst einmal ganz tief durch.", wies ich meinen Freund an und wartete daraufhinauch tatsächlich, bis er meiner Weisung nachgekommen war, ehedem ich ausführte,„Leyla schläft endlich. Ich war grade bei ihr drin, als du angerufen hast.Hätte ich das Telefon weiter klingeln lassen, dann wäre sie sicherlich wiedererwacht und hätte ich dich weggedrückt, dann würde hier in den nächsten fünf Minutenein nervöser Elias auftauchen, der wissen würde wollen, was geschehen ist, dadu ihn am Telefon unruhig und besorgt gemacht hättest. Daher musst du nunmehrmit mir vorlieb nehmen. Vor allem aber denke ich, dass es wirklich besser wäre,wenn deine Frau nunmehr etwas von dem traumlosen Schlaf genießen kann. Das hereinbrechender Geschehnisse hat sie in den letzten Stunden doch merklich aufgewühlt. Ichgehe davon aus, du hast von einer dritten Person von dem Ereignis erfahren und nichtvon deiner Frau?!"

Nacheinigen Augenblicken der Stille, die Ben all zu häufig darauf verwendete, um seineResignation und vermutlich auch ein Stück weit seine Wut zu zügeln, erklärteer: „Korrekt. Unerwarteter Weise habe ich einen Anruf von Moreau bekommen.Allein dieser Umstand hat mir bereits aufgezeigt, dass irgendetwas geschehensein müsste... Warum sonst sollte er mich einfach so erreichen wollen. Wir sind weißGott keine Freunde. Was mir im Laufe des Gespräches offenbart wurde, hat michin meinen Grundfesten erschüttert, daher mein Versuch Leyla zu erreichen, umeinfach nur ihre Stimme zu hören. Mich zu versichern, dass es wirklich nichtallzu schlimm ist, obwohl es durchaus fatal hätte enden können... Mein Gehirnmalt sich derweil nämlich sonstige negative Bilder von dem Unfall, die allein mitHinblick auf die verstreichende Zeit schlimmer werden. Vor allem hätte ichgerne aus dem Mund meiner Frau versichert gewusst, dass es tatsächlich nichtnotwendig sei, innerhalb kürzester Zeit in den Flieger zu springen und beimeiner Familie zu sein. Denn auch wenn Moreau diesseits meinte, dass ich hierin London bleiben könne, da alles unter Kontrolle sei, so wäre diese Erklärungvon einer anderen Person gewiss beruhigender..." Das Schlurfen was latent überden Lautsprecher von Doktor Sherbaz Telefon zu mir hinüberdrang, zeugte davon,dass Ben höchst Wahrscheinlich irgendwo auf und ab tigerte. Unverkennbar,seine Nerven lagen blank. 

Hoffend, dass ich ihm vorerst ein ausreichendes Maßder Besonnenheit vermitteln würde, begann ich ihm zu antworten: „Ben, wir habendas hier, soweit es eben möglich ist unter Kontrolle. Sollte das nicht der Fallsein, solltest du wissen, dass wir dich sofortig benachrichtigen würden. Wir sindstets füreinander da! Komme was da wolle. Das ist es doch, was vielmehr dertiefere Sinne einer Freundschaft ist, die sich nunmehr nicht alleinoberflächlich darstellt, sondern gleichwertig schon vielem standgehalten hat.Wir haben dir versprochen, dass Elias und ich in der Zeit, die du in Londonbist auf Leyla und Raya achten werden und wir gehen diesem Umstand wieversprochen nach. Auch wenn sich zumindest für heute die geregelten Umständeverschoben haben. Elias ist zur Kita gefahren und wird heute Abend auf seinPatenkind aufpassen. Er hat bereits in der Mittagspause mit einer Vielzahl derAusflugsmöglichkeiten jongliert, sodass Raya gar nicht zu sehr merken würde,dass ihr beiden momentan nicht um sie seid. Währenddessen habe ich mit Bährchenden Nachtdienst getauscht und bleibe damit bei deiner Frau, um sicherzugehen,dass es am Ende wirklich nicht mehr als einfach ein riesiger Schock für alleBeteiligten gewesen ist. Vorerst sehe ich daher wirklich keine Veranlassung,weswegen du dich in den Flieger schwingen solltest, um nach Erfurt zu kommen...Doch wenn sich irgendetwas daran verändern sollte, dann wirst du der erste sein,der von uns hören wird. Versprochen!" 

„Danke,für alles Julia. Danke, dass ihr genauso für meine Familie, wie für mich auchda seid. Das ist das, was Freundschaft ausmacht.", flüsterte Ben in vollerAufrichtigkeit. 

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