Moments (4)

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Ben's POV:

Zum erneuten Mal entfuhr mir ein frustriertes Seufzen,während ich bestimmt zum hundertsten Mal am heutigen Tag die Pipette mit derNährlösung für meine Hautforschung füllte, um Gunther seiner täglicheBehandlung zukommen zu lassen. Dabei hatten wir grade einmal die Mittagszeiterreicht und mir kam es bereits jetzt schon so vor, als sein ich seit achtStunden hier im JTK. Der gesamte Morgen bestand nur aus Labortätigkeiten undAuswertungen, die für mich heute eigentlich nicht bestimmt waren. Doch als sichEmma heute Morgen krank gemeldet hatte, musste jemand der nicht grade aus demDienst kam ihre Schicht übernehmen, deshalb blieb dies wohl oder übel an mirhängen. 

Jeden Tag des Jahres wäre ich sicherlich mit einem wohlgesinnterenGemüht zur Arbeit gekommen, aber heute war die Hoffnung, dass sich meine Launenoch bessern würde, vergeblich. Herrgott es war Vatertag, das erste Jahr, indem ich einen Grund habe diesen besonderen Tag mit meiner kleinen Tochter zuzelebrieren. Ich hatte alles bereits geplant, ich wollte mit Raya ans Wassergehen und Enten füttern, sie liebte es diesen beim Jagen, um das Futter zubeobachten und gluckste dabei immer so glücklich. Danach wollte ich mit ihr indie Innenstadt gehen und ein Eis kaufen, um den freudigen Tag gemütlich ausklingenzu lassen. Sicherlich meine kleine Bohne ist noch jung und in den kommendenJahren wird es so häufig noch die Möglichkeit geben, dass ich diesen Tag mitmeiner Maus verbringen kann, aber meine Pläne waren für heute, nicht für morgenund schon gar nicht für die Zukunft. 

Ein weiteres Seufzen entfuhr mir, als ichhörte wie sich eine weitere Person, die sich plötzlich im Raum befand, an michwandte: „Ahlbeck, in Tagträumen versunken? Oder warum starren sie Luftlöcher indie Wand vor ihnen, während der Onko-Dok unten auf der drei schön nervös nachseinem Salbeitee sucht, weil er seine Laborergebnisse nicht erhält?" Benschüttelte seinen Kopf, in der Hoffnung auf diese Weise seine Gedanken in einegeordnete Bahn zu leiten: „Dr. Moreau, entschuldigen sie, Dr. LindersErgebnisse habe ich vor wenigen Sekunden verschickt und die Blutwerte IhrerPatientin sind als nächstes an der Reihe!" „Gut Ahlbeck und was war derwirkliche Grund für ihre Abwesenheit, ich kenne ihren ‚Ich hab keine Lust heutezu arbeiten'-Blick, der war das grade nicht, das war eher gleichzustellen mitdem ‚Ich mach mir Sorgen'-Ausdruck. Also raus mit der Sprache, wo drückt derSchuhe, Frau Professor Patzelt will, dass wir bei ihnen und den restlichenKüken vermehrt auf Stresssymptome achten sollen, damit sie sich nichtüberarbeiten. Wie das bei ihrem Tempo funktionieren soll, das ist mir zwar einRätsel, aber auch egal wir versuchen es weiterhin mit der soften Methodik.Somit Ahlbeck was bedrückt sie?"

Achselzuckendantwortete ich meinem Mentor: „Ich glaube ich vermisse einfach nur Raya. Dieletzten Monate zu Hause waren so intensiv und derzeitig erlernt sie so viel inso kurzer Zeit, dass ich einfach nur Angst habe, dass ich etwas verpassenkönnte.", versuchte ich Moreau zu überzeugen. Doch scheinbar hatte meinekleiner Notlüge in echt nicht so gut funktioniert, wie ich mir das im Vorwegeerdacht hatte. „Ahlbeck sie sind doch heute Nachmittag bei ihr und können dannihren Pflichten an Heim und Herd weiterhin nachgehen", nach einer kurzen Pause schienes so als sei Doktor Moreau ein Licht aufgegangen: „Ach! Stimmt wir haben heuteVatertag. Da drückt der also. Ahlbeck sie sind doch ein gestandener Mann. Jetztnoch die letzten Stunden ihres Dienstes die Arschbacken zusammenkneifen unddann können sie doch Heim zu ihrer Tochter." Seufzend drehte ich mich zu ihm:„Ich weiß, Raya ist erst zehn Monate alt und sie wird sich an diesen Tag ehnicht erinnern können, aber für mich hätte es einen ungemeinen Wert gehabt,diese Erinnerung mit ihr zu haben. Mir ist auch bewusst, dass ich meinen Plänennach dem Dienst immer noch nachgehen kann, aber Raya muss dann auch schon balddanach ins Bett und ... Entschuldigen Sie, dass ich sie mit meinen marginalenEmpfindlichkeiten belästige. Die Ergebnisse ihrer Patientin sollten in dennächsten Minuten vorliegen und dann übersende ich Ihnen diese auf ihr Tablet." 

Mit diesen Worten drehte ich mich wieder dem Mikroskop zu mit der Annahme, dassMoreau ebenso seines Weges gehen würde, doch mit dieser Auffassung lag ichäußerst falsch. „Ahlbeck raus hier! Ich meine es ernst. Die restlichen dreiStunden werden wir wohl noch ohne sie überleben, denn mit ihrerArbeitseinstellung ist heute wirklich kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Gehensie zu Leyla, die wartet unten in der Cafeteria mit Raya bereits auf sie, esist alles mit Frau Professor Patzelt geklärt. Also Abflug!" Ich wusste nicht sorecht was ich nun machen sollte. Handelte es sich bei Moreaus Aussage, um einenScherz oder konnte ich wirklich meinen Platz hier im Labor verlassen, um zumeiner Familie zu gehen? Unschlüssig wuselte ich hinter dem Mikroskop in meinenUnterlagen, wahrscheinlich einen Augenblick zu lange, da mein Doktorvater nunsehr offensichtlich meinte: „Ahlbeck! Feierabend! JETZT! 

Ohne weitereUmschweife entledigte ich mich meiner Gummihandschuhe, hängte den Laborkittelan den Haken und rief ihm ein letztes Dankeschön zu, bevor ich zur Umkleideeilte. 

In der Cafeteria wurde ich dann von Leyla begrüßt die mir mit einem: „Hey,da bist du ja! Ich dachte schon Matteo würde es nicht schaffen dich davon zuüberzeugen, dass es ok ist, dass du ein paar Stunden früher gehen kannst.", freudestrahlendentgegen kam. „Ich konnte es nicht so richtig glauben, dass ausgerechnetMoreau, sich dafür eingesetzt hat, dass ich früher aus dem Dienst kommen kann!",musste ich Kopf schüttelnd zugeben. Ich gab Leyla daraufhin einen innigen Kussund ging dann weiter zum Buggy, wo mich meine kleine Bohne freudig quickendbegrüßte: „Da..." Ich nahm sie hoch und kuschelte sie eng an mich und flüsterteihr ins Ohr: „Für dich würde ich, wann immer es möglich ist, alles stehen undliegen lassen, denn du bist der Fokus meines Handelns; du, deine Mama und ich,dass ist alles was zählt!" 

Grinsend schaute mich meine kleine Maus daraufhinan. Ich setzte sie zurück in den Wagen und nahm Leylas Hand in meine und zogsie mit zum Ausgang. „Na dann, sollten wir uns mal auf den Weg in den Parkmachen, ehedem alle Enten schon satt sind!" Und so verließ ich mit Raya inihrem Buggy und Leyla in einer festen Umarmung freudestrahlend das JTK um denwohl wundervollsten Tag des Jahres zu zelebrieren.

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