Chapter 5

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Nach langer Zeit lösen wir uns wieder voneinander. Mir ist es etwas peinlich, dass ich vor ihm geweint hab und ich werde rot. Ich schaue zu Steve und es scheint, als wolle er noch etwas fragen. Er hält seine Fragen aber zurück und dafür bin ich ihm dankbar. Ich hab noch ein paar Stunden bis ich arbeiten muss und die verbringen wir mit zocken und anschließend Filme gucken. Der letzte Film den wir schauen, bevor ich gehen muss, stellt sich nach einiger Zeit als ziemlich langweilig raus und so unterhalten wir uns ein bisschen.
„Hattest du schon mal eine Freundin?“, fragt Steve.
„Nein… Noch nicht mal annähernd.“, antworte ich traurig.
„Und bist du noch ungeküsst?“
„…ja“, gebe ich zu.
„Wow krass, das hätte ich nicht erwartet.“
„Wie meinst du das?“, frage ich verwirrt.
„Bei deinem Aussehen… Und natürlich Charakter!“, sagt er verschmitzt grinsend. Bei seiner Aussage werde ich rot und wechsle das Thema.
„Hattest du denn schon mal einen Freund? Also einen festen?“
„Ja, einen. Aber das ist weniger gut ausgegangen.“
„Wieso? Was ist passiert?“, will ich wissen.
„Typische Badboy Geschichte. Jemand verliebt sich in einen Badboy, glaubt ihn ändern zu können, kommt mit ihm ‘zusammen‘, schläft mit ihm und wird verlassen.“, sagt Steve mit bedrückter Stimme.
„Oh man das tut mir so leid für dich. Wie lange ist das her?“
„Ein halbes Jahr ungefähr. Es ist okay. Ich komm mittlerweile damit klar. Andere Mütter haben auch hübsche Söhne.“, sagt Steve und zwinkert mir am Ende zu. War das ein Flirtversuch?
„Wann musst du los?“ Ich schaue auf mein Handy.
„Ziemlich genau jetzt. Danke, dass du mich erinnert hast.“, antworte ich lächelnd.
„Kein Problem.“, grinst auch er. Wir gehen zusammen die Treppe runter und ich verabschiede mich vom Rest seiner Familie der noch da ist. An der Tür angekommen ziehe ich meine Jacke und meine Schuhe an. Dann drehe ich mich um zu Steve.
„Ich… geh dann mal.“, sage ich und schaue ihn an.
„Mach das. Viel Spaß bei der Arbeit.“, antwortet er in ehrlichem Ton, ohne jegliche Spur von Sarkasmus.
„Danke nochmal, dass ich hier schlafen durfte. Und wegen vorhin.“ Er kommt auf mich zu und umarmt mich.
„Du brauchst dich dafür nicht zu bedanken. Du kannst gerne wieder hier übernachten, falls nochmal so etwas sein sollte. Was ich nicht hoffe. Und du kannst auch immer mit mir reden, wenn dich was bedrückt, Noah.“, sagt er während er mich immer noch umarmt. Sein Atem an meinem Hals löst wieder eine Gänsehaut bei mir aus. Warum nur? Was ist los mit mir?
Wir lösen uns voneinander und ich mache mich auf den Weg ins Restaurant. Als mein Handy klingelt, sehe ich das Logan anruft.
„Hey“, melde ich mich.
„Hey Noah. Tut mir leid, dass ich erst jetzt zurückrufe, aber Nick war da und… naja wir waren beschäftigt.“, sagt er und man kann sein Grinsen förmlich hören.
„Ja nein ist schon okay. Steve hat mir geholfen. Wie war es mit Nick?“, frage ich meinen besten Freund.
„Oh es war toll, wir haben- Warte! Steve? Läuft da was?“, fragt Logan aufgeregt.
„Nein, da läuft nichts. Ich bin nicht schwul, Logan.“
„Aber er! Und er steht bestimmt auf dich! Ich mein, hast du mal gesehen, wie er dich manchmal anschaut?“
„Ach Quatsch, ich denke nicht, dass er auf mich steht.“, antworte ich schlicht, nicht auf seine Frage eingehend.
„Wir werden ja sehen, wer am Ende Recht hat, Noah.“
Ich verdrehe nur die Augen und seufze.
„Und was habt ihr zwei gemacht? Und wobei hat er dir eigentlich geholfen?“, fragt Logan.
„Komm einfach gleich in der Pizzeria vorbei, dann erzähl ich dir alles, was du wissen willst.“, schlage ich ihm vor. Wir legen auf und ich komme ein paar Minuten später bei meiner Arbeit an. Jeff ist nicht da, er hat samstags immer frei. Ich ziehe mich um und fange an Bestellungen aufzunehmen. Im Moment ist es noch nicht so voll, da erst Nachmittag ist und so kann ich fast ungestört mit Logan reden, als er kommt. Ich erzähle ihm von der Sache mit meinem Vater und was wir alles bei Steve gemacht haben.
„Tut mir leid, dass ich nicht rangegangen bin. Ich weiß ja wie das mit deinem Vater ist.“, sagt Logan bedrückt.
„Es ist in Ordnung, immerhin hast du ja jetzt einen… Seid ihr zusammen?“, frage ich neugierig.
„JA! Wir sind gestern zusammengekommen und danach haben wir miteinander geschlafen und OH MEIN GOTT, er ist so gut! Das glaubst du gar nicht!“
„Das freut mich für dich, Logan.“, lächle ich.
„Oh und das hätte ich fast vergessen: Rate mal, wer gestern hier war.“
„Ähm… keine Ahnung?“, antwortet Logan.
„Der Macker meiner Mutter. Sie sind wieder hergezogen.“
„Was? Echt? Wie findest du das?“, fragt Logan.
„Naja ich weiß auch nicht. Ich hab meiner Mutter nicht verziehen, dass sie Vater und mich allein gelassen hat. Aber auf der anderen Seite hab ich auch irgendwie immer gehofft, doch nochmal Kontakt zu ihr aufzubauen.“, erzähle ich.
„Wenn du das wirklich willst, solltest du es auf jeden Fall versuchen, Noah.“, rät er mir.
„Ja werde ich vielleicht.“
Wir quatschen noch kurz, doch dann kommen mehrere Kunden und Logan geht nach Hause. Oder zu Nick. Er wirkt echt glücklich. Ich freue mich, dass Logan endlich wen gefunden hat und alles soweit gut verläuft.  

Da heute nur wenige Kellner arbeiten, ist es ein harter Tag gewesen. Aber trotzdem freue ich mich nicht wirklich auf Zuhause. Lässt er mich im Haus bleiben? Oder jagt er mich wieder fort? Ich werde es nur erfahren, wenn ich hingehe. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen mache ich mich auf den Weg. Als ich die Tür aufschließen will, zittern meine Finger. Nachdem ich sie aufbekommen habe, lausche ich, ob etwas zu hören ist. Ich kann nichts hören und so mache ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Ich hole mir neue Klamotten und gehe duschen. Danach beschließe ich schlafen zu gehen, da ich hundemüde bin. Ich schließe meine Tür ab und lege mich ins Bett. Bevor ich schlafe, gucke ich nochmal auf mein Handy. Eine neue Nachricht von Steve.

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auf dem Bild ist Steve zu sehen 

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