Noch immer geschockt stehe ich reglos vor ihr.
„Noah nun mach schon!", bittet mich meine Mutter.
Ich drehe mich um und gehe die Treppe hoch zu meinem Zimmer. Auf meinem Schrank steht eine große Tasche, die ich jetzt herunterhole. Meine wenigen Kleidungsstücke packe ich schnell zusammen und anschließend suche ich noch andere für mich wichtige Sachen. Danach gehe ich ins Bad und hole mein Zeug. Nachdem ich alles fertig gepackt habe, gehe ich die Treppe wieder hinunter. Dort diskutiert meine Mutter gerade mit meinem Vater. Naja zumindest versucht sie es. Mein Vater kann nur noch vor sich hinlallen. Als sie mich sieht öffnet sie die Tür und geht raus. Ich will ihr gerade folgen, als ich am Kragen festgehalten werde.
„DU BLEIBST GEFÄLLIGST HIER, JUNGE!", brüllt mein Vater.
„Vergiss es! Ich habe das gesamte letzte Jahr auf eine Chance gehofft von hier wegzukommen und jetzt werde ich sie auch nutzen!", sage ich, schlage seine Hand weg und schmeiße die Tür hinter mir zu. Meine Mutter steht schon am Auto und wartet auf mich. Ich gehe langsam auf sie zu und realisiere nun Stück für Stück was das jetzt eigentlich bedeutet. Ich bin meinen alkoholkranken Vater los. Ich werde in ein großes Haus ziehen. Zu meiner Mutter. Und ihrem neuen Freund. Meine Geldknappheit könnte ein Ende haben. Ich müsste nicht mehr sechs Tage die Woche arbeiten gehen. Ich würde ein völlig neues Leben führen.
Wir steigen ins Auto ein und ich gucke auf die Uhr. 15:53 Uhr. Oh shit ich muss in die Pizzeria!
„Ehm... Könntest du mich vielleicht in die Pizzeria bringen in der ich arbeite?", frage ich leise.
„Ja klar. Wie oft und wie lange arbeitest du denn da?" Soll ich ihr antworten? Ihr die Wahrheit sagen?
„Montag bis Samstag von 16 bis 23 Uhr.", nuschle ich.
„Wie bitte? Noah, das geht doch nicht! Du bist doch noch ein Teenager und gehst noch in die Schule!"
„Ich hatte ja keine andere Wahl, wenn wir nicht auf der Straße wohnen wollten.", sage ich bedrückt.
„Noah, hätte ich das gewusst-"
„Du hättest es wissen können! Du hättest dich nur mal melden müssen! Ein Mal wenigstens!"
„Es- es tut mir so leid, Noah. Ich dachte nachdem ich damals Mike kennenlernte und mit ihm weg bin, ginge es dir bei deinem Vater besser. Ich befürchtete, dass du mich hasst und nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Es tut mir wirklich schrecklich Leid, was du alles durchmachen musstest.", entschuldigt sie sich. Ich bleibe stumm und denke darüber nach was sie gesagt hat. Sie hat mir die Chance gegeben aus allem rauszukommen. Sie hat mich zwar auch reingeritten, aber... Vielleicht sollten wir einen Neuanfang versuchen. Immerhin würden wir jetzt zusammen wohnen. Mittlerweile sind wir vor dem Restaurant angekommen und parken.
„Hör mal, Noah. Wenn du nicht mehr arbeiten willst, musst du das ab jetzt nicht mehr. Wenn du bei uns wohnst, bekommst du alles was du brauchst von Mike und mir." Ich sehe sie an und bringe tatsächlich ein kleines Lächeln zustande.
„Danke. Ich wird mir das mit der Arbeit überlegen."
„Soll ich dich nachher wieder abholen?"
„Nein, nein schon okay. Ich hab dann noch was vor."
„Mit einem Mädchen?", fragt sie grinsend.
„Es... Ich will noch nicht darüber reden.", sage ich bloß. In ihren Augen entdecke ich kurz einen Hauch Verletzung. Ich will gerade aussteigen, als ich noch sage: „Und danke. Dass ich bei euch wohnen kann." Ich öffne die Tür und gehe in die Pizzeria. Ich begrüße Jeff und frage ihn gleich, ob er einen Teil meiner Schicht heute übernehmen kann. Als ich ihm erkläre warum, stimmt er ohne zu zögern zu.
„Natürlich kann ich deine Schicht übernehmen! Ich will dir doch dein Date nicht vermasseln!", sagt er lachend und knufft mir danach die Seite. Ich verdrehe nur die Augen, ziehe mich um und mache mich an die Arbeit. In meiner Pause schreibe ich in die Whatsapp Gruppe von Logan, Steve und mir, dass ich heute Abend Zeit habe. Um 20:30 Uhr mache ich dann Schluss und gehe aus der Pizzeria. Ich schaue auf mein Handy und sehe im Verlauf der Gruppe, dass sich die anderen schon auf den Weg zum Kino gemacht haben. Ich gehe zur nächsten Busstation und fahre zum Kino.
Ich bin der Letzte der dort ankommt. Zur Begrüßung umarme ich alle. Als ich bei Steve angekommen bin, bekomme ich leichte Gänsehaut.
„Welchen Film wollen wir eigentlich gucken?", frage ich neugierig.
„Fast & Furious läuft.", antwortet Steve. Ich lächle, da ich die Filme liebe und wir gehen an die Kasse. Erst bezahlen Nick und Logan ihre Karten und dann bin ich dran. Ich will gerade das Geld rausholen, als Steve mich aufhält und für uns beide bezahlt.
„Aber-"
„Gern geschehen.", unterbricht mich Steve und grinst mich an. Wir gehen in den Kinosaal und setzen uns nebeneinander.
„Leute Nick und ich gehen noch schnell Popcorn holen, sollen wir euch was mitbringen?", fragt Lo.
Steve und ich sehen uns kurz an und sagen dann gleichzeitig: Nachos!
Darauf müssen wir lachen und geben uns gegenseitig einen Highfive. Kurz vor Filmbeginn kommen Nick und Logan wieder und sie sehen aus als hätten sie rumgemacht. Verwuschelte Haare, geschwollene Lippen... Sie geben mir unsere Nachos und ich reiße den Dip auf. Dann nehme ich einen Nacho und will ihn mir gerade in den Mund schieben, als Steve in mir aus der Hand reißt und ihn selber isst. Wie unfair!
„Hey! Das war meiner!", beschwere ich mich.
„Jetzt gehört er mir!"HHHhhHHJhhjöch
Schmollend drehe ich mich zur Seite, weg von ihm.
„Hey, nicht schmollen!" Ich beachte ihn nicht weiter, bis plötzlich ein Nacho vor meinem Gesicht auftaucht. Ich öffne meinen Mund und beiße ab. Die zweite Hälfte verschwindet wieder von meinem Gesicht und als ich mich zu Steve drehe, sehe ich gerade noch so wie er sie isst. Er lächelt mich an und ich kann das nur erwidern. Dann beginnt der Film und ich lehne mich in meinem Sitz zurück. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Steve seinen Arm auf die Armlehne zwischen uns legt. Soll ich...? Nein! Oder? Was hab ich schon zu verlieren, er wird schon nicht einfach aufspringen und aus dem Kino rennen. Hoffe ich zumindest. Egal. Ich versuch es einfach. Langsam hebe ich meine Hand von meinem Schoß und lege sie auf seine. Ich spüre wie er kurz zuckt und will meine Hand gerade wieder wegziehen, als er unsere Hände miteinander verschränkt. Mein Herz schlägt wie verrückt. Soll ich einen Blick zu ihm wagen? Oder lieber weiter an die Leinwand starren? Ich atme noch einmal tief durch und drehe mich zu ihm. Er sieht mich bereits an und wird etwas rot, als ich das mitbekommen habe. Ich lächle ihn an und er erwidert es. Eigentlich hatte ich vor nur kurz zu ihm zu sehen, aber jetzt wo sich unsere Blicke treffen, kann ich mich nicht mehr von ihm lösen. Jetzt oder nie. Ich beuge mich zu ihm rüber, doch kurz bevor sich unsere Lippen berühren, kippt die Packung mit den Nachos auf Steve. Ich schrecke ein Stück zurück.
„Verdammt, tut mir lei-", sage ich, werde jedoch von Steves Lippen, die sich sanft auf meine legen, unterbrochen.
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und da ist er, der erste Kuss zwischen Noah und Steve!
freue mich über jeden einzelnen Read, danke an alle ♥
wer eine Widmung möchte, kann kommentieren :)
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Change
RomanceNoah wird von seinen Mitschülern gemobbt und verprügelt. Seine Mutter hat ihn verlassen und sein Vater ist seitdem Alkoholiker. Um etwas Geld zu verdienen, arbeitet er in einer Pizzeria. Dort lernt er auch den Neuen kennen. Steve und Noah freunden s...