Kapitel 19 - Eingeschlafen

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Mit großen Augen sah ich ihn an. „Eine Chance?"

Er nickte. „Warum denn nicht?"

Ich schüttelte nur den Kopf. „Wie hast du dir das vorgestellt? Wir gehen zusammen auf Dates, geben uns irgendwann ein Eheversprechen, kriegen viele kleine Kinder und kaufen ein Haus?"

Ein belustigtes Schmunzeln lag in seinen Augen. „Soweit wollte ich eigentlich noch nicht planen."

Resignierend seufzte ich nicht. „Darum geht es nicht."

„Ich weiß.", fiel er mir ins Wort.

„Warum willst du dann eine Chance von mir?"

Wir standen hier im Parkhaus. Der Motor meines Autos lief ruhig im Hintergrund. Es war wirklich eine komische Situation.

„Ich mag deine Anwesenheit." Er zuckte mit den Achseln.

„Komm zum Punkt.", forderte ich nur.

„Ich weiß es nicht, okay!?" Seine Stimme, die mit einem Mal ziemlich laut geworden war, hallte von den Wänden wider.

Genervt verschränkte ich die Arme vor der Brust. „So läuft das nicht. Außerdem fahre ich in wenigen Tagen nach Hause. Das sind fast 900 Kilometer Distanz. Das weißt du oder?"

Er nickte. „Hör zu, ich weiß nicht was es ist. Du hast irgendetwas an dir. Ich weiß, dass es nicht gut für mich ist, dass es mich wahrscheinlich mehr kosten wird, als ich mir eingestehen sollte, aber ich möchte dich kennenlernen. Ich möchte, dass du mich kennenlernst."

Müde fuhr ich mir übers Gesicht. „Cesco, ich weiß nicht. Das hier ist ein Spiel auf Zeit. Ich habe keine Lust auf eine schnelle, kurze Urlaubsaffäre."

„Ich weiß. Ich kenne deine Geschichte mit Julian."

Sprachlos blickte ich ihn an. Warum wusste er von der Sache mit meinem Ex?

„Dann weißt du ja sicher auch, dass ich von Männern momentan die Nase voll habe!", warf ich ein, als ich meine Stimme wieder gefunden hatte.

Verständnisvoll nickte er. „Du weißt schon, dass ich ihn verschwinden lassen könnte, wenn du das willst." Während er das sagte, begutachtete er ganz beiläufig seine Fingernägel.

„Was? Nein." Irritiert fuhr ich auf. „Er ist ein Arsch, aber das ist kein Grund ihn umzubringen."

„Mein Angebot steht.", meinte er nur.

„Danke, ich verzichte.", lehnte ich ab.

Danach herrschte Stille zwischen uns, nur meine Musik, welche ich vor einigen Minuten bereits eingestellt hatte, lief leise im Hintergrund.

„Seit wann hast du dieses Kleid an?", wollte er dann wissen und durchbrach die unangenehme Pause.

„Ein paar Stunden inzwischen. Es ist wunderschön oder?" Elegant drehte ich mich um die eigene Achse und genoss, wie der Stoff um mich herum wirbelte.

„Ein wenig zu freizügig, für meinen Geschmack.", knirschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, mit Blick auf den hohen Beinschlitz, aus welchem meine Haut herausblitzte.

„Und genau wegen so etwas, weiß ich nicht, ob ich dir eine Chance geben kann.", seufzte ich.

Auf seiner Stirn bildeten sich kleine Falten, als er das Gesicht verzog.

„Das liegt am italischen Temperament. Ich kann es nicht einfach ausschalten. Wenn etwas mir gehört, soll keiner anderer es so sehen, wie ich."

„Das ist wirklich eine niedliche Definition von Eifersucht. Außerdem gehöre ich dir nicht.", entgegnete ich und lächelte.

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