Kapitel 16 - Kaffee mit Überraschung

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„Ich passe auf.", versicherte ich ihm und legte meine Hand kurz auf seine, um ihm zu zeigen, dass ich es ernst meinte. „Versprochen."

Er zuckte mit den Schultern. „Ist wahrscheinlich eh schon zu spät."

Ich prustete meinen Kaffee durch die Gegend. „Dein Ernst?"

Ratlos warf er die Arme in die Luft. „Was weiß ich? Wenn Francesco jemanden will, hast du eh keine Chance mehr. Also..."

„Du Vollidiot!", schimpfte ich und sah ihn böse an. Offenbar schien es ihm nicht viel auszumachen, dass ich vielleicht übermorgen tot im Bach liegen könnte.

Die Härchen auf meinen Armen stellten sich auf, als ich mir vorstellte, wie meine Eltern mich aus dem Wasser fischten.

Kopfschüttelnd blickte ich zu meinem besten Freund. „Manchmal bist du echt doof, weißt du."

„Damit kann ich leben.", meinte er nur und drehte sich weg von mir. „Ich geh mal schnell neuen Kaffee holen. Bin gleich wieder zurück. Tu mir nen Gefallen und bleib einfach hier sitzen."

„Wo soll ich denn sonst bitte hin?", rief ich ihm hinterher, als er bereits aus meinem Blickfeld verschwunden war.

Seufzend blickte ich mich um, als ich mich plötzlich beobachtet fühlte. Aufmerksam ließ ich meinen Blick durch den Bereich des Restaurants streifen, als ich eine Person an einem der kleinen Tische am Fenster entdeckte.

Ertappt blickte der junge Mann zu mir.

Ich lächelte.

Das war für ihn wohl das Zeichen, dass Buch, das er gerade las zur Seite zu legen und aufzustehen.

Bevor ich überhaupt wusste, was gerade passierte, hatte er sich neben mich gesetzt.

„Hi.", grinste er und ich erinnerte mich, ihn zu kennen. Er war der Verrückte, der mich mit seinem Roller umgefahren hatte.

„Hi", erwiderte ich. Nicht ganz so fröhlich wie er.

„Ähm. Ich bin leider kein Profi in solchen Sachen, aber ich würde dich gerne auf einen Kaffee einladen. Als Entschuldigung..." Nervös kratzte er sich im Nacken.

„Du meinst, weil du mich überfahren hast?", fragte ich und versank in dem Braun seiner Augen.

„Du erinnerst dich also?"

Wenn man mitten in der Nacht von einem wahnsinnigen Rollerfahrer übersehen wurde, erinnerte man sich für gewöhnlich daran. „Jaaaa...", antwortete ich langgezogen.

Meine Stimme verriet, dass ich nicht gerade sehr begeistert war.

„Schade, ich hatte gehofft, wir könnten das hinter uns lassen und nochmal von vorne anfangen." Er hielt mir seine Hand entgegen. „Matteo."

Überrascht starrte ich ihn an.

„Also ich bin Matteo.", meinte er dann als ich nicht reagierte und deutete auf sich selber.

„Mina.", stellte ich mich dann vor und ergriff seine Hand.

„Ich weiß." Er grinste breit. „Du bist Gesprächsthema Nummer 1."

„Ach tatsächlich?" Nun grinste ich breit und lehnte mich ein wenig zurück, um ihn besser sehen zu können.

„Hm." Er nickte.

In diesem Moment kam Tino vollbeladen mit Kaffeesäcken zurück aus dem Keller.

Als er uns sah, erstarrte er.

Wie in Zeitlupe beobachtete ich, wie einer der Säcke von seinem Arm rutschte und zu Boden fiel.

Die Bohnen verteilten sich über den Boden und es roch noch intensiver nach Kaffee als sonst.

„Was willst du hier?", knurrte Tino und baute sich vor Matteo auf.

Matteos Lächeln war auf einmal kalt und berechnend. Es war offenbar, dass die beiden sich nicht leiden konnten.

„Darf ich etwa keinen Kaffee trinken?", wollte Matteo wissen und in seinen Augen blitze es auf.

Oh ha, na da war ich ja wieder in etwas hineingeraten...

„Doch. Aber nicht mit ihr.", zischte Tino und deutete mit dem Kopf in meine Richtung, während er den Kaffee abstellte.

„Das kann Mina selber entscheiden würde ich sagen." Matteos Stimme war dunkel und ich war der Meinung, er war ein wenig näher zu mir gerutscht.

„Du Arsch...", knurrte Tino und ich sprang auf.

„Whow!" ich streckte die Hände aus. „Ganz ruhig Jungs. Ich kann selber für mich sprechen."

Matteo sah zu mir und lächelte sanft. „Ja natürlich, du hast Recht." In die Richtung meines besten Freundes meinte er: „Ich ziehe mich zurück Antonio. Aber glaub ja nicht, dass du mich deswegen los bist."

Keine Sekunde später war er verschwunden.

„Was wollte er von dir?", fuhr Tino mich an.

„Einfach nur nett sein.", schnauzte ich zurück.

„Matteo ist nie einfach nur nett.", lachte er bitter. „Niemals! Merk dir das!"

„Gehört er zu euch?"

Ein Zucken unter seinem Auge. „Nein."

„Was ist er dann? Und warum reagierst du so?" Ungläubig sah ich zu ihm. War mein bester Freund vielleicht einfach nur eifersüchtig? Nach der Aktion am Strand vor ein paar Tagen, war das gar nicht so abwegig.

„Er ist einfach nur ein eingebildetes Arschloch. Das ist alles.", behauptete er, aber ich sah in seinen Augen, dass das noch nicht lange alles war. Da war noch mehr.

„Na und? Er ist der erste hier, der nicht so aussieht, als würde er mich umbringen wollen!", fauchte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Pahhh!", machte er und fluchte wild gestikulierend auf Italienisch. „Du bist alt genug für eigene Entscheidungen. Aber komm ja nicht zu mir, wenn du falsch mit ihm liegst. Nicht alle Menschen sind gut."

Ich verdrehte die Augen. „Danke für die Warnung. Aber ich hab es bis jetzt auch ganz gut ohne deine Weisheiten geschafft."

„Du bist so stur." Er seufzte und lehnte sich mir gegenüber auf die Arbeitsplatte.

„Ich weiß."

„Das war kein Kompliment.", ergänzte er.

„Ich weiß.", wiederholte ich und erwiderte seinen Blick kalt.

„Was hast du heute vor?", versuchte er das Thema zu wechseln

„Keine Ahnung. Aber ich denke ich werde ein wenig Schlaf nachholen.", überlegte ich laut.

Bevor Tino antworten konnte, knallte die Restauranttür und wir fuhren beide erschreckt herum.

„MINA!", donnerte eine nur allzu bekannte Stimme.

„Scheiße.", flüsterte ich, als ich einen mehr als wütenden Francesco im Türrahmen erblickte.

„Was sollte dieser Anruf?!", tobte er und kam auf mich zu.

Ich suchte in meinem Kopf nach einer akzeptablen Antwort, aber alles was mir in den Sinn kam, war, wie heiß er aussah, wenn er so wütend war.

Nicht sehr hilfreich, Hirn. Wirklich.

„Ähm...", brabbelte ich und sah ihm dabei zu, wie er immer näher stapfte.

„Ich muss weg!", rief ich dann, sprang auf und rannte durch den Hinterausgang aus dem Restaurant.

„Ich kriege dich so oder so!", schrie er mir hinterher.

Dessen war ich mir durchaus bewusst und deswegen lief ich umso schneller. 

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