M A Y L A
"Mal schauen." Konzentriert ließ ich das Messer durch die einzelnen Schichten des Kuchens gleiten. Geschmeidig glitt es durch die einzelnen Böden, dabei hielt ich die Luft an. Ich war gespannt auf das Ergebnis. Meistens hatte es bei meinen Versuchen einen Kuchen zu backen, an der Konsistenz gehapert.
Während Alex sich entspannt, selbstgefällig und selbstsicher an die Küchenzeile lehnte, sah er mich amüsiert an. Vorfreude, Angespanntheit und Hoffnung mussten sich gerade abwechselnd in meinem Gesicht spiegeln. Der erste Schnitt war gesetzt. Wir hatten den Kuchen nochmal für eine Stunde, nachdem wir ihn ringsum mit Buttercreme eingeschmiert hatten, in den Kühlschrank gestellt.
Der zweite Schnitt ging bei mir schneller. Ich war jetzt viel zu gespannt, wie das Ergebnis sein würde. Das Stück Kuchen hob ich an und beförderte es auf einen Teller. Ich hörte seine Schritte und nahm kurz darauf seinen Atem hinter mir wahr. Alex war mir nahe, schon fast zu nah. Doch ich fühlte mich nicht unwohl bei dem Gedanken, dass er mir so nahe war. Ich ließ mich nicht beirren.
"Sieht wirklich gut aus." Flüsterte er hinter mir mit dunkler Stimme, es bescherte mir Gänsehaut. Ruckartig richtete ich mich wieder auf. Ich wollte sowas nicht, erinnerte ich mich gedanklich. Mit dem Gesicht jetzt zu ihm gewendet, lächelte ich ihn dankbar an. "Ich glaube, du bringst mir Glück beim Backen." Sanft und dankbar lächelte ich ihm entgegen. "Probier erstmal, bevor du so welche Hypothesen aufstellst." Ich nahm den Teller in die Hand und ging in Zeitlupe mit der Gabel zum Stück Kuchen.
Langsam schnitt ich ein Teil vom Stück des Kuchens ab. Ich hob meinen Blick vom Kuchen, der auf dem Teller in meiner Hand ruhte und suchte seinen Blick. Ich fand ihn. Und hielt ihn. Während ich die Gabel an meinen Mund führte, hielt ich seinen Blick und er blickte mir ebenfalls gespannt in die Augen. Als ich das Stück auf meine Zunge legte, schloss ich die Augen vor Genuss. Eigentlich war ich nicht die Person, die dafür bekannt war sich selbst zu loben, aber dieser Kuchen war mir und natürlich auch Alex und Maxwell ziemlich gut gelungen.
Die Augen wieder offen begegnete ich Alex fragenden Blick der auf meinen Lippen verweilte. Er fragte: "Und?" ohne seinen Blick von meinen Lippen zu nehmen, über die ich gerade leckte, um die Krümel zu entfernen. "Schmeckte super." Antwortete ich. Damit riss ich ihn aus seinen Gedanken, denn er hob seinen Blick und begegnete meinem. Er wusste, dass ich seinen Blick bemerkt hatte, das sah ich ihm an, aber er schämte sich nicht dafür. Das wiederum brachte mich ein Stück weit aus der Fassung. Doch ich ließ es mir nicht anmerken. Ich reichte ihm meinen Teller.
"Jetzt du. Du musst auch probieren!" forderte ich. Er nahm den Teller entgegen. Gepolter ertönte hinter uns aus dem Flur. "Wir sind dem Geruch des Essens gefolgt." erklang die Stimme von Maxwell dumpf aber voller Vorfreude aus dem Flur. "Ich hoffe, ihr habt keine Schweinereien angestellt." Zwinkerte er uns an, als er den Raum betrat und sofort auf den Kuchen zusteuerte. Ich wurde rot, das merkte ich, doch Alex ließ es kalt. Er nahm stattdessen ein Stück von dem Stück Kuchen. Seine Reaktion war ein Daumen nach oben, ein bestätigendes Kopf nicken und dann eine entspannte Pose, in der der sich an die Küchenzeile lehnte und das Stück Kuchen weiter aß. David und Tim hatte der Duft anscheinend auch angelockt, denn sie beide griffen jetzt auch nach einem Teller.
"Dürfen wir auch was vom Kuchen?" Sie fragten ganz nett im Gegensatz zu Maxwell, der sich einfach frei bediente, nicht dass ich ihm es übel nahm. "Wo Kuchen ist, da ist auch Hoffnung." Ertönte es von John, der die Küche betrat. Pascal und Anton betraten hinter John den Raum. "Da stimm' ich dir voll und ganz zu, John.", sagte ich, währenddessen die anderen zustimmend murmelten. Ich durchquerte den Raum, drückte Pascal einen Kuss auf die Wange und verabschiedete mich. "Ich muss dann." "Wohin?" Kam sofort die Frage von Alex. Mein Blick fand sofort seinen. "Ich muss meine Arbeit abgeben und brauche neue Bücher.", antwortete ich ruhig. Ich verließ die Küche und ging in den Flur, um mir Schuhe und Jacke anzuziehen.
Es war immer noch ungewohnt so viele Leute in meinem Haus zu haben, doch gewöhnte ich mich langsam dran. Außerdem gewann ich die Männer gerade gern. Es war nicht so, dass ich nie andere Kontakte außer meinen beiden Freunden und meiner Familie hatte, doch so engen Kontakt zu mir Fremden, die ich kennenlernte, hatte ich lange nicht mehr. Angezogen suchte ich noch meine Tasche, in der alle anderen wichtigen Sachen waren und verließ dann das Haus. In den letzten Tagen hatte ich noch mal intensiv an der Korrektur des Buches gesessen und war Schluss endlich gestern fertig geworden.
Heute Morgen hatte ich nur nochmal darüber gelesen, bevor ich es auf den Stick gezogen hatte. Jetzt musste nur noch die Autorin darüber lesen und sagen, ob es gut war oder ob noch was geändert werden sollte, bevor es in den Druck ging. Das Abgeben des Stücks ging schnell. Danach lief ich eine Weile durch Amsterdam, half Touristen und kaufte mir meine Lieblingscookies. Sie waren noch warm. Als ich hineinbiss, war die Schokolade noch geschmolzen und ich schmolz glatt mit.
Dieses Gebäck war einfach jedes Mal himmlisch. In der Bücherhandlung, die von einer Bekannten von mir betrieben wurde, stöberte ich in Ruhe. Regal für Regal guckte ich mir an. Wenn mir was gefiel, zog ich das entsprechende Buch, herauslas mir die Rückseite mit dem Klappentext durch und wenn es mir gefiel, packte ich es in meinen Korb.
Meine Ausbeute war kleiner als sonst, zwei Bücher umfasste sie, aber ich war zufrieden. Ich ging den gleiche weg, den ich gekommen war, wieder zurück. An den Grachten vorbei über die Brücken. Sprang den Fahrradfahrern aus dem Weg und nahm Tulpen auf dem Tulpenmarkt mit. Wieder musste ich Touristen den Weg weisen zu den Museen. Aber das machte ich gern.
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Ein Orchester aus Tönen und Wörtern | LX FF
Fanfiction«Ich hatte den Riss in meinem Herzen gerade erst mit Nadel und Faden unter größten schmerzen, ohne Narkose zu genäht, da konnte ich nicht das Risiko eingehen die wunde wieder aufreißen zu lassen. Das Risiko das es danach nicht mehr genesen würde war...