V E E R T I E N | MITTERNACHTSSNACK

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M A Y L A

Es war spät. So spät, dass die Sterne den Himmel über Amsterdam erleuchteten. Eine leichte Rauchwolke stieg in den Himmel empor als ich tief ausatmete. Es war zwar kühl, aber es ließ sich aushalten mit einem dicken Pullover, einer Jogginghose, dicken Socken und Blundstones. 

Das Bier in meiner Hand klimperte ab und zu, wenn ich mit einem meiner Ringe daran stieß. Ich hatte mich einfach an den Steg gesetzt, ließ meine Beine hinab ins Boot unter mir baumeln und genoss es mal klar und in Ruhe denken zu können. 

Seit die Jungs Truppe bei mir angekommen war, waren die stillen, ruhigen Momente eine Seltenheit geworden. Wirklichen stören tat es mich nicht, doch ab und zu brauchte ich einfach mal einen stillen Moment ohne jemand anderen.

 Ich lehnte mich auf meine nach hinten, mit den armen stützte ich mich ab, nachdem ich mein Bier zur Seite gestellt hatte. Einzelne Boote schipperten an mir vorbei, die Lichter in manchen Häusern brannten noch und Passanten auf Fahrrädern, zu Fuß oder auf Skateboards waren noch unterwegs. 

Alles in allem war es friedlich, angenehm still, so wie ich es haben wollte. Ich saß einfach da und ließ mich schweifen. Und genoss. Nach einer Zeit wurde es mir wirklich zu kalt. Ich hievte mich wieder hoch. Der leicht aufkommende Wind ließ einzelne Strähnen herumflattern und die kalte ließ mich meinen Pullover noch weiter über meine Hände ziehen. Ich griff nur noch schnell zu meiner Flasche und lief dann Schnur stracks durch den Garten ins Haus.

 Die Tür hatte ich zugezogen, aber nicht abgeschlossen. Dadurch konnte ich durch einfaches aufdrücken in das Gebäude eintritt finden. Meine Schuhe zog ich direkt nach dem Eintreten aus, um niemanden wegen meiner schritte zu wecken oder gar in Alarmbereitschaft zu versetzten. Mein Weg führte durch die Küche. Sollte ich mir was zu essen mit aufs Zimmer nehmen? 

Ich stellte das Bier in den Kasten neben der Tür und..." Auch auf der Suche nach einem Mitternachtssnack?" Ertönte es hinter mir aus dem Dunkeln der Küche. "Ach.. Verdammte scheiße Alex! Du kannst mich doch nicht so erschrecken!" Flüsterte ich atemlos und laut.

 Alex oberkörperfrei in Jogginghose gekleidet und eine kette um den Hals baumelnd, öffnete er mit einem spitzbübischen Lächeln den Kühlschrank. "Das ist überhaupt nicht lustig ." Das Licht, das von dem Kühlschrank auf seinen Körper viel gab mir einen schönen Anblick auf den Mann vor mir. Er hört nicht auf zu grinsen, suchte dabei weiter im Kühlschrank nach was bestimmten. 

"Aha" erklang es triumphierend aus dem Kühlschrank. Währenddessen hatte ich mich neben dem Kühlschrank an die Zeile gelehnt. "Um auf deine Frage zurückzukommen: Ja ich hatte überlegt mir was, als Mitternachtssnack zu holen." Erst sah ich seinen Kopf, immer noch das Grinsen auf den Lippen und dann wurde mir eine Box unter die Nase gehalten. Neugierig beugte ich mich über die durchsichtige Box unter meiner Nase. Lasagne. 

"Okay?" Fragte Alex, während er an mir vorbeiging und die Lasagne auf die Theke stellte. "Ja." Ich blieb weiter stehen, in der Zeit stellte er die Box ohne den Deckel in die Mikrowelle und schaltete sie an. "Was hast du draußen gemacht?" Alex hatte sich gegenüber von mir lässig an den Tisch gelehnt und die Arme verschränkt. "Einfach die Ruhe genossen." Sagte ich, mit rauer stimme. Ich räusperte mich. Mein gegenüber lachte kurz auf.

 "Sind wir so laut?" "Nein. Nein ihr seit nicht laut. Es ist einfach ungewohnt für mich, so lange mit so vielen Menschen zusammenzuleben." Hilflos, weil ich nicht wusste, wie ich es ihm besser erklären konnte, zuckte ich mit den Achseln. "Verstehe. Manchmal brauch' ich auch Abstand von allem." sanft lächelte er mir entgegen. „Gerade, wenn wir die Tour beendet haben bin ich so überladen mit Eindrücken und sowas, dass ich ruhe brauche." Sein Lächeln ging ins Melancholische über, während er an ein bestimmtes Ereignis dachte. 

Die Mikrowelle piepte. Alex versuchte die Box aus der Mikrowelle zu hohlen, doch verbrannte sich prompt. „Ah fuck!" stieß er erschrocken aus und schüttelte seine Linke Hand. „Lass mal sehen." vorsichtig nahm ich seine Hand in meine und inspizierte in dem Licht, das uns die Mikrowelle spendete, seine leichten Verbrennungen. „Ich hol' eine Creme. Setz du dich schon mal hin", wie's ich ihn an.

 Ich legte meine Hand an sein Kreuz, um ihn zum Tisch zu lenken. Nahm dann ein Handtuch und nahm damit als Schutz die Box aus der Mikrowelle. Stellte sie auf den Tisch. Flitzte uns Bad suchte dir Creme und Pflaster, die ich schnell fand. Gepriesen sei mein Ordnungssystem. Zurück in der Küche holte ich noch schnell Gabeln aus der Schublade. Dann gesellte ich mich zu Alex. Stumm mit meinem Blick forderte ich ihn auf, mir seine Hand zu reichen. 

Er seufzte tief, als wüsste er nicht recht, ob er es gut finden soll und gab mir seine linke verletzte Hand. Ich machte ein kleines Licht an, was mich kurz die Augen zusammen kneifen ließ, bevor ich besseren Blick, auf die wund hatte. Es war nicht allzu schlimm, doch die Fingerkuppen des Daumens und der Mittel- und Zeigefinger schienen in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. 

„Du musst das nicht machen." erklang seine raue Stimme in der Stille. Ich blickte von meinem Werk auf. Die Creme hatte ich schon aufgetragen. Ich war dabei, die Pflaster abzuschneiden. „Ich weiß." Mein Blick glitt kurz zu seinen Augen. Ich hielt den Augenkontakt kurz und lächelte ihn sanft an. „Aber ich möchte." Ich drückte seine Hand vorsichtig und sanft, nachdem ich fertig war mit meinem Werk. 

Am liebsten hätte ich seine Hand gar nicht losgelassen, sondern sie für immer gehalten. Sie fühlte sich so richtig und so warm an. Die Utensilien packte ich zusammen und legte sie an den Rand des Tisches. Stattdessen griff ich nach den zwei Gabeln und hielt meinem gegenüber eine hin. Dankend nahm er sie entgegen, dabei berührten sich unsere Finger und ich fühlte sofort wieder so einen wohligen Schauer. 

Schweigend aßen wir gemeinsam die Lasagne. „Tut es noch weh?" Alex blickte zu mir auf. Seine Grünen Augen würden erhält von dem Licht, das immer noch leuchtete und wirkten so klar und schön. Er nahm seine linke verletzte Hand hoch, schüttelte sie fühlte die Fingerkuppen, die ich eingepflastert hatte. „Es geht nur noch ein bisschen unangenehm. Du bist eine gute Ärztin." Beim letzten Satz zwinkerte er mir zu und peinlicher weise ließ es mich erröten. 

Wir aßen schweigend weiter. Es war angenehm. Ich hätte jetzt wieso nicht allzu viel reden wollen und können. Ich genoss es einfach. Die Stille. „Puh. Ich kann nicht mehr." stieß ich nach einer weiteren Stillen Essensphase aus und rieb mir um meine Worte zu betonen den Bauch. Alex lächelte mich wieder an. „Ich kann auch nicht mehr. Den Rest stelle ich wieder in den Kühlschrank für morgen." Ich nickte zustimmend. Am Türrahmen zum Flur wartete ich auf Alex, bis er die Sachen netterweise weggeräumt hatte. „Danke", sagte ich, als er zu mir trat. Doch er wank nur ab. „Kein Ding." kam es als Erwiderung. Gemeinsam gingen wir die Treppe nach oben.

Ein Orchester aus Tönen und Wörtern | LX FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt