T I E N | REGENBOGEN 2.0

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M A Y L A

"Und was als Nächstes?" Fragte Maxwell interessiert. Ich nahm das Rezept zur Hand. Beide Männer beugten sich mit über das Rezept und folgten meinem Finger, der die nächsten Schritte abfuhr. "Als Nächstes müssen wir die Buttercreme machen."

Ich wies Maxwell an, die Zutaten zusammenzutragen. Frischkäse, Puderzucker, Butter und bunte Streusel. Alex und ich spülten währenddessen den Thermomix grob sauber. Mit einer Begeisterung, die einem klein Kind ähnelte, legte Maxwell die Zutaten bereit und wartete kurz, bis wir beide fertig waren. 

Den Frischkäse, die Butter und den Puderzucker verrührte der Thermomix, nachdem wir sie dort rein getan hatten. Ich holte die gekühlten Böden. Schritte ertönten die die Treppe aus dem Keller hoch stapften. "Maxwell wir brauchen dich einmal." David stand in der Tür. Er sah ein wenig übermüdet aus. Interessiert verweilte sein Blick auf den bunten Böden, er sagte aber nichts, sondern wartete auf Maxwell. Enttäuscht legte dieser seinen Löffel beiseite, den er zuvor zum Probieren noch in der Buttercreme gehabt hatte und verließ dann mit David den Raum. 

"Erste Farbe vom Regenbogen?" Alex Stimme durchbrach die Stille, die sich gebildet hatte. "Von unten nach oben, also fangen wir mit Lila an. Ich hoffe, der wird was." Ein unsicheres Lächeln stand auf meinem Gesicht. Alex suchte den Lila Farbenden Boden. "Ach, die sehen doch alle gut aus." Sprach er mir Mut zu. Sein Arm streifte meinen als wir nebeneinander rumhantierten. Er lächelte mich immer mal wieder an und bereitete mir dabei in wohliges Gefühl.

 "Regenbogen Kuchen, tz. Ich glaub's nicht." Murmelte er, mit leichtem Unglauben und Belustigung in der Stimme. Ich musterte ihn von der Seite. Der blaue Boden lag vor ihm, den er gerade mit der Creme bestreicht in einem Schwarzen Hoodie die Ärmel hochgekrempelt bis zu den Ellenbogen. Seine Haare waren wie sonst auch frisiert, sein Tattoo am Hals wurde zur Hälfte verdeckt, war aber immer noch gut sichtbar. Er lächelte vor sich hin, seine Bewegungen wirkten dabei schon fast meditativ. 

Sein Kopf drehte sich in meine Richtung. "Was?" Fragte er amüsiert, anscheinend hatte er bemerkt, dass ich ihn gemustert hatte. "Was entdeckt, was dir gefällt?" Spielerisch wackelte er mit den Augenbrauen. Ich gab ihm einen Klaps gegen die Schulter. "Durchaus." Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. "Dieser Boden mit der Creme sieht einfach zum an beißen aus." Frech grinste ich zu ihm hoch. Sein braunen Augen strahlten Belustigung aus. Er beugte sich ein Stück zu mir runter, so das er mir in die Augen gucken konnte. Seine braunen Augen wirkten dadurch das sie von der Sonne beleuchtet wurden, so hell wie Bernstein. Diese Augen nagelten mich fest und ließen mich nicht los.

 "Sicher?" Er senkte seine Stimme bis er fast flüsterte und sie wurde tiefer. Ein leichter Schauer lief über meinen rücken, als ich seine Stimme hörte. Ich beugte mich noch ein Stück näher zu ihm, sodass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. Er zuckte nicht zurück, sondern hielt meinen Blick gefangen. "Sicher." So als wäre gerade nichts passiert, zog ich mich wieder zurück und legte den blauen Boden auf den lilafarbenen Boden. 

Alex richtete sich nun wieder gerade auf, sein Blick blieb dabei auf, mich gerichtet. Ich konnte mich mein lächeln knapp verkneifen. "Wir brauchen den grünen Boden.", bemerkte ich. Der Mann neben mir schüttelte kurz seinen Kopf, um sich von seinen Gedanken zu lösen, in denen er anscheinend gesteckt hatte. Er nahm aus den vier Böden vor ihm den grünen und reichte ihn mir. Da er schon den blauen Boden bestrichen hatte mit Buttercreme, musste der Grüne nur auf diesen draufgelegt werden. 

Seine Hände berührten meine, als er mir den grünen Bestandteil der Torte überreichte. Wieder kreuzten sich unsere Blicke. Sein Lächeln war heiter ebenso wie meines. Schon seit Maxwell den Raum verlassen und uns beide alleine zurückgelassen hatte, hatte sich die Atmosphäre im Raum verändert. Sie war Energie geladener und gleichzeitig lag auch eine Leichtigkeit in der Luft, die sich mit einer Zufriedenheit vermischte. Wir arbeiteten still nebeneinander abgestimmt aufeinander weiter. Einzelne Töne klangen vom Keller hoch in die Küche. In den letzten Tagen war es schon fast zu einer Normalität für mich geworden, die Klänge zu hören. 

In der angenehmen Stille hörte man den Schlüssel, der sich im Türschloss drehte und dann wie die Tür mit einem leisen quietschen geöffnet wurde. Schritte ertönten. Es rumpelte, jemand fluchte und zwei andere lachten kurz darauf. Anscheinend waren Jonas, John und Pascal wieder zurück. Der Rote und letzte Boden wurde von Alex auf den Stapel gelegt. Pascal kam in die Küche geschlendert. Seine Cap wie immer auf dem Kopf und ein freudiges aber gleichzeitig auch neugieriges Lächeln auf den Lippen. 

"Ihr seit schon wieder da?" Fragte ich verwundert. Eigentlich hatte ich gedachte, dass sie länger unterwegs sein würden. "Wieso? Stör ich?" neugierig beugte er sich über meine Schulter. "Sieht gut aus." "Ich hoffe, er schmeckt auch so gut wie er aussieht." Machte ich nochmal mein Misstrauen kund. Dabei ignorierte ich Pascals Stichelei. "Ich bin gespannt. Reservier ein Stück für dich. Bei den Scheunendreschern, die gerade mit dir unter einem Dach leben, ist der in einer Minute weg." Frech grinste er zu Alex rüber, gleichzeitig zwinkerte er mir zu. "Wichser. So kriegst du gar keins."

 Beide Männer glucksten, wobei Alex den Löffel mit Buttercreme auf Pascal hielt. Dieser war nicht beeindruckt, gluckste weiter. "Ich glaube, ich muss den Kuchen im Auge behalten." Schilderte er sein Vorhaben. "Nein, musst du nicht. Ich verspreche dir, dass ich für dich das größte Stück reserviere." Sagte ich gutmütig. "Hör genau hin, Alex. So benehmen sich gute Freunde." Alex packte mit einem gespielt bösen Blick, das Geschirrtuch, straffte es und ließ es in Pascals Richtung schnappen. 

Ich ignorierte die sich raufenden Männer und konzentrierte mich wieder voll und ganz auf den Kuchen. Immerhin sollte die ganze Mühe von uns nicht ganz umsonst gewesen sein. Hinterher erklangen immer mal wieder in unregelmäßigen Abständen Kraftausdrücke von beiden. 

Mein Blick blieb an einem Bild von mir und Finn hängen. Wir beide lächelten Arm in Arm der Kamera entgegen. Unser beider Augen strahlten um die Wette und wir sahen verschwitzt aus. Als das Foto entstanden war, waren wir auf einem Hausboot im Sommer in Amsterdam gewesen. Finns Haare, die eigentlich immer dunkel blond gewesen waren, waren von der Sonne gebleicht worden. Sie hoben sich stark von meinen braunen Haaren ab. Finn hätte es wundervoll gefunden, mit so vielen Menschen im Haus. Er war immer ein Mensch gewesen, der viel unterwegs war, keine scheu hatte neue Menschen kennenzulernen.

 "Pascal kriegt ein mittel großes Stück." Riss mich Alex aus den Gedanken. Als ich verstand, was er gesagt hatte, lachte ich auf. "Das ist ein guter Kompromiss." Stolz lächelte er mir entgegen, dabei kam seine Lücke zwischen den vorderen zähnen zum Vorschein. 

Ein Orchester aus Tönen und Wörtern | LX FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt