Z E S | VERSUCHUNG

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M A Y L A

Das Studio, was mehr als den halben Keller in Anspruch nahm, war hell erleuchtet. Es wurde wieder zum Leben erweckt und das freute mich. Der Raum, der vor dem Booth war, mit Mischpult hatte eine rote Tapete mit japanischen Pflanzen und dunkleren Parkettboden. Die Möbel waren in einem dunklen Grün. Tim und David saßen auf zwei hell braunen Lederstühlen  vor dem Pult und bastelten wahrscheinlich an einem Song.

"Seid ihr eigentlich immer so schnell?" Fragte ich in die Runde, wobei ich mich auf die Grüne Couch fallen ließ. "Kommt drauf an. Manchmal haben wir so Phasen, da geht das alles von der Hand als wäre es nichts und manchmal dauert es ewig bis wir alle mit unseren Parts zufrieden sind." erklärte John. Der Booth der im Moment ins Dunkle getaucht war, erstrahlte sonst bei Licht in einem satten Admiral blau.

Ich lehnte mich auf dem Sofa nach vorne und stützte meine Unterarme auf meinen Oberschenkeln ab. Als sich alle gesetzt hatten, machte David den fertigen Song an. Der Bass ließ die Boxen vibrieren. Konzentriert zog ich meine Augenbrauen zusammen. Von Tönen verstand ich nicht viel, aber von Wörtern.

Das Orchester, was aus den beiden Komponenten entstand, war interessant. Der Beat hatte Ohrwurm potenzial, der Text war jetzt nicht das, was ich erwartet hatte. Aber es passte zu den Männern, auch wenn ich nicht verstand wie man sich von sowas den ganzen Tag beschallen lassen konnte, war der Text nicht primitiv.

Er war abwechslungsreich und passte zum Beat. Zudem beschrieb der Text gut, man konnte sich die Situation gut vor Augen vorstellen. Der Beat wurde gestoppt, erwartungsvoll lagen die Blicke von den Künstlern auf Pascal und mir.

Pascal warf mir von der Seiten einen neugierigen Blick zu. "Ich finde ihn gut. Die sprache, ist ziemlich...Bildlich." John und Maxwell schlugen ein, während die anderen darüber grinsten. "Und der Beat oder wie man es nennt, hat einen Ohrwurm Effekt. Man erkennt ihn gut wieder." Die Blicke von uns wanderten ein Platzt weiter und weilten auf Pascal. "Ich kann Mayla nur zustimmen. Ohrwurm Faktor und Text ist sehr bildlich." Wieder das blöde grinsen auf den Gesichtern der Jungs.

In dem Moment hatte ich nicht gewusst, wie ich es hätte anders sagen sollen. Ich zückte mein Handy. Mit ihrer Hörprobe von ihrem neuen Song hatten sie mich neugierig gemacht. Nicht das ich auf Musik stand die Drogen und Gewalt verherrlichte oder die Frauen als Objekte darstellte, war ich neugierig geworden. Ich wollte wissen, ob sie auch andere Songs machten.

"Seid ihr eigentlich eine Rapgruppe oder habt ihr euch nur für ein Projekt zusammen geschlossen?" Fragte ich, während ich Safari öffnete. Erst als ich mein Blick von dem Handy in meiner Hand wieder hob, merkte ich die fragenden Blicke. "Als ob du uns nicht kennst?" "Woher sollte ich euch kennen? Ich höre keinen Deutschrap."

Entspannt guckte ich zu Jonas. "Wohnst du nicht in Hamburg?" "Ja?" Ich wusste nicht genau was die Frage damit zu tun hatte, ob ich sie kannte oder nicht. "Aber ich bin nicht wirklich oft in Hamburg." "Ach ist doch auch egal, ob sie uns kennt, Hauptsache ihr gefällt die Musik." Schaltete sich Alex ein. Dankbar lächelte ich ihn an. "Wie heißt ihr denn?" Fragend schaute ich in die Runde. "187 Strassenbande", kam es von Maxwell.

Ich gab es in der Suchleiste bei Safari ein. Meine Stirn runzelte sich fragend als ich mir die ersten Ergebnisse durchlas, sie passten nicht ganz zu den Menschen, mit denen ich seit zwei Nächten unter einem Dach schlief. Ich löste mich von den Schlagzeilen und las mir die Biografie durch. In dem Moment als ich zu Ende gelesen hatte zeigte mir mein Handy einen eingehenden Anruf von Ina an.

"Ich muss daran. Tschuldigung." Ich schob mich an Alex vorbei und verließ das Studio. "Ina? Was ist los?" "Ich brauche deine Hilfe. Du, ich krieg' dieses Regal echt nicht aufgebaut, die Anleitung ist einfach für'n Arsch." Verwirrt verzog ich mein Gesicht. "Was für ein Regal?" "Nicht so wichtig, aber kannst du mir helfen es aufzubauen?" Wich sie mir aus. Grummelnd sagte ich ihr, dass ich gleich losfahren würde. Ich ging wieder ins Studio. "Ich muss los. Ina braucht meine Hilfe beim Regal aufbauen."

∆∆∆

Stunden später kam ich wieder durch die Haustür. Meine Sachen legte ich einfach auf die Bank im Flur, bevor ich in die Küche ging. "Wird das jetzt zur Gewohnheit?" Erschrocken zuckte ich zusammen und hielt mir meine Hand ans Herz. Wie oft wollten die mich heute eigentlich noch erschrecken. Erst Pascal zweimal dann noch Alex.

Ein freches glitzern lag in seinen Augen als ich mich zu ihm an die Küchenzeile gesellte. "Vielleicht." Antwortete ich. Woraufhin er kurz auflachte. "Ich hoffe." Er zwinkerte mir zu. "Was isst du da?" Ich schielte in seine Schüsseln. Obwohl wir uns erst seit wenigen Tagen kannten, war unser Umgang miteinander unbeschwert und einfach.

"Mhm. Das Zeug ist richtig gut. Das ist Thunfisch Creme." Begeistert schaute er mich an und hielt mir die Schüssel hin. Neugierig beäugte ich die weiße Creme. "Hast du die gemacht?" "Wieso?" Ich zuckte mit den Schultern. "Nur damit ich weiß, ob ich mein Handy schon mal Breitlegen sollte, um den Krankenwagen zu rufen." Ich grinste ihn an, Alex verzog das Gesicht. "Witzig. Du kannst mir auch sagen, wenn du nichts willst."

Er nahm die Schüssel von mir weck und aß weiter. "Alex." Ich zog einen Schmollmund und meine Stimme ließ ich extra sanft und liebenswürdig klingen. Er ignorierte mich, doch ich konnte seine Mundwinkel verräterisch zucken sehen. Es gefiel ihm, dass ich bettelte. Arsch. Aber ich war selbst dran schuld. Ich legte Miene Hand auf seinen Unterarm, der die Schüssel hielt.

Sein Blick glitt zu mir und bleib an meinen Augen hängen. Sein Blick strotzte nur so vor Belustigung. "Darf ich probieren?" "Mhm mal überlegen..." Es dauerte mir zu lange und ich langte mit dem Löffel, den ich zuvor aus der Schublade geholt hatte, in die Creme. So schnell konnte Alex gar nicht gucken, da war der Löffel schon in meinem Mund.

"Ich muss sagen, dass es wirklich fantastisch schmeckt." Ich grinste ihm frech entgegen. "Danke freut mich das sie dir schmeckt." Seine Stimme war leise geworden und sein Blick intensiver. Mein Grinsen verließ Stück für Stück mein Gesicht und wich einem faszinierten Ausdruck.

Seine Augen waren grün nur ganz innen direkt an der Iris waren sie ein bisschen braun. Sein Gesicht kam meinem immer näher. Unsere Blicke glitten zwischen den Augen und den Lippen des jeweils anderen hin und her. 

Ein Orchester aus Tönen und Wörtern | LX FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt