D R I E | NÄCHTLICHES AUFEINANDERTREFFEN

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M A Y L A


Spät abends kam ich wieder am Haus an. Nachdem Kaffee waren wir noch durch Amsterdam gebummelt und dann noch zusammen zu Ina gegangen. Das Fahrrad hatte ich im Garten abgestellt und schloss jetzt die Tür auf. Ich hatte erwartet, dass ich Chaos vorfinden würde, laute Musik oder sowas in die Richtung, aber mit stille, totaler stille hatte ich nicht gerechnet. Alles war sauber und so wie ich es zurückgelassen hatte.

Ich lauschte angestrengt in die, die Stille, doch ich hörte nichts. Ich zuckte mit den Schultern, entledigte mich meiner Jacke und meinen Schuhen und steuerte dann die Küche an. Aus dem Kühlschrank holte ich mir Reste eines Brokkoli Auflaufs von gestern und machte ihn mir warm. Während die Mikrowelle lief, checkte ich meine E-Mails und beantwortete die wichtigsten, die andern würde ich morgen beantworten.

Ein Knatschen ertönte auf der Treppe. Die dritte Stufe von oben knatschte seit ich das erste Mal die Treppe in diesem Haus hinauf gelaufen war. Ein zerknautschter und verschlafener Mann, der sich soweit ich mich noch erinnern konnte als Alex vorgestellt hatte. "Hi.", sagte ich leise. Ich wusste nicht, ob er mich gesehen hatte und wollte ihn nicht unnötig erschrecken. Er schenkte mir ein müdes aber aufrichtiges lächeln wobei eine kleine Lücke zwischen einen beiden vordersten Zähnen zum Vorschein kam.

"Hi. Ähm...Wo sind die Gläser?" fragte er vorsichtig. "Achso ja klar." Ich drehte mich um, öffnete einen der oberen Schränke und holte eines der vielen Gläser heraus. "Hier." Ich hatte mich wieder umgedreht und hielt meinem Gast sein Glas hin. Er nahm es mir dankend aus der Hand und füllte es unterm Kran mit Wasser auf. Meine Mikrowelle piepte. Ich öffnete die Mikrowelle und nahm mir die heiße Schale mit dem Auflauf heraus, ging quer durch die Küche, holte mir eine Gabel aus der Schublade und lehnte mich an die Küchenzeile.

Alles unter dem Blick von Alex. "Ihr habt also kein Studio?" Versuchte ich ein Gespräch aufzubauen. Alex nickte und nahm einen Schluck aus seinem Glas. "Ja. Das von einem guten Freund wird renoviert, unsers ist letzens mit der Garage in die Luft geflogen und die anderen sind auch alle besetzt da im Moment anscheinend hoch Zeit, um Alben zu produzieren." Eine stille brach zwischen uns ein. "Gehört dir das Studio?" "Nein. Nein, es gehört nicht mir. Also irgendwie schon und irgendwie auch nicht.

Das ganze hier hat einem guten Freund gehört." Ich zeigte um mich, um ihm zu verdeutlichen, dass ich das ganze Haus meinte. "Tut mir leid." Ehrlichkeit lag in seinem blick. "Muss es nicht." Meine Antwort kam schnell. Das Lächeln in meinem Gesicht sollte die Situation lockern doch ich sah ihm, an das er sah, dass das Lächeln nicht ehrlich war.

Mittlerweile hatte ich mich gut unter Kontrolle, wenn das Gespräch auf Finn kam und dennoch fühlte ich immer einen Stich im Herzen, wenn ich an ihn dachte. Die Gefühle Finn gegenüber waren nie romantische gewesen wie vielleicht viele vermuten würden, nein er war immer mein bester Freund gewesen, eigentlich war er wie ein Bruder gewesen.

"Ich werde dann mal." Wieder lächelte ich Alex an, diesmal aber müdes und ehrlich. Sein Lächeln spiegelte die gleiche Müdigkeit wieder während er mir zum Abschied zunickte. Mein Geschirr ließ ich einfach stehen, ich würde es morgen wegräumen.

Die Häuser in Amsterdam waren schmal, aber lang. Dementsprechend war der Hausflur, den ich erreichte schmal. Die alte Holztreppe, die ein rotes Geländer und schwarze Stufen hatte, erklomm ich um zu meinem Zimmer zu gelangen. Oben war es ruhig, das Licht in jedem Zimmer erloschen. Ich wollte einfach nur ins Bett und stellte die Hygiene heute mal hinten an. Der Tag hatte mich Nerven gekostet.

Nicht zuletzt das Aufeinandertreffen von mir und Alex. Es war nur kurz gewesen und Gespräch konnte man es definitiv nicht nennen, aber es hatte mich aufgewühlt mehr als ich wieso schon war durch die momentane Situation. Es zerrte unterschwellig an meinen Nerven, denn Gedanken, Emotionen kamen wieder hoch, bei denen ich eigentlich gedacht hatte, dass ich sie hinter mir gelassen hatte.

Ich stieß die dunkelgrüne Tür zu meinem Zimmer auf. Der Holzboden knatschte vertraut als ich den ersten Schritt ins Zimmer machte und im Dunkeln nach dem Lichtschalter rechts von der Tür tastete. Kurz darauf erhalte sich das schlicht gehaltenen Zimmer. Ein Bett in der rechten Ecke halb unterm Fenster, was zum Garten mit der kleinen Anlegestelle hinauszeigte.

Links davon stand ein Spiegel, vor dem Spiegel ein Teppich mit orientalischen Muster. Ein Schrank fand auch noch platzt im Zimmer gegenüber vom Bett und sonst hatte ich mein Zimmer nur mit Bilder gemütlicher gestaltete. Ich mochte es schlicht und mit viel Deko konnte ich nichts anfangen. Für mich waren sie immer nur Staubfänger gewesen. Müde ließ ich mich einfach auf mein Bett fallen. Meine letzten Gedanken hingen an Alex, bevor ich endgültig ins Nichts driftete. 

Ein Orchester aus Tönen und Wörtern | LX FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt