V I J F E N T W I N T I G | OFFENBARUNGEN

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M A Y L A

Am liebsten hätte ich ihm den Apfel gegen den Kopf geworfen, den Anton gerade neben mir sich schälte. Maxwell saß genau mir gegenüber und wackelt immer dann, wenn sich unsere Blicke kreuzten, was öfter war als mir lieb war, mit den Augenbrauen. Ich verdrehte die Augen. Ihm wiederum gab das noch mehr Auftrieb und ich sah dann, wie sein Grinsen breiter wurde. 

Mittlerweile hatte ich zum Killerblick gewechselt, doch auch das half nichts gegen sein grinsen. Ich warf ihm noch einen letzten vernichtenden Blick zu, den er glucksend zur Kenntnis nahm, bevor ich mein Geschirr wegräumte.

 Alex war noch nicht aufgestanden. Worüber ich irgendwie froh war. Immer noch genervt ging ich in mein Arbeitszimmer und schloss mich dort erstmal für die nächsten drei Stunden ein. Ein Klopfen ließ mich aus meinem Schreibflow aufschrecken. Ich stand von meinem Stuhl langsam auf und ging steif zur Tür rüber. Als ich sie öffnete, erblickte ich Maxwell. "Was ist?" Fragte ich verdutzt. Nervös fuhr sich Maxwell mit der Hand in den Nacken. "Ähm also erstmal Entschuldigung für heute Morgen.." Ich wischte seine Entschuldigung mit einer Handbewegung zu Seite.

 "Halb so wild." "Außerdem verstehe ich nicht, wie die Mikrowelle geht. Also ich weiß schon wie man sie anmacht aber nicht welche Einstellungen ich benutzen muss, damit das Essen warm wird." Hoffnungsvoll sah er mich an und drehte sich dann in Richtung Küche. "Klar kann ich dir das zeigen. Ist auch nicht schwer." 

Wir gingen beide zurück in die Küche. Nachdem ich ihm gezeigt hatte, wie er sein Essen warm machen konnte und die Küche anfing nach Erbsensuppe zu riechen, machte ich mir einen Kaffee. Schweigend standen wir in der Küche nebeneinander und warteten. Ich verabschiedete mich kurz von ihm und machte mich dann zurück an die Arbeit.

 Zwanzig Minuten später musste ich mich allerdings wieder auf den Weg in die Küche machen, denn ich hatte Hunger. Als Richtung Küche ging, vernahm ich Maxwells, Alexs und Antons Stimme. Sie unterhielten sich leise über ein Thema. Ihre gedämpften Stimmen hörten sich aufgedreht an. Sorgsam blieb ich am Türrahmen versteckt stehen und lauschte. "Wieso nicht, das war eine gute Möglichkeit?" 

Ich sah vor Augen, wie Alex grinste und dabei mit den Schulter zuckte. Anton stöhnte und Maxwell gab irgendeinen zustimmenden Laut von sich, den ich nicht einordnen konnte. "Nicht das wir in der letzten Woche von Mayla rausgeschmissen werden, nur, weil du irgendeine scheiße baust." Antons Stimme klang nicht anklagend oder warnend, er sprach einfach nur das aus, was er sich dachte.

 Langsam dämmerte es mir, über, was die drei Männer redeten. Mit meinem Oberkörper beugte ich mich immer weiter Richtung den Stimmen, um so viel wie möglich mitzubekommen. "Mach dir da keine Sorgen. Ich meine es wirklich ernst mit ihr. Ich finde sie toll außerdem... weiß auch nicht, es passt einfach." Alex Geständnis ließ mich den Atem anhalten und die Augen aufreißen. Es herrschte stille in der Küche. Ich ergriff meine Chance und trat vorsichtig in den Raum. Es lag eine gewisse Schwere von Alex's Geständnis in der Luft. 

Stumm ging ich zum Kühlschrank rüber und öffnete hin. Nachdem ich Brot und Aufstrich herausgeholt hatte, fing ich an, die Stimme zu durchbrechen. "Macht ihr Pause?" Warf ich in den Raum. Ich spürte die Blicke der drei Männer auf mir. Fragend drehte ich mich zu ihnen um. "Ja. John machte gerade seinen Part fertig." Gab mir Anton zögernd die Informationen. 

Maxwell grinste mich dümmlich an, wofür er einen Klaps in den Nacken von Alex kassierte. Ich versuchte so gut es ging nicht zu strahlen. Für meine Verhältnisse saß mein Pokerface rechte gut. Schnell machte ich mir essen warm unter den beobachtenden Blicken von den drei Männern, bevor ich schnell aus der Küche schlüpfte, mit einer kurzen Verabschiedung. 

Erst als die Tür zu meinem Arbeitszimmer geschlossen war, gab ich mir die Freiheit mich richtig zu freuen. Mein Lächeln tat schon weh, so strahlend war es und ich machte ein paar Sprünge durch das Zimmer. Ich brauchte geschlagene zehn Minuten, um mich zu beruhigen. Danach trat eine kleine Panikattacke ein, in der ich alles Mögliche hinterfragte, was zwischen mir und Alex passiert war. Danach riss ich mich zusammen und zwang mich dazu weiterzuarbeiten. Mit dem Buch ging es Schritt für Schritt voran. Ich war ziemlich stolz auf mein bisheriges Werk. Trotzdem hörte das schlechte Gewissen in meinem Hinterkopf nicht auf zu sprechen.

 Leise wurde die Tür geöffnet. Fragend drehte ich mich um. Ina stand in der Tür, dabei lächelte sie mich leicht an. "Wie gehts dir?" Fragte ich einfühlsam und streckte meine Arme nach ihr aus. Sie kam zu mir herüber, dankbar ließ sie sich in die Umarmung fallen. "Besser." Neugierig warf sie einen Blick auf mein Laptop als wir uns voneinander lösten.

 "Woran schreibst du gerade?" Sie ließ sich auf eine Sitzgelegenheit fallen. "News Adult. Es geht um ein Rapper und eine Frau." Ina stutze und zog ihre Augenbrauen zusammen. "Hat das irgendwas mit Alex und dir zu tun?" Es klang nicht anklagend. "Es ist nicht das komplette Abbild unserer Beziehung, aber ich habe sie mir als Vorlage genommen." Gab ich zögernd zu, dabei fuhr ich mir mit den Handflächen über die Oberschenkel und biss auf meiner Unterlippe herum.

 Ina zog scharf die Luft ein. "Mayla" fing sie vorsichtig an. "Ich finde deine Idee gut, nur... Weiß Alex das du über hin schreibst?" "Ich schreibe ja nicht wirklich über hin, ich hole mir nur Inspiration. Nicht nur von ihm, auch von den anderen." Mit der Aussage hatte ich Inas Gemüt nicht dämpfen können. 

"Mayla...Alex mag dich. Seit Finn tot ist, ist er der erste Mann, den du wieder so nah an dich rann, lässt. Von Anton abgesehen, aber das ist was anderes. Du musst Alex davon erzählen." Sie sprach nur das, aus was ich mir schon die ganze Zeit dachte. Doch in seiner Gegenwart rückte das alles in den Hintergrund. Zudem wollte ich auch nicht riskieren, dass unser etwas, was wir uns da aufgebaut hatten, irgendwie gefährdet wurde. Das könnte ich nicht riskieren. 

"Ich weiß. Aber.." ich schluckte und sah meine beste Freundin dann wieder in die Augen. "..Ich habe Angst. Ich mag diesen Mann jetzt schon so sehr. Ich fühle mich wohl und geborgen bei ihm, wie ich selbst. Ich liebe unsere zufälligen treffen nachts, wenn alle anderen schlafen, ich Leibes es, wenn er mir vorliest. Das alles kann ich nicht riskieren, zu verlieren. Ich weiß nicht wie ich das verpacken würde, wenn..." 

Ich stoppte. Mochte nicht aussprechen, was kommen könnte. Musste ich auch nicht, denn wir konnten es uns beide denken. Ich war schon so weit vorgeschritten im Schaffensprozess, dass ich es jetzt zu Ende bringen musste, das Buch. "Ich kann es ihm nicht sagen." 

Ein Orchester aus Tönen und Wörtern | LX FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt