3. entwischt (Lougan)

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Ich schlich im Lagerraum herum, bis ich auf der anderen Seite wieder auf freie Fläche kam.
Es war ein kleiner Fleck Gras, eingezäunt und etwas verwahrlost.
Und da saß Erik... an die Wand gelehnt, sein verletztes Bein ausgestreckt und das andere aufgestellt.

Er lehnte sich leicht nach links. Anscheinend sah er sich seine Verletzungen an.
Kaum, dass ich einen Fuß aufs Gras setzte, schnellte sein Kopf in die Höhe und er starrte mich erschrocken an. "Hallo, Erik..." begrüßte ich ihn.
Er entspannte sich etwas und deutete auf seinen Hals, wo eigentlich seine Marke hätte sein sollen. Ich griff in meine Hosentasche, zog sie heraus und ging auf ihn zu.
Ohne Worte nahm er sie an, wischte nochmal darüber und hing sie sich wieder um.
"Wo bin ich?" war das erste, was ich ihn sagen hörte.
"Uh.. lange Geschichte... du bist jedenfalls nicht in deiner Millitärbasis. Sondern bei denen, die du eigentlich hättest bekämpfen sollen." schmunzelte ich und hockte mich vor ihn.
Ungläubig starrte er mich an. Nach etwas Zeit fragte er ein bisschen gefasster "Wieso habt ihr mich nicht einfach getötet?"

"Es ist hauptsächlich meine Schuld, dass du noch nicht tot bist... ich... wollte dich nicht auf dem Schlachtfeld liegen lassen. Also haben wir dich in die Basis geschmuggelt.... und Liam, der Mediziner unserer Gruppe, hat dich verarztet." klärte ich ihn auf. Langsam nickte er, sah aber trotzdem noch verwirrt aus. "Wie bist du überhaupt hierher gekommen? Du solltest gar nicht laufen können." fragte ich wiederum. "Ich bin zwar gehumpelt und es tat weh, aber ich wollte aus dem Bett raus. Es war blutverklebt und ich brauchte... frische Luft..." murmelte er und ich richtete mich seufzend wieder auf.

Und auf einmal stand Liam wie aus dem Nichts hinter mir. Ich fuhr zusammen und stolperte nach hinten, bevor ich ins weiche Gras fiel.
Ich sah nach oben und blickte in Liams haselnussbraune Augen, die mich vorwurfsvoll ansahen. "Wieso hast du mich nicht geholt? Er verblutet noch."
"Sorry..." stammelte ich und ließ Liam vorbei. Vorsichtig fummelte er an Eriks Verletzungen rum und erneuerte diverse Verbände.

Als Liam wieder einen Abgang machte, wollte Erik tatsächlich aufstehen. Ich hielt ihn zurück und seufzte "So wirst du nie zusammenheilen. Lass mich dir helfen. Bitte." Beleidigt setzte er sich wieder hin und wartete darauf, dass ich etwas machte. Also kniete ich mich hin und machte mich daran, ihn im Brautstyle hochzuheben.
Vorsichtig stand ich auf und schmunzelte "War ja nicht so schlimm hm?" Erik drehte den Kopf weg und ich trug ihn wieder rein.
Da war jetzt eben die Frage, wo er schlafen sollte... Wir waren jetzt sowieso schon einer zu viel und wenn ein Bett dazu noch ausfiel, weil es vollgeblutet war...
Während wir durch die Trainingshalle zum Schlafraum wanderten, starrten ihn die meisten an. Er war schon als 'der geschmuggelte Gegner' in unserer Basis bekannt. Natürlich wurde sorgfältig darauf geachtet, dass die Komandanten es nicht erfuhren.
Es gefiel ihm jedoch sichtlich nicht, dass ihn alle anstarrten und so beschleunigte ich mein Tempo etwas.

Schließlich setzte ich ihn auf meinem Bett ab und drehte mich um, zu seinem blutroten Bett. Das war ursprünglich ja Louises Bett, aber jetzt musste er wohl eine Nacht im Bett mit Liam verbringen. Da fiel mir auf, dass Erik auch in 𝐦𝐞𝐢𝐧𝐞𝐦 Bett lag... und wo sollte ich dann hin? Auf dem Boden schlafen wäre eine Idee...
"Soll ich dann auf dem Boden schlafen? Oder willst du?" Fragte ich nebenbei. "Du musst nicht auf dem Boden schlafen... im Bett is ja genug Platz für uns beide, oder nicht?" murmelte er und sah mich durch nervöse Augen an. Ungläubig sah ich ihn an.
Ich meinte... ja, es war genug Platz. Aber wollte er das wirklich?
"Wirklich?" stammelte ich. "Magst du mich etwa nicht? Du hast mich her gebracht." säuselte Erik beleidigt.
"Ne, schon gut. Ich schlaf ja bei dir."
Wenigstens sah er zufrieden aus.

Beim Abendessen ließ ich noch etwas für Erik mitgehen. Währenddessen setzte ich mich zu den anderen und überlegte, was ich morgen machen sollte. Morgen war wenigstens Sonntag, da hatte mein Distrikt Pause. Also konnte ich mich um Erik kümmern. Villeicht würde er in den nächsten Tagen wieder richtig laufen können? Dann müssten wir überlegen, wohin mit ihm...

Um 22 Uhr ca. spielten wir in unserem Raum noch Karten oder redeten über unsere Familien, von der ich ja keine außer Jane hatte, oder sonstiges, das sich in unseren Leben abgespielt hatte, bevor wir hiergelandet waren.
Um 23 Uhr war dann Bettruhe.
Liam half Erik vorsichtig, seine Uniform auszuziehen und stritt sich dann mit Louise, weil sie in einem Bett schlafen mussten.
Wir schliefen alle immer ohne Shirt und Erik sah eher mager aus, im Gegensatz zu uns.
Er hatte helle Haut, bisschen Bauchmuskeln und einen großen Verband um die obere Hüfte.
Langsam wurde es um uns herum ruhiger und ich ging um die Ecke nach hinten zu ihm. Die einzigen, die hinten schliefen, waren ich, Erik, Louise und Liam. Also waren wir wenigstens ungestört...
Seufzend zog ich mein Shirt aus, räumte meine Sachen zurück und setzte mich kurz aufs Bett. Erik rutschte rüber, ich legte mich mit dem Rücken zu ihm hin und zog die Decke über uns. Sein Körper war warm und es tat gut, neben ihm zu liegen.

Er kam nach einer Zeit ruhig zum Liegen und danach schlief auch ich ein.
Und um ehrlich zu sein... Ich hatte schon lange keinen so ruhigen Schlaf mehr...

𝑰𝒄𝒉 𝒇𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆𝒊𝒏𝒆 𝑳𝒊𝒆𝒃𝒆 𝒂𝒖𝒇 𝒅𝒆𝒎 𝑺𝒄𝒉𝒍𝒂𝒄𝒉𝒕𝒇𝒆𝒍𝒅...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt