Kapitel XVIII

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Das Frühstück verlief danach ruhig.
Ich wollte gerade wieder die Treppe nach oben gehen als ich an meinem Arm wieder zurück gezogen wurde.

Ich wurde gegen eine harte Brust gedrückt. Also wenn das so weiter geht bekomm ich noch ein Schleudertrauma.
Ich sah hoch und blickte in Dantes schöne eisblaue Augen. Schön? Oh man reiß dich zusammen Anastasia!
Er sah mich einfach nur an. Kommt da noch was?
"Was ist?" Fragte ich nun zickiger als beabsichtigt.
Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen und er funkelte mich böse an.
"Pass auf deinen Ton auf, oder ich tue es!"
Tja wenn er jemanden wollte, der ihn vergöttert, hätte er die Hohlnuss heiraten sollen. Ich meine so wie die sich gestern aufgeführt hatte, würde sie ihm bestimmt nie widersprechen.
Er atmete einmal tief ein und ließ mich dann los.
"Mach dich fertig wir fahren zum Schießstand. Deine kleine Rede eben hat mich daran erinnert, dass ich wissen muss wie gut du dich verteidigen kannst."
Ich drehte mich um und lief die Treppe hoch.

Jetzt will er mich doch ehrlich testen. Da kann er was erleben. Seit sieben Jahren trainiert Ivan mich jetzt in Selbstverteidigung.

Schießen, Kickboxen, Situations- Analyse, jeden Tag mehrere Stunden, solange bis Ivan zufrieden mit meiner Leistung war. Er fing damit sechs Monate nach der Entführung an. Mittlerweile habe ich es bereits geschafft ihn im Schießen zu schlagen, auch wenn er es leugnet. Bei der Analyse von Situationen war ich schon immer begabt. Es fällt mir leicht Dinge miteinander zu verbinden und Details zu sehen, auf welche die meisten nicht achten würden. Gerade das macht die Erinnerung an die Entführung noch schlimmer.
Die Tatsache, dass ich meiner Mutter nicht helfen konnte, dass ich uns nicht helfen konnte.

Von meinen Gedanken erdrückt ging ich die Treppe wieder runter, nachdem ich meine Handtasche und mein Handy aus meinem Zimmer genommen hatte.
Dante hatte sich nicht vom Fleck bewegt. Er beschäftigte sich mit seinem Handy, auch als ich bereits vor ihm stand. Ohne seinen Blick zu heben öffnete er die Tür und trat zur Seite.
Nur er schafft es ein Gentleman und Arsch zur selben Zeit zu sein.
Ich ging durch die Tür und sah bereits den Wagen vor der Tür stehen.
Ohne auf Mr. Ich-bin-ja-ach-so-beschäftigt zuwarten lief ich die kleine Steintreppe hinunter und setzte mich auf einen der hinteren Plätze vom Bentley.
Der Fahrer saß bereits hinter dem Steuer. Er sah kurz in seinem Rückspiegel zu mir bevor er sich wieder abwandte. Sind alle Italiener so unhöflich? Was ist aus den ganzen Gentlemännern geworden?

Es dauerte ganze fünf Minuten bis Dante sich endlich dazu setzte und wir los fuhren.

Auch während der Fahrt war er nur mit seinem Handy beschäftigt. Er sprach kein Wort oder sah mich an.
Soll mir nur recht sein. Was er kann, das kann ich schon lange.
Ich drehte mich so weit es ging zum Fenster und sah hinaus.
Die Sonne strahlte, weshalb ich meine Sonnenbrille aus der Tasche kramte und sie aufsetze.

Nach 20 Minuten Fahrt kamen wir endlich an.
Dante blieb sitzen, aber ich hielt es nicht mehr im Wagen aus. Diese Stille und das er mich ignorierte, weshalb auch immer, ging mir ziemlich auf die Nerven.
Wenn das meine Zukunft ist dann erschieße ich mich vielleicht lieber gleich. Den passenden Platz hatte ich ja bereits gefunden.
Ein großer Rasenpatz erstreckte sich über die Landschaft.
Ungefähr 10 Meter vor mir war ein Schießstand aufgebaut. Mafiosos hatten alle ihre eigenen Anlagen und diese hier war dazu noch im Freien.

Er wollte einen Beweis meiner Fähigkeiten, den kriegt er.

Zielstrebig ging ich auf einen Platz zu, nahm die Glock 17, welche bereits auf dem Tisch lag. Ich checkte die Patronen und meinen Stand.
Ich entsicherte die Waffe und zielte auf die Zielscheibe in der Ferne.

Nachdem ich meine Patronen, sowie ein weiteres Magazin aufgebraucht hatte, lief einer der Angestellten zu den Zielen und nahm das Papier aus der Halterung.
Als er bei mir ankam musterte er mich von oben bis unten und ich bildete mir ein sowas wie Bewunderung in seinem Gesicht gesehen zu haben.
"Ihre Ziele Signorita"
Er überreichte mir die zehn Zettel. Ich nickte bloß und sah sie mir an.
20 Schuss, zwei pro Ziel.
Ich hatte jeweils einmal in den Kopf und einmal ins Herz getroffen.
Bis auf bei dem Letzten, da schoss ich beide Male in den Schritt. Es war nämlich ein Geschenk.

Ich nahm den besagten Zettel und ging wieder zurück zum Auto. Ich war ganze 15 Minuten weg, doch Dante war mir nicht zum Stand gefolgt. Nein er stand am Auto und telefonierte.
Er führt sich so auf, als hätte ich ihn hier her geschleppt und nicht er mich.

Ich ging direkt auf ihn zu, wobei er mit dem Rücken zu mir stand.
Durch das Geräusch meiner Schritte auf dem Kiesboden drehte er sich, immer noch telefonierend, zu mir um.
Ohne ein Wort zu sagen drückte ich das Stück Papier gegen seine Brust. Er sah mich nur verwirrt an.

Ich würdigte ihn keines Blickes und stieg, weiterhin wortlos, in den Wagen.
Zehn Minuten später stieg Dante endlich ein.
Er hielt mir das Stück Papier unter die Nase.
"Soll mir das was sagen?" Fragte er nun eher amüsiert als wütend.
"Das? Ach nein mach dir keine Sorgen. Ich ziele nicht auf leere Ziele."
Huch mit einem so frechen Satz hatte nicht mal ich gerechnet, aber er hatte es verdient.
Ich meine erst schleppt er mich hier her und dann hängt er nur am Telefon.
Oh Gott ich klinge bereits wie eine alte Ehefrau.
Dantes Geschichtsausdruck wechselte in sekundenschnelle von amüsiert zu stinksauer. Kommt da jemand nicht mit Witzen über seine Männlichkeit klar. Tja das hätte er sich vorher überlegen müssen.
"Dünnes Eis, Amore, sehr dünnes Eis."

Ich ignorierte ihn und seinen neuen Kosenamen einfach.
Nach einiger Zeit hielten wir am Straßenrand. Wir waren definitiv noch nicht Zuhause.
Oh Mist jetzt nenne ich diesen Ort bereits Zuhause.
Dante beugte sich zu mir rüber und pustete mir leicht hinters Ohr. Sein warmer Atmen löste eine Gänsehaut bei mir aus, welche bis zu meinen Armen reichte.
"Aussteigen, mia vita, wir suchen jetzt unsere Eheringe aus."
Ich schnaubte als Antwort und stieß die Wagentür auf.
Dante kam um den Wagen herum gelaufen und legte seine Hand um meine Hüften.
Dann delegierte er mich in das Geschäft.
Das Geschäft war klein und hatte einen alten Touch.
Es war nicht so modern gestaltet wie die, in denen ich üblicherweise war, aber mir gefiel die intime Atmosphäre hier.
Wir setzten uns in eine kleine Couchecke.
Ein kleiner älterer Herr kam aus dem Hinterzimmer, er hatte wohl die Ladenklingel gehört.
Der Mann begrüßte Dante auf italienisch. Sie umarmten sich und nahmen danach beide Platz.
"Sie müssen Anastasia sein, freut mich sehr sie kennenzulernen, mein Name ist Fernando. Mir gehört der Laden"
Ich lächelte den Mann an und nahm seine Hand entgegen.
"Freut mich sehr sie kennenzulernen."

Fernando und Dante unterhielten sich kurz auf italienisch bevor sich Dante zu mir drehte.
"Was für einen hättest du den gerne, mein Schatz?"
Dabei lächelte er mich kurz an und ich hätte es ihm fast abgekauft.
"Such du einen aus Schatz, ich vertraue dir und deinem Geschmack."
Nicht!
Aber es war mir egal. Selbst wenn er mit dem Ring von einer Coladosen Öffnung wieder kommen würde.
Dante sah sich die Ringe an, welche Fernando vor uns auf dem Tisch präsentierte.

Mein Blick schweifte durch den Laden. Es gab hier viel besseres zusehen, als blöde Eheringe.
Mein Blick blieb an einem alten Schmuckkästchen hängen. Es war wunderschön und sah aus wie vom Anfang des 20. Jahrhundert.

Plötzlich nahm Dante meine Hand. Mein Blick schweifte blitzschnell zu ihm rüber. Er legte unsere ineinander verschlungenen Hände auf seinem Schoss ab und fing an mit dem Daumen über meinen Handrücken zu fahren.
"In zwei Tagen alter Freund." Antwortete Dante auf eine Frage, welche ich verpasst hatte.
Worüber die sich wohl unterhalten haben?!

Fernando ging kurz in sein Büro um etwas zu klären und ließ damit mich und die Stimmungsschwankung neben mir alleine.
Als ich die Spannung nicht mehr aushielt, brach ich sie um meine Neugier endlich zu befriedigen.
"Was ist in zwei Tagen?" Irgendwie hatte ich ein blödes Gefühl und Dantes Grinsen verstärkte dies nur.

"Unsere Hochzeit mein Schatz!" Sagte er nun in einem amüsierten und strengen Ton zugleich.
Ihn amüsiert mein Leid auch noch, ganz toll ich heirate einen Sadisten.
In zwei Tagen wird es soweit sein. In mir stieg eine Wut auf, die ich nur schwer zügeln konnte.
Wieso werde ich über nichts in Kenntnis gesetzt?
Erst die Verlobung, jetzt die Hochzeit. Keiner hält es für nötig mir Bescheid zu geben.

Ich trennte nach einigen Versuchen endlich unsere Hände und stand dann von der Couch auf.
"Wo willst du hin?"
Ich sah ihn nicht an, sondern drehte mich mit dem Rücken zu ihm um und mit einem lauten "warte draußen" verließ ich den Laden.

Draußen lehnte ich mich gegen die Außenwand eines Geschäftes und beobachte die Menschen in der Innenstadt, wie sie shoppten, sich mit Freunden trafen oder spazieren gingen.
Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Schulter, welche mich nach hinten zog.
Bevor ich überhaupt reagieren konnte wurde mir ein Stück Stoff auf mein Gesicht gedrückt.

Chloroform. Es wurde alles schwarz.

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