Ace of Hearts

Kapitel LV

Wir betraten den Kontrollraum, welcher bis auf Riccardo leer war.
"Wo ist Sergio?" Riccardo drehte sich auf dem Stuhl zu uns um. Er saß immer noch am Computer und allem Anschein nach versuchte er immer noch die Handys zu hacken.
"Er versucht über seine Kanäle etwas raus zu finden." Lorenzo ging an mir vorbei und setzte sich wieder in den selben Sessel, in welchem er beim Treffen bezüglich meiner Mutter schon saß.
"Hast du was rausgefunden?" Luca ging zu Riccardo und musterte den Bildschirm.
"Bei den Handys brauch ich noch etwas, aber die Aufnahmen von den Kameras in der Seitenstraße hab ich. Aber das wird euch gar nicht gefallen, seht euch das an."
Er öffnete eine Videodatei, spulte zu dem Zeitraum an dem wir vermuten, dass da der Wagen abgestellt wurde und spielte sie ab. Ich beobachtete genau jeden Winkel der Aufzeichnung, doch bis jetzt geschah nichts.
Plötzlich tauchte Dantes Auto wie aus dem Nichts aus.
"Oh verdammt! " Wütend wandte ich mich von dem Bildschirm ab und setzte mich aufs Sofa. Auch Luca atmete hörbar aus. Nun war auch der letzte Zweifel daran, dass die beiden freiwillig untergetaucht sind, beseitigt.
"Jemand hat sich in das System gehackt und zehn Minuten rausgeschnitten. Ich versuche das Originalband wieder herzustellen, aber das wird etwas dauern. Der Abgleich der Reifenspuren hat ergeben,dass es Dantes Auto ist, also wurde er dazu gezwungen ruckartig zu bremsen."
Wir sind also immer noch keinen Schritt weiter und die Zeit läuft uns davon. Es ist mittlerweile bereits kurz vor elf und die Sonne ist schon untergegangen, was das erkennen von Spuren draußen noch mehr erschwert.

"Ich hab dich vorhin gefragt, wer dazu fähig ist!" erinnerte ich Luca an meine Frage, die ich ihm auf der Straße gestellt hatte. Lorenz sah nun auch von seinem Handy auf und zu seinem Bruder, welcher aber nicht den Anstalt machte mich zu informieren. Zu meiner Überraschung über nahm er es.
"Die einzigen die sich so etwas trauen würden und dazu in der Lage wären ist deine Familie." Nicht schon wieder, ich hatte gehofft diesen Verdacht ausgeräumt zu haben.
"Ich hab es eurem Vater bereits gesagt und nun sag ich es euch. Meine Familie steckt nicht da hinter!" Lorenzos Blick war standhaft gegen meinen gerichtet und ich werde sicher nicht die Erste sein, die dieses Duell beendet.

Doch ich hatte nicht mit Marco gerechnet, welcher laut in den Raum platze und meinen Blick auf sich zog. "Wir haben nichts, keiner hat was gesehen oder gehört." Er ließ sich neben mich auf das Sofa fallen und sah misstrauisch zwischen mir und Lorenzo hin und her. "Was ist denn mit euch beiden los?" Anscheinend war die Kälte in diesem Teil des Raumes zu spüren.
"Gar nichts!"
Ich dachte immer Lorenzo würde sich in meiner Gegenwart zurück halten, weil das seine Art ist, aber leider liegt es wohl daran, dass er mir misstraut.
Ich entschied mich dazu ihn auszublenden und wieder auf Dante zu konzentrieren und am den einzigen Hinweis ist das Überwachungsband.
"Riccardo schick mir die Aufnahmen auf mein Handy." Diesmal nickte er ohne auf Erlaubnis zu warten.

"Wo willst du hin?" Luca hielt mich bei meinem Versuch den Raum zu verlassen auf.
"Deinen Bruder finden." Damit riss ich mich los und öffnete die Tür.
Im Flur wartete Cristiano auf mich, anscheinend werde ich den nicht so schnell los, aber mir soll es recht sein, so muss ich nicht noch auf meine Sicherheit achten.
"Ich werde ihn mein Zimmer gehen. Sei bereit für den Fall, dass ich ausfahren will."
Gemeinsam verließen wir den Flur.
"Natürlich Seniora."

Auf der Treppe nahm ich zwei Stufen auf einmal und stürmte in unser Schlafzimmer. Riccardo hatte mir in der Zwischenzeit die Videodatein geschickt.
Ich lief die Treppe zum begehbaren Kleiderschrank hoch und ging zu dem kleinen Raum, welchen ich bei meinem ersten Besuch in diesem Zimmer gefunden hatte.
Alles lag noch an seinem Platz, doch war der Monitor diesmal schwarz.

Ich griff nach der Maus auf dem Tisch und bewegte sie leicht nach rechts und links, damit der Monitor reagierte und das tat er auch. Gott sei Dank gab es kein Passwort.
Wird zeigt, dass ich meine Jungs zur Hilfe hole.
Ich wählte die Nummer meines Technik Experten, auch wenn Riccardo gut ist, brauch ich jemanden der besser und vorallem schneller ist.
Es klingelte zwei mal, bevor Timur den Hörer abnahm.
"Hallo meine Schöne, wie kann ich dir helfen."
Timurs Begrüßung ließ mich die Augen verdrehen, der wird sich nie ändern.
"Ich schick dir eine manipulierte Überwachungsaufnahme, stell das original wieder her und das bitte so schnell wie möglich."
Ich stellte ihn auf Lautsprecher und leitete die Datei an ihn weiter.
"Hab sie. Gib mir dreißig Minuten."
Wir legten auf und ich wandte mich wieder dem Monitor zu.
Wenn mir die Brüder nicht helfen wollen finde ich es eben selbst raus.

Ich öffnete die Datenbank mit den Kundeninformationen.
Dante und Pablo wollten die Waffenlieferung für den Verkauf vorbereiten, dann wollen wir mal gucken wer der Abnehmer ist.
Nach einigen Minuten, in welchen ich mich an das Programm gewöhnen musste, fand ich die richtige Suchleiste.
Bingo, bei den Käufern handelte es sich um die Triarde.
Seit wann machen die Italiener denn Geschäfte mit den Chinesen?
Das alles macht keinen Sinn, die Martinellis beliefern seit Jahrzehnten die Yarkusa, die Feinde der Triade und im Gegensatz zu Politikern befolgt die Mafia strickten moralischen Regeln. Niemals beliefert man die Feinde seiner Geschäftspartner.

Ich griff nach meinem Handy und rief meinen zweiten Spezialisten an. Auch bei ihm musste ich nicht lange warten.
"Hey Vlad, ich brauch ein paar Informationen." Im Hintergrund konnte ich ein Ströhnen hören, welches sich in einen Schrei verwandelte.
"Entschuldige Nastja, aber der Herr hier möchte einfach nicht reden, da musste ich ihm etwas helfen."
Anscheinend hatte Vlad ein neues Opfer von Ivan bekommen, welches zu sprechen gebracht werden sollte.
"Okay jetzt hast du meine ganze Aufmerksamkeit. Was für Informationen brauchst du und wen soll ich zum singen bringen?"
Das liebe ich so an ihm, immer und zu allem bereit.
"Ich muss wissen, warum die Italiener mit der Triade Geschäfte machen und was dahinter steckt."
Plötzlich ertönte ein Schuss durch den Hörer. Vlad war mit seiner Befragung wohl fertig.
"Ich kann es nicht leiden wenn sie anfangen zu jammern." Erklärte er mir sein Handeln, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, denn ich war oft genug dabei.
"Ich setzt mich gleich dran, aber wäre es nicht einfacher, wenn du deinen Schwiegervater fragen würdest?"
In einer normalen Welt bestimmt, aber nicht wenn man die Tochter des Feindes ist.
"Vergiss nicht, dass ich für sie immer noch Wassilis Tochter bin."

"Ich mach mich sofort daran, gib mir ein paar Stunden."
"Vlad?! Kein Wort zu unseren, auch nicht Ivan!" Das letzte was ich jetzt brauche ist, dass man mich für einen Spionen hält und der Frieden gefährdet wird.
"Natürlich." Mit diesen Worten legte er auf.
Ich durchforstete die Datenbank nach weiteren Informationen, aber konnte nichts brauchbares finden. Diese Waffenlieferung sollte die erste sein, welche an die Chinesen gehen sollte demnach gab es keine Einträge über bevorzugte Abhandlungen oder Kontaktdaten.

Timurs Zeit war vorüber und wie versprochen schickte er mir genau nach dreißig Minuten die Originalversion der Überwachungsaufnahme. Ich öffnete die Datei und spulte, wie Riccardo zuvor, zu dem manipulierten Zeitraum hin und drückte auf play.
Zehn Sekunden später tauchte Dantes Wagen auf dem Bildschirm auf und wurde sorgfältig an der Stelle geparkt, an der wir das Auto vorgefunden hatten.
Die Fahrertür wurde geöffnet und ein Mann stieg aus und sah sich gründlich in der Gegend um bevor er in einem uneinsehbarem Winkel der Kamera verschwand.
Von Dante und Pablo war nichts zu sehen.

Ich spulte nochmal zurück zu dem Moment, als er den Wagen verließ und drückte dann aus Pause.
Mit der Zoomfunktion vergrößerte ich sein Gesicht.

Ach du Scheiße!!

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Hallo meine Lieben,

bitte beachtet, dass ich die Zeiten etwas geändert habe im letzten Kapitel, damit sie mit der Handlung in diesem übereinstimmt.

Hinterlasst mir gerne eure Theorien darüber, wer hinter der Entführung stecken könnte.

Viel Spaß beim Lesen