Kapitel LXXVI

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Die letzten Tage vergingen wie im Flug. Valeria ging in ihrer Planung vollkommen auf und wir ihr aus dem Weg.
Es war beängstigend, wie eine doch so harmlose Aufgabe eine liebevolle Frau wie sie verändern kann. Einmal hatte sie Marco mit Obst abgeworfen, weil er sich nicht für eine Farbe entscheiden wollte. Er meinte zu ihr und ich zitierte: Weiß ist weiß Mutter. Nun danach flog ihm die erste Banane an den Kopf, gefolgt von einer Orange. Seit dem versteckt er sich bei Laura und kommt nur noch zum Umziehen nach Hause. Auch Chiara hatte ich die letzten Tage eher selten gesehen. Jedes Mal, wenn ich sie suchte, fand ich sie irgendwo im Haus mit Vlad. Sie versuchte immer noch ihm italienisch Beizubringen, was mich schmunzeln ließ, aber auch unheimlich erleichterte. Wenigstens jemand kümmerte sich um ihn und half ihm dabei sich einzuleben. Wieder packte mich das schlechte Gewissen, denn eigentlich wäre das meine Aufgabe gewesen. Ich sollte mich wirklich wieder mehr Zeit mit meinem Freund verbringen, auch wenn ich dabei eine Eifersuchtsszene von Dante riskiere.
Zum meiner Verwundern versteckten sich die Zwillinge nicht, sondern packten beide mit an. Während Leonardo seiner Mutter bei den Vorbereitungen als Packesel zur Verfügung stand, konzipierte Riccardo die Spiele und stelle den Ablaufplan auf.

Aber die meisten ihrer Stimmungsschwankungen bekam Leonora ab, was mir jedes Mal den Tag versüßte. Zu meiner Überraschung erledigte sie aber jede Aufgabe, welche Valeria oder Caroline ihr auftrugen. Ich hatte sie gestern sogar dabei beobachtet, wie sie Staub gewischt hatte. Erst wollte ich ein Bild machen und es Rahmen lassen, damit sie eine Erinnerung an ihre Tage hier hatte, aber entschied mich dann dagegen. Auch wenn sie sich im Augenblick ziemlich ruhig verhält, so traute ich dieser Sache trotzdem noch nicht. Sie war nicht die Art von Frau, die sich über Tag ändert, geschweige denn die eine solche Erniedrigung verzeiht. Ich wappnete mich bereits für ihren Gegenschlag, aber solange genoss ich die Ruhe.

Ich kam gerade aus der Dusche und machte mich für den Tag fertig.
Dante und ich hatten die Sache mit der Verhütung immer noch nicht geklärt. Immer wenn ich ein normales Gespräch mit ihm deswegen führen möchte, blockt er ab und antwortet einfach mit nein.
Aus seinem Verhalten habe ich auch eine Gegenreaktion entwickelt, ich gehe Sex aus dem Weg. Bis wir die Sache nicht geklärt haben bin ich nicht bereit mit ihm zu schlafen, nur hab ich ihm das noch nicht gesagt. Ich lasse meinen Frust eher passivaggressiv raus. Entweder ich warte, bis er schläft und komme dann ins Bett, oder lege mich extra früh hin, sodass ich schon schlafe, wenn er kommt. Die letzten drei Tage lief das so ab, ohne, dass er was gesagt hatte, aber ich war mir sicher, dass das nur eine Frage der Zeit war.
Zu Gute kam mir auch der Trubel bezüglich des Anwärterabends. Auch wenn er sich größtenteils aus der Organisation herausgehalten hatte, nahm ihn die Sache dennoch in beschlag. Ständig würde er von Luca und Lorenzo ins Büro gezogen, um die Aufgaben für die Anwärter zu besprechen.

Heute findet der erste Tag der Anwärterspiele statt. Ich war gerade in unserem Ankleidezimmer und suchte mir ein passendes Kleid heraus. Meine Wahl fiel auf ein schlichtes schwarzes Kleid mit langen Ärmeln. Das Kleid war schulterfrei und hatte einen Schlitz am Bein, sowie einen geraden Schnitt am Dekolletee . Der Stoff war elegant und ging mir über die Knie bis zu den Knöcheln. Ich kombinierte das Kleid mit meinen schwarzer Sandaletten von Valentino. Meine Haare band in im Nacken zu einem ordentlichen Dutt zusammen und ließ dabei einige Strähnen aus, welche nun gewollt lässig raushingen.
Gerade als ich mich an mein Make-up machte kam Dante ins Zimmer. Ich hörte aus dem Badzimmer wie er die Treppe hoch zum Ankleidezimmer nahm. Nach einigen Minuten kam er fast fertig gekleidet runter und stellte sich in den Türrahmen im Badezimmer.
"Bist du bereit, Amore?" Ich zog noch den letzten Strich meines Eyeliners und sah dann zu ihm. Er trug eine graue Anzughose und ein weißes Hemd. Der Stoff schmiegte sich eng an seine Brustmuskeln und ich musste ein paar mal stark schlucken. Ich ließ meinen Blick weiter über ihn wandern und mein Herzschlag beschleunigte sich. Wie kann man nur so gut aussehen.
Meine beabsichtigte Abstinenz wird doch schwerer als ich gedacht hatte.
Dante machte ein paar Schritte auf mich zu und blieb hinter mir stehen. Im Spiegel konnte ich jeder seiner Bewegungen folgen. Er legte mir seine großen Hände auf die Hüften und zog mich zu sich ran, bevor er mir einen Kuss auf meinen freien Nacken hauchte.
"Du siehst unglaublich aus, Amore." Ich konnte die Lust in seiner Stimme hören und auch ich kämpfte gegen die aufkommende Hitze in mir an.
Widerwillig löste ich mich von ihm und ging zurück ins Schlafzimmer. Wenn das so weiter geht bespringe ich ihn, noch bevor er überhaupt meinen Protest bemerkt. Ich nahm eine kleine Handtasche, in welcher ich mein Handy und einen Lippenstift verstaute und sah dann wieder zur Badezimmertür.
Nach wenigen Augenblicken kam Dante mit frisch gestylten Haaren heraus und nahm meine Hand.
"Können wir?" Ich nickte bloß, da ich angst hatte man könnte mir meine Lust ebenfalls anhören. Er zog mich zu sich und gemeinsam verließen wir unser Zimmer.
Eine Duftwolke seines Parfums stieg mir in die Nase und ich zwang meinen Blick dazu, auf der Treppe liegen zu bleiben, um nicht in seine unglaublich blauen Augen sehen zu müssen.

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