Kapitel XXX

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Dante

Ich hielt ihre zarte Hand in meiner. Ich musste mich zusammenreißen um nicht auf unsere Hände zu sehen. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass sie ihre Hand nicht gelöst hatte. Wir sahen beide zum Priester und ich betete, dass er schnell zum wichtigen Teil der Zeremonie vor spulen würde. Ich wollte sie endlich meins nennen können. Wenn ich nur daran denke wie mein Cousin sie schamlos angestarrt hatte, wird mir wieder schlecht und ich muss die Wut in mir zügeln.

Rückblick

Ich öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Ich kann es kaum erwarten wenn sie endlich in meinem Zimmer wohnt, in unserem. Ich wollte es von beginn an so handhaben, aber meine Mutter überredete mich, dass sie vor der Hochzeit lieber ein eigenes Zimmer haben sollte. Ich wünschte die Frau hätte mich nicht überredet. Sie stand mit dem Rücken zu mir, in einem atemberaubenden schwarzen Kleid. Ich hielt den Atem an als sie sich zu mir umdrehte und mich mit einem Was-willst-du-Blick anschaute. Ich muss zugeben, dass sie das noch schärfer macht als so schon. Ich musste ein schmunzeln unterdrücken, als ich bemerkte, wie sie mich von oben bis unten abcheckte. Es schien ihr zu gefallen, was sie sah. Ihr Blick war auf meine Hände gerichtet, weshalb ich ebenfalls kurz draufguckte. Sie schaute sich mein Tattoo an, meinen Adler. Ich legte die nicht tätowierte Hand über das Bild. Meinen Blick schwenkte ich wieder nach oben und bemerkte die zwei Schlitze in ihrem Dekolleté. Wie konnte ich die übersehen? So geht sie mit Sicherheit nicht aus diesem Zimmer. Will die mich eigentlich umbringen. Okay ganz ruhig, ich muss runterkommen, noch ist sie nicht mein. Aber ich schwöre, wenn sie auch
nur einer ansieht, dann schieß ich dem in den Kopf, auch wenn es Marco ist.
Marco, der sowieso größte Unruhestifter von allen, besonders seit sie hier ist. Er bringt mich absichtlich ständig in rage mit seinen Aktionen, weil er ganz genau weiß, dass sie mein ist und er die Finger von ihr zu lassen hat. Dieser Idiot muss es aber natürlich trotzdem versuchen.
Ich beruhigte meine Gedanken wieder und fokussierte mich auf sie. Ich starrte sie immer noch an, als sie plötzlich anfing zu sprechen.
"Können wir gehen?" Am Liebsten würde ich sie wieder über meine Schulter werfen und sie zwingen sich umzuziehen, aber dann musste ich grinsen. Sie konnte es also kaum erwarten unsere Verlobung zu feiern. Diesen Wunsch kann ich meinem Mädchen natürlich nicht abschlagen. Ihre Ungeduld ging wohl mit ihr durch, denn sie wollte gerade durch die Tür gehen, als ich sie am Handgelenk packen musste.
"Nicht so schnell, wir sollten vorher einiges klären." Bevor wir runter gehen muss sie noch einiges Wissen. Ich kann nicht zulassen, dass meine Feinde uns das verliebte Paar nicht abkauften. Für gewöhnlich würde ich sie nicht in die Details meiner Forderung einweihen, aber ich kenne sie nun, trotz der kurzen Zeit, bereits gut genug um zu wissen, dass sie sonst genau das Gegenteil von dem machen wird, was ich von ihr erwarte. Auch wenn meine Familie und die meisten unserer Freunde wissen, dass diese Ehe nur dem Frieden dienen soll, ist es wichtig, dass sie glauben wir wären verliebt. Oder uns wenigstens mögen würden. Das einzige was sie hier vor einem Anschlag durch Feinde, oder einem Push von unbefriedigten Partnern schützen wird, bin ich. Ich habe mir mit den Jahren einen Ruf erarbeitet und keiner wird es wagen meine Verlobte oder Frau auch nur anzugucken, ohne mit meiner Rache rechnen zu müssen. Und das werden sie.
Ich hoffe für uns beide, dass sie mitspielt. Ich gebe ihr sowieso maximal einen Monat bis sie sich unsterblich in mich verliebt, dann muss ich mir darüber auch keine Sorgen machen.
"Es liegt in deinem Interesse, dass wir heute Abend überzeugend den Schein eines verliebten Paares geben." Ihr Blick war unbezahlbar, als ich anfing ihr die neuen Benimmregeln zu erläutern.
"Vergiss es, wieso auch, jeder weiß doch, dass unsere Hochzeit ein Friedensabkommen ist. Außerdem ist doch sowieso nur deine Familie hier." Oh sie sollte ihre Zunge lieber zügeln, wie spricht sie denn mit mir. Aber heute lass ich es durchgehen, wenn ich jetzt einen Streit lostrete, dann kann ich das mit dem verliebten Paar gleich vergessen. Aber mein Mädchen wird bald lernen wie sie mit mir zu reden hat. Ich schluckte die aufkommende Wut runter.
"Das stimmt nicht ganz. Es sind auch einige Geschäftspartner hier und Freunde, sowie ein paar eher feindliche Familien. Genau deshalb solltest du so gut es geht zeigen, dass mir was an dir liegt." Erst jetzt fiel mir auf, dass sie immer noch dachte, dass es ein Familienessen sein wird. Ich wollte sie nicht täuschen, aber ich hielt es für besser, wenn sie mit einem weniger großen Essen rechnet. Außerdem träumt doch jedes Mädchen von einer Verlobungsparty. Ihr verwirrter Blick war einfach göttlich. Sie biss sich auf ihre Unterlippe und das machte sie nur noch heißer. Gott bin ich froh, wenn dieses ganze Spiel und die Ungewissheit endlich enden und ich mein Mädchen in unser Bett tragen kann und sie nur mir gehören wird.
"Da musst du schon genauer werden." sagte sie mit einem provozierenden Ton und sah mich gleichzeitig unschuldig an.
Ich biss meine Zähne zusammen. Die Kleine will es heute wirklich wissen. Aber gut sie soll die letzten Tage ihrer frechen Seite bloß Luft lassen, denn nach der Hochzeit wird sie die sehr weit in ihrem Inneren einsperren, dafür werden ich sorgen. Ich atmete tief durch und holte in meiner Erklärung etwas weiter aus.
"Es ist öffentlich bekannt, dass unsere Ehe den Frieden für unsere Familien bringen wird, aber nicht, dass dies der Grund war. Die meisten glauben, dass wir Beide so verliebt sind, dass unsere Familien nachgegeben haben und einer Heirat zustimmten." Dabei betonte ich das Wort verliebt als wäre es etwas abstoßendes. Sie muss mir ja nicht in meine Karten schauen. Außerdem war das gelogen, keiner glaubte wirklich an diese Version der Eheschließung, aber dass musste sie ja nicht wissen. Ich war gespannt zu sehen, wie sie sich als verliebte Verlobte geben wird. Aber um ganz sicher zu gehen setzte ich noch einen drauf.
"Dies wurde zur Sicherheit von allen so beschlossen, besonders für Isabella und deine." Meine Gedanken wanderten zu meiner kleinen Schwester. Ich hoffe für Ivan, dass er sie gut behandelt, ansonsten scheiß ich auf den Vertrag und schieße ihm ins Gesicht und es ist mir egal welchen Beinamen er hat. Ich frage mich welchen Beinamen mein Mädchen hat, dass sie nach Anastasia Romanov, der Tochter von Nikalaj dem II benannt wurde ist klar. Aber es würde mich schon interessieren, welcher Name ihr verliehen wurde.
"Wird publik, dass es nur ein Vertrag ist, und mir nichts an dir liegt, würde keiner meine Vergeltung fürchten, würde dir was zustoßen." beendete ich meine Erklärung. Ich hoffte, dass sie es jetzt verstanden hatte. Ich will ihr nicht mehr verraten, als unbedingt nötig, aber ich habe nicht wenig Feinde. Sie sollte also ihr bestes geben, um diese zu überzeugen. Aber in ihrem Gesicht konnte ich immer noch die Zweifel sehen. Tja dann muss ich wohl noch weiter gehen.
"Auch könnte man euch benutzen, um uns gegeneinander aufzuhetzen. Also solltest du dich so unsterblich verliebt wie möglich geben, wenn du keine Zielscheibe auf dem Rücken haben möchtest." Es war zwar nicht meine Art ihre Familie mit reinzuziehen, aber wenn sie dann endlich das tut was ich von ihr möchte, und sie sicher ist, dann werde ich es tun. Sie sah mich schockiert an, gut ich hatte erreicht was ich wollte. Ein grinsen schlich sich über meine Lippen, da ich es geschafft hatte.
„Keine Sorge, mia cara, ich werde die ganze Zeit bei dir sein." Diesen Kommentar konnte ich mir nicht verkneifen. Ich hielt ihr meinen Arm hin und sie hackte sich ein. Wir gingen die Treppe runter, aber mein Blick lag die ganze Zeit auf ihr. Ihren wunderschönen Haaren, ihrem Körper, welcher sich elegant neben mir bewegte.
Ich denke es ist nun an der Zeit die Überraschung zu offenbaren, dass wir gerade bei unserer Verlobung angekommen waren.
„Und wie gefällt dir unsere Verlobungsfeier, mia vita." Dabei musterte ich ihr Gesicht ganz genau. Sie schien aber nicht wütend darüber zu sein, dass sie erst jetzt davon erfuhr, sondern eher beeindruckt von der Dekoration. Meine Mutter kam zu uns rüber, aber ich beachtete sie nicht wirklich, sondern blickte immer noch zu Anastasia. Die Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken.
„Oh danke Liebes, du siehst übrigens atemberaubend aus. Hat mein Sohn dir das bereits gesagt?" War ja klar, dass Mamá das ansprechen musste, aber diesen Gefallen werde ich ihr nicht tun. Also tat ich genau das Gegenteil, anstatt ein Kompliment zu sagen ließ ich meine kühle Bemerkung über meine Lippen gehen. „Wieso sollte ich etwas offensichtliches ansprechen?"
Ich ließ meinen Blick nach Luca suchen, er sollte mich hier eigentlich abholen, damit wir an die Bar konnten. Plötzlich hörte ich einen Pfiff. Ich drehte mich in die Richtung und sah Marco auf uns zukommen. „Das nenn ich mal heiß. Willst du dir nicht doch lieber einen anderen Bruder suchen?" Der will mich doch verarschen. Und dann zwinkert der Idiot mir auch noch zu. Wenn er nicht mein Bruder wäre, hätte ich ihm schon längst eine verpasst. Der strapaziert meine Nerven und ich weiß genau, dass er das mit Absicht macht, was mich noch wütender stimmt. Ich legte meine Hand besitzergreifend um Anastasias Taille, um meinen Anspruch so deutlich wie möglich zu machen. Gerade als ich dem Hosenscheißer eine Lektion erteilen wollte, antwortete Anastasia ihm.
„Jetzt wo du es sagst, weißt du wo Luca ist?" Innerlich musste ich lachen. Schlagfertig, das gefällt mir.

Ich blendete Marco einfach aus und sah mich weiter in der Menge nach Luca um, doch dann erblickte ich Leonora. Das kann ja lustig werden. Ich lockerte meinen festen Griff um Anastasia um Leonora zu begrüßen. Anastasia beobachtete jede meiner Bewegungen, was mich grinsen ließ.
„Hallo Dante Baby." erklang Leonoras schrill klingende Stimme. Gott was fand ich nur an ihr. Wenn ich jetzt genauer darüber nachdachte, dann eigentlich nichts. Es war einfach bequem. Sie kannte mich von Kindheitstagen und wusste, dass ich nie etwas ernstes mit ihr eingehen würde. Oder sonst irgendwem. Bei uns ging es nur um Sex und das war weder für sie noch für andere ein Geheimnis. Ich bin vielleicht ein Arsch, aber ich belüge die Frauen nicht. Mehr als Sex habe ich noch keiner versprochen und das hatte ich vor Anastasia auch nicht vor. Wäre diese Ehe nicht die einzige Möglichkeit den Frieden zu waren, dann hätte ich auch niemals geheiratet. So gesehen ist Anastasia die einzige Frau, die als meine Ehefrau in Betracht kommt. Das wird sie aber nie erfahren.
„schön dich zu sehen Leonora." sagte ich aus Höflichkeit. Leonoras Blick schweifte zu Anastasia. „Und du bist?" fragte Leonora sie, welche mit einem einfachen „Sie" antwortete. Ja Leonora war nicht für ihre Manieren bekannt. Sie war direkt und oft plump.
„Wie bitte?" konterte sie verwirrt. Wie ich schon sagte, nicht gerade bewandert was Manieren angeht.
„Es heißt Sie, Wer sind Sie. Das ist das Pronom, was verwendet wird, um eine Person zu anzusprechen, welche man zum erstmal sieht und bei der das Du nicht angeboten wurde. Es ist der Erkennungswert einer höflichen und zivilisierten Unterhaltung und dient dem Respektzollen." Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. In meinem Mädchen schlummert also eine schlagfertige Frau, gut zu wissen.
„Ach Schätzchen, du musst mir doch nicht den Inhalt von irgendwelchen Lexikons wiedergeben, um deine Unsicherheit zu verstecken." Aber leider hielt Leonora einfach nicht den Mund und musste Anastasia noch weiter provozieren. Wenn es ein Mann gewagt hätte so mit ihr zu sprechen, dann wäre er bereits tot bevor er den Satz beendet hatte. Aber hier konnte ich mich nicht einmischen, noch nicht zumindest. Sie musste es alleine schaffen.
„Lexika" kam es bloß stumpf von ihr. Marco brach in Gelächter aus und auch ich hatte Mühe nicht sofort loszulachen. Für diese Antwort hätte ich sie küssen können, aber unseren ersten Kuss hebe ich mir für den Altar auf.

Meine Gedanken wurden wieder von Leonora unterbrochen, da sie ihre Hand auf meinen Oberarm legte. Ich wollte ihre Hand gerade wegstoßen, als ich Anastasias wütenden Blick sah. Ich wusste zwar nicht, ob sie so wegen Leonoras dummen Sprüchen zu uns sah, oder wegen ihrer Hand auf meinem Bizeps, aber irgendwas sagte mir es war wegen dem Letzteren.
"Dante Baby, ich hab dich letztens vermisst, du warst so schnell weg." sie schmiegte sich immer näher an mich und fing an von ihrem Wochenende zu erzählen. Ich hörte dem Gerede von Leonora gar nicht zu, sondern ließ meine Gedanken bei Anastasia und diesem Kleid das sie trug. Auch wenn ich sie gerade nicht ansah, wollte es mir nicht aus dem Kopf gehen. Ich war so in Gedanken, dass ich nicht gemerkt hatte wie Anastasia sich von mir entfernt hatte. Ich sah mich in der Nähe nach ihr um, aber konnte sie nirgends sehen.
Dann erblickte ich meine Brüder an der Bar und ging, ohne mich von Leonora zu verabschieden zu den Jungs. Ich meine sie hatte ihre Aufgabe ja bereits erledigt und wenn Anastasia nicht in der Nähe ist brauchte ich Leonoras Gegenwart auch nicht weiter zu ertragen.
Ich kam gerade an der Bar an, als Pablo mir bereits ein Glas Scotch reichte. Ich trank ihn in einem Zug aus uns ließ meinen Blick wieder durch die Menge gleiten. Wo war sie nur hingegangen?
"Habt ihr Anastasia gesehen? fragte ich meine Brüder. "Oh man ihr seit doch erst eine Stunde hier und schon hast du sie verloren?" kam es von einem meiner Cousins. Der soll mal lieber seinen Mund halten. Ihn geht meine Verlobte einen scheiß Dreck an. "Ich hab mit meinen Brüdern geredet." pampte ich ihn an. "Ist ja gut, war doch nur ein Scherz." So ein Idiot.
Ich exte noch einen Drink bevor ich mich auf die Suche nach ihr machte. Ich durchquerte den Pavillon und auch unser Haus, konnte sie aber nirgends finden. Wo steckt sie denn?
Ich ging etwas abseits den Garten entlang als ich Ella sah, wie sie Blumen pflückte. Ich folgte ihr und sah mein Mädchen auf der Bank sitzen. Ich musste beim Anblick meiner Schönen lächeln, doch dies verging mir wieder, als ich Fabio neben ihr sitzen sah. Was will der denn hier und was zum Teufel macht er neben meiner Verlobten. Ich wollte gerade wütend auf sie zustürmen, als ich Ellas liebliche Stimme höre. "Du bist so schön." Ella hat meinem Mädchen Blumen ins Haar gesteckt und lächelte sie liebevoll an. Die beiden sahen unglaublich zusammen aus. Ich kann es kaum erwarten Anastasia mit unseren Kindern im Garten spielen zusehen.

"Oh ja das ist sie." stimmte ich Ella zu. Anastasia drehte sich schockiert zu mir um. 

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