Leander:
„Leander ich muss zurück!" sagt Felicia, als sie in den Gruppenraum platzt, in dem ich gerade für meine nächste Prüfung lerne.
„Wohin?" frage ich, schaue aber nicht von meinem Buch auf.
„Nach Hause, wohin denn sonst?"
„Ich dachte du willst hier bleiben?" verwirrt schaue ich sie nun doch an.
„Ja will ich auch. In meinem Zimmer liegt aber etwas was ich unbedingt brauche." sagt sie und schließt die Tür hinter sich.
„Die Schule wird sich darum kümmern, das du neue Klamotten und andere Dinge die du benötigst bekommst."
„Das kann man aber nicht kaufen. Es ist das einzige was ich noch von meinen Eltern habe." erklärt sie mir mit verzweifelter Stimme.
„Du kannst nicht so einfach zurück. Wir haben schon bei deinen Pflegeeltern angerufen und ihnen erklärt das du auf dem Weg in die Schweiz bist, um hier auf ein Internat zu gehen. Wenn sie dich jetzt wieder zuhause sehen, werden sie diese Geschichte nicht glauben." bei meinen Worten kann ich die Verzweiflung in ihrem Gesicht wachsen sehen.
„Sie werden meine Sachen weg werfen. Ich brauche nur dieses eine Teil und dann bin ich gleich wieder weg."
„Nein es geht nicht. Zudem können wir die Gefahr nicht eingehen, das du unter all den Erinnerungen deine Kräfte nicht mehr unter Kontrolle hast und wieder etwas anzündest." sage ich.
„Leander bitte!" fleht sie mich an. Ihre hellbraunen Augen auf mich gerichtet. Ihre wirklich schönen Augen. Sie passen perfekt zu ihren orangenen Haaren, den Sommersprossen auf der schmalen Nase und den hohen Wangenknochen.
„Leander..." sagt sie erneut.
„Ich könnte gehen... allein!" sage ich plötzlich. Ihr hoffnungsvoller Blick lässt mich leider keinen Rückzieher machen.
„Du wirst einen aus der Familie anrufen und sagen, dass ein Freund noch Sachen holen wird."
„Ich habe die Nummer nicht und kein funktionierendes Handy." sagt sie leise und ohne ein Wort schiebe ich ihr mein Handy mit dem Kontakt ihrer Pflegefamilie rüber.
„Danke." sagt sie leise, drückt auf den Anruf Button und dreht sich ein Stück von mir weg. Ich schaue wieder auf mein Buch, um ihr das Gefühl von Privatsphäre zugeben, höre aber trotzdem was sie sagt.
„Hey Clara, hier ist Felicia."
„Ja das stimmt. Ich habe spontan einen Platz bekommen. Ich hätte mich gerne verabschiedet, es ging aber alles so schnell... ich wollte deswegen auch Bescheid geben das nachher noch ein Freund vorbei kommt und ein paar meiner Sachen abholt. Es wäre nett, wenn du ihn rein lässt und ihm mein Zimmer zeigst, damit er sich nicht verläuft." eine kleine Pause entsteht.
„Dankeschön. Ich rufe dich die nächsten Tage an und dann können wir ausführlicher reden. Okay bis bald."
Mein Handy schiebt sich in mein Blickfeld, und ich schaue auf. Felicia steht wieder vor mir und lächelt mich an.
„Was soll ich holen?"
„Einen rosa Stoffbären." sagt sie leise und ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.
„Er ist wichtig für mich und du hast halt den falschen eingepackt." sagt sie.
„Und was noch? Wenn ich eh schon da bin, kann ich auch noch mehr holen."
„Vielleicht noch ein paar mehr Klamotten. Und das kleine rote Kissen auf meinem Bett. Oh und meinen Laptop." zählt sie auf und lächelt zufrieden.
„Ich bring dir die Sachen nachher auf dein Zimmer." ich richte meinen Blick wieder auf mein Buch und warte bis sie den Raum verlässt. Als sich die Tür schließt, atme ich tief durch und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Meine Mutter wird es nicht gut finden, das ich für ein Kuscheltier dort hin springe. Mit jeden Transport den wir mit unserem Kreuz unternehmen, wird die Kraft daraus schwächer. Es ist schwierig und dauert lange um sie wieder aufzuladen und es gibt nur wenige bei uns, welche das Wissen und die Macht dafür haben. Zudem ist es immer ein Risiko irgendwo hin zu springen, weil ich gesehen werden könnte, und dies viele Fragen aufwerfen könnte.
Und trotzdem hole ich fünf Minuten später mein Kreuz aus meiner Hosentasche, konzentriere mich und lande kurz danach an einer Bushaltestelle, ein paar Häuser neben dem der Familie Scheiter. Da ich Herr und Frau Scheiter schon heute Morgen gesehen habe, hoffe ich die Tochter anzutreffen, welche deutlich netter wirkt. Und so ist es auch. Ich habe gerade an der Tür geklingelt und jetzt lächelt mich ein braunhaariges Mädchen freundlich an.
„Hey ich bin Leander, ich sollte für Felicia noch ein paar Sachen abholen." sage ich und reiche ihr meine Hand. Sie drückt sie und stellt sich ebenfalls vor:
„Ich bin Clara, komm doch rein. Meine Eltern kommen in einer halben Stunde mit meinen Geschwistern zurück, deswegen würde ich sagen du beeilst dich."
Ich folge ihr durch den Flur die Treppe hoch, in das Zimmer von Felicia. Ich stelle eine Tasche auf das Bett und fange an die Sachen einzupacken. Zuerst den rosa Stoffbären und dann das rote Kissen. Danach den Laptop, und jetzt schaue ich ratlos in ihren Kleiderschrank.
„Weißt du was sie gerne anzieht? Was davon sollte ich mit nehmen?"
„Lass mich das machen." sagt Clara und schiebt mich zur Seite, worüber ich erleichtert bin, weil ich mich unwohl dabei fühle, noch mehr in Felicias Privatsphäre einzudringen.
„Gehts du auch auf das Internat?" fragt Clara mich, während sie mir zwei Pullover reicht.
„Ja." antworte ich und räume die Pullover in die Tasche.
„Ist es schön dort?"
„Ein Traum. Sie tuen alles, damit wir uns dort Zuhause fühlen, und es funktioniert bei jedem den ich kenne." erzähle ich ihr.
„Ich hoffe es geht ihr gut. Das Telefonat vorhin war so kurz, und auf ihrem Handy erreichen sie keine Nachrichten." sagt Clara bedrückt und reicht mir mehrere T Shirts und Hosen.
„Ihr Handy ist kaputt. Wenn sie ein Neues hat, kann ich ihr deine Nummer geben, wenn du das möchtest." biete ich ihr an und reiche ihr mein Handy. Sie tippt ihre Nummer ein, reicht es mir zurück und packt Socken und Unterwäsche in die Tasche.
„Das dürfte alles sein."
„Okay dankeschön." sage ich, während ich die Tasche schließe und dann die Treppe zur Haustür hinunter laufe.
„Ich richte ihr Grüße aus, und gebe ihr deinen Kontakt, sobald ich sie treffe."
„Dankeschön und auf Wiedersehen!" sagt sie und schließt die Tür. In dem Moment fährt ein Auto auf die Auffahrt und Herr und Frau Scheiter und drei kleine Kinder steigen aus dem Auto.
„Wer sind sie?" fragt mich Herr Scheiter unfreundlich.
„Ich bin Leander, ein Freund von Felicia. Ich habe ein paar ihrer Sachen abgeholt." erkläre ich ihm.
„Traut sie sich hier nicht mehr her? Die kleine Schlange, erst lässt sie sich hier 4 Jahre durch füttern und verschwindet dann plötzlich. Ein Internat in der Schweiz pf. Ich hoffe die bringen ihr dort ein paar Manieren bei und..."
„Es reicht!" stoppe ich ihn.
„Wie bitte? Sie verbieten mir das Wort? Wie alt sind sie 14?" zischt Herr Scheiter unfreundlich.
„Es ist egal wie alt ich bin. Sie haben nicht das Recht so über Felicia zu reden. Sie hat Glück einen Platz bei uns bekommen zu haben, denn dort hat sie nun ein Zuhause und eine Familie. Es wird euch sicher freuen zuhören, dass sie nun eine gute Bildung genießen kann, Personen um sich hat, die ihr bestes geben, damit es ihr gut geht, und sie glücklich ist. Sie können also stolz auf Felicia sein, und werden sie bestimmt hier Zuhause vermissen. Guten Tag!" Ich hebe die Tasche an, und verlasse das Grundstück. Ich kenne Felicia nicht gut, jedoch hat niemand das Recht so über sie zu reden.„Alica!" rufe ich durch den Wohnbereich.
„Ja?" Alica kommt aus der Küche auf mich zu.
„In welchem Zimmer wohnt sie?" frage ich und deute auf die Tasche in meiner Hand.
„Felicia? 3, die linke Tür." sagt sie.
„Warte ich komm kurz mit."Nachdem Alica mich in die Wohnung von den beiden gelassen hat, und sie in ihrem Zimmer verschwunden ist, habe ich gerade vorsichtig an die linke Tür geklopft.
„Ja?" höre ich Felicias Stimme sagen. Ich öffne die Tür und stecke vorsichtig meinen Kopf durch die Tür.
„Komm rein." sagt sie. Ich trete in das kleine Zimmer und schließe die Tür.
Ihr Zimmer ist ähnlich aufgebaut wie Meines, jedoch noch sehr kalt. Sie hat ein paar Bilder über dem Schreibtisch angebracht, ihren Koffer ausgeräumt und das Bett bezogen.
„Ich habe deine Sachen." ich stelle die große Tasche auf ihr Bett.
„Dankeschön." sie öffnet die Tasche und schaut durch die Sachen.
„Clara hat die Klamotten raus gesucht." sage ich. Sie holt das rote Kissen und den Stoffbären aus der Tasche und lächelt zufrieden.
„Ich habe dir auch ein neues Handy besorgt." ich reiche ihr die Verpackung des neue Handys.
Als sich unsere Fingerspitzen berühren, verliere ich kurz die Kontrolle, ebenso wie Felicia. Ihre Finger stehen in Flammen, und an Meinen, tanzen kleine Tornados. Ohne etwas zu machen, vermischen sich unsere Elemente und zwischen uns tanzt ein Tornado in Flammen. Ich höre Felicia erschrocken einatmen. Ihre Augen wechseln zwischen dem brennenden Tornado und mir.
„Leander?" fragt sie unsicher.
Damit der Tornado keine größere Gefahr wird, fange ich ihn mit meiner Hand ein, und nehme so mein Element wieder auf.
„Fuck!" stoße ich aus.
Das Feuer von Felicia kann ich nicht aufnehmen, weshalb es meine Handfläche verbrennt.
„Es tut mir leid." Felicia weicht erschrocken zurück.
„Alles gut... es hat mich nur verbrannt, das heilt wieder." ich versuche sie zu beruhigen, was scheinbar aber nicht funktioniert, denn ihre Hände fangen Feuer.
„Felicia es war nicht deine Schuld. Ich habe es doch auch kurz nicht unter Kontrolle gehabt." sage ich.
„Wieso passiert mir das immer? Es soll bitte aufhören..." sie steht an der Wand, unsicher und ängstlich. Sie schaut ihre brennenden Hände an, und dann mich.
„Felicia?" frage ich vorsichtig.
„Ja?" antwortet sie unsicher.
„Atme bitte einmal tief durch." Ich beobachte, wie sie ihre Augen schließt und tief ein und aus atmet. Und noch einmal. Bei jedem Atemzug wird das Feuer an ihren Händen kleiner. Und schließlich hört es auf.
„Siehst du?" Sage ich leise und sie öffnet ihre Augen.„Felicia es ist 18:25 Uhr, wollen..." Alicia platzt durch die Tür.
„Leander du bist noch da."
„Ja, aber wir sind glaube ich auch fertig oder?" ich richte meinen Blick auf Felicia. Diese macht einen zustimmenden Laut.
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Wächter der Elemente
Teen FictionFelicia musste in ihrem Leben von Pflegefamilie zu Pflegefamilie wandern. Nirgendwo hatte sie ein richtiges Zuhause und nirgendwo hat sie sich wohl gefühlt. An ihrem 18. Geburtstag sollte sich alles änder. Ein Fremder nimmt sie mit in eine andere W...