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Leander:
Um Punkt 17 Uhr öffnet sich die Tür vor mir und Felicia lächelt mich an.
„Du... siehst sehr hübsch aus." sage ich. Sie trägt ein schwarzes Knielanges Kleid, welches sich so perfekt an ihren Körper schmiegt, als wäre es für sie angefertigt worden. Ihre roten Haare liegen in leichten Wellen über ihren Schultern, dezente Armbänder und zwei Ringe schmücken ihre Arme und Hände und ihre Augen strahlen heute nochmal mehr als sonst.
„Du siehst auch nicht schlecht aus." sie begutachtet meine dunkle Hose, das weiße Hemd und die dunkle Jacke die ich mir über den Arm gehängt habe.
„Wollen wir?" frage ich und sie nickt. Zusammen laufen wir die Treppen runter in den Wohnbereich, durch die große Tür nach draußen und über einen der Wege, in Richtung des Hauses meiner Eltern. Mit meinem Schlüssel schließe ich die Haustür auf und ein angenehmer Geruch nach Essen kommt uns entgegen.
„Ich nehm deine Jacke." sage ich und hänge meine und Felicias Jacke an der Garderobe auf. Ich führe sie in das Esszimmer, indem der Tisch schon gedeckt ist, und schon ein paar Töpfe auf dem Tisch stehen. Als wir weiter in die Küche gehen, treffen wir auf meine Eltern und meinen kleinen Bruder.
„Hallo ihr Beiden." meine Mutter ist die erste die uns begrüßt. Sie schenkt Felicia ein glückliches Lächeln und drückt mir einen Kuss auf die Wange.
„Hallo Felicia." mein Vater geht auf sie zu und reicht ihr die Hand. Ich beobachte wie sie kurz zögert, ihm dann aber die Hand reicht. Es ist eine rein höflich Geste, weshalb die Elemente nicht unkontrolliert ausbrechen.
„Schön sie kennen zu lernen." freundlich und ein bisschen eingeschüchtert lächelt sie ihn an.
Mein Bruder sagt nur kurz:
„Hey." zu uns beiden und bringt dann einen Topf in das Esszimmer.

„Gefällt es dir bei uns an der Schule?" fragt mein Vater kurze Zeit später, als wir alle mit gefüllten Tellern am Esstisch sitzen.
„Ja, sehr sogar." antwortet Felicia.
„Das ist schön. Es ist wahrscheinlich eine große Umstellung plötzlich hier zu wohnen, zusammen mit den anderen Schülern."
„Das stimmt! Aber es ist schön. Ich mag es, das ich nur eine Tür von meinen Freunden entfernt bin."
„Ich habe von meiner Frau gehört, dass du schnell lernst und schon im nächsten Schuljahr am normalen Elementunterricht mit den anderen Schülern teilnehmen kannst." beeindruckt schaut er sie an. Da ich genau gegenüber von ihr sitze, kann ich sehen wie ihre Wangen sich rosa färben und ein kleines Lächeln über ihr Gesicht huscht.
„Meine Lehrerin ist einfach sehr gut. Und in der Theorie bekomme ich Hilfe von meinen Mitschülern." sagt sie und ich sehe eine Möglichkeit, nach David Decanter zu fragen.
„Oh Mum!" melde ich mich zu Wort.
„Als Felicia und ich ein paar der stärksten Familien durch gegangen sind, sind wir auf jemanden gestoßen, über den es keine Informationen gab, außer wann er geboren ist und das er hier auf die SCE gegangen ist. David Decanter, kennst du ihn oder weißt du wieso es nichts über ihn in den Büchern gibt?"
Meine Eltern tauschen einen Blick aus und meine Mutter fängt an zu reden:
„David Decanter war ein Jahrgang unter mir. Er war ein sehr guter Schüler, Kampfmeister der Schule, mit Aussicht, später in die Italienische Kampfstation versetzt zu werden."
„Aber?" frage ich.
„Daraus wurde nichts. Er wurde von seiner Familie verstoßen und von den Wächtern ausgeschlossen." beendet sie ihren Satz.
„Warum?" kurz wandert mein Blick zu Felicia die schockiert meine Mutter anschaut.
„Er hat sich in eine Feuerwächterin verliebt. Sie wollten zusammen sein, und das haben ihre Familien nicht akzeptiert. Zudem ist es eine unaufgeschrieben Regel, dass man die Elemente nicht vermischt. Bei Unbekannten Wächtern, wird es mit Glück noch toleriert. Aber nicht bei den Familien Decanter und Costello."
„Wie hieß die Feuerwächterin?" gespannt warte ich auf die Antwort meiner Mutter, welche auch prompt kommt.
„Elodie Costello."
Ich sehe wie Felicia Kreide weiß wird. Ihr Blick trifft Meinen und ist voll mit Emotionen. Erleichterung, Sehnsucht, Trauer, Verwirrung.
„Und wo sind die beiden jetzt?" fragt mein kleiner Bruder Julius interessiert nach.
„Das weiß niemand. Sie sind nach ihrem Ausschluss untergetaucht. Sie könnten irgendwo ein glückliches Leben führen, sie könnten aber auch tot sein. Die Liebe zwischen zwei unterschiedlichen Elementen ist gefährlich. Die Decanter Familie versucht ihn zu vergessen und tot zu schweigen und Elodies Eltern haben sich zurück gezogen. Man hat von ihnen seit Jahren nichts mehr gehört, außer das sie in einem ihrer Anwesen in Irland leben."
„Jetzt mal wieder ein schönes Thema, Nachtisch?" unterbricht mein Vater das Gespräch und schaut in die Runde.
„Ich glaube ich brauch erstmal eine Pause." sagt Julius und atmet laut aus.
„Da schließe ich mich an." sage ich und stehe auf.
„Ich zeige Felicia mein Zimmer okay?"
„Na klar kommt wieder wenn ihr fertig seid." sagt meine Mutter und lächelt freundlich Felicia an, diese steht auf und folgt mir.

Wächter der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt