Felicia:
Ich hasse es zu warten. Und was ich noch mehr hasse, dabei nichts zu tun zu haben. Leander und ich warten mittlerweile schon eine Stunde in meinem Zimmer darauf, das Alica aus ihrem Zimmer kommt und bereit ist mit uns darüber zu reden was sie gesehen hat. Ich sitze jetzt seit einer Stunde auf meinem Bett und scrolle durch Instagram. Leander hat seinen Kopf auf meinen Oberschenkeln abgelegt und ist eingeschlafen. Abwesend streichle ich durch seine weichen Haare und schaue mir währenddessen unnötige Videos an. Damit Leander nicht aufwacht habe ich die Lautstärke meines Handys auf Null gestellt, was die Videos vielleicht nicht spannender macht, dafür kann ich aber Leanders beruhigendes Atmen hören. Wäre Leanders Atmen nicht da, wäre die Stille mir wahrscheinlich schon unangenehm geworden, aber so, finde ich es entspannend. Und ohne diese Stille hätte ich wahrscheinlich nicht das leise Klopfen an meiner Tür gehört.
„Ja?" sage ich und stupse währenddessen Leander an, sodass er aufwacht. Schüchtern kommt Alica in mein Zimmer und schaut zwischen uns beiden hin und her.
Leander versucht mit seiner einen Hand ein Gähnen zu verstecken, und mit der anderen fährt er sich nervös durchs Haar.
„Alica dürfen wir dir das erklären?" sagt Leander um die jetzt unangenehme Stille zu durchbrechen.
„Ich glaube soviel müsst ihr mir da nicht erklären. Euch beide so zu sehen erklärt eigentlich schon alles. Ihr seid verliebt." sagt sie und ihre Mundwinkel Zucken kurz nach oben.
Leander und ich schauen uns kurz an. Dieses Wort verliebt, bringt das alles auf ein neues Level, und ich bin mir nicht sicher ob wir schon auf diesem Level sind. Wir haben noch nie wirklich darüber gesprochen was wir sind. Aber das muss auch nicht jetzt passieren. Jetzt ist es erstmal wichtig mit Alica zu reden.
„Oder liege ich da jetzt falsch?" fragt sie verunsichert, weil wir ihr nicht geantwortet haben.
„Das ist..." will ich anfangen doch Leander schneidet mir das Wort ab.
„Ja, das stimmt!"
Ich muss mir ein Lächeln verkneifen, spüre aber schon wie sich meine Wangen rot färben.
„Ich werde es für mich behalten. Keine Sorge." sagt sie sofort.
„Ich war erst schockiert, aber im Grunde finde ich diese uralte Regel fürn Arsch!"
Ich muss lachen. Alica ist einfach einer der ehrlichsten Menschen die ich je getroffen habe.
„Ihr müsst mir aber versprechen, das es niemand anders mitbekommt. Ich habe keine Lust, das ihr ausgeschlossen werdet."
„Dafür ist es schon zu spät." sagt Leander trocken und Alicas Augen werden groß.
„Elana hat es vor einer Woche raus bekommen und Bene und Kester vermuten das schon länger." erklärt er.
„Schon länger? Wie lange läuft das denn schon?"
„So richtig erst seit zwei drei Wochen ungefähr. Aber davor waren meine Blicke wohl schon, naja, vielsagend." klärt er sie auf und beißt verlegen auf seine Unterlippe.
„Oh Man. Aber ihr müsst echt besser aufpassen. Seid froh das ich das gerade war, und nicht jemand anders euch beim rummachen gesehen hat."
„Wir haben nicht rumgemacht!" sage ich schnell.
„Leander hat mich..."
„Ich habe sie zum weinen gebracht und sie dann getröstet. Das war kein rummachen." stellt er nochmal klar.
„Eine frage habe ich noch. Es war windstill."
Wir gucken sie beide verwirrt an.
„Ich kann mich daran erinnern, das du..." sie deutet auf Leander.
„...hier vor ein paar Wochen in Felicias Zimmer warst und ein ziemlicher Sturm durch die Wohnung gepustet wurde. Wieso konntet ihr euch gerade eben Umarmen, ohne das eure Elemente ausgebrochen sind. Jeder weiß doch, das die Elemente ausbrechen können, wenn du mit einem Wächter eines anderen Elements in Berührung kommst. Und sie vollkommen außer Kontrolle sind, wenn du Gefühle für diese Person hast, was bei euch beiden ja der Fall ist."
„Es wurde einfach von mal zu mal besser. Manchmal passiert gar nichts mehr und manchmal Puste ich Felicia noch mit einer Druckwelle durch den halben Wald. Unsere Elemente bekämpfen sich aber nicht mehr wirklich, sie verbinden sich eher." erklärt Leander ihr.
„Anfänger Felicia..." sie schenkt mir einen entschuldigenden Blick,
„... schafft es jetzt schon ihr Element mit deinem zu verbinden?"
„Ja." sage ich und um es ihr zu zeigen öffnet Leander seine Hand ein 20 Zentimeter hoher Tornado tanzt auf seiner Hand. Ich halte meine Hände an die Seiten des Tornados und schon kurze Zeit später färbt er sich rot und man sieht das Feuer, welches sich wild im Kreis dreht.
„Wow!" sagt Alica begeistert.
Ich entziehe dem Tornado das Feuer und nehme es wieder auf. Leander schließt seine Hand und der Tornado verschwindet sofort.
„Mädels!" Luise platzt in das Zimmer und schaut wütend zwischen mir und Alica hinunter her. Leander schenkt sie keine wirkliche Beachtung.
„Wie kann es sein, dass ihr hier oben Kaffeekränzchen macht, während wir da unten mit einem Spieler zu wenig auf dem Feld stehen, und auch keinen Ersatzspieler mehr haben?"
„Oh wir..." stottert Alica und ich weiß garnicht was ich sagen soll. Mir fällt keine sinnvolle Ausrede ein, die erklären könnte, weshalb wir beide so plötzlich verschwunden sind.
„Jetzt ist es eh egal! Der Kurs ist seit einer halben Stunde vorbei. Wir haben übrigens verloren!" sie funkelt uns aus ihren braunen Augen an.
„Du bist so eine schlechte Verliererin Lui!" Alica lacht los und ich stimme mit ein. Sie sieht einfach zu witzig aus, wie sie da steht. Die Hände in die Hüften gestemmt, den roten Wangen und bösen Gesichtsausdruck, welcher gerade zu einem Lachen mutiert.
„Klopf klopf." höre ich eine Stimme im Flur sagen und kurz darauf steht Kester neben Luise im Türrahmen.
„Hallöchen ihr hübschen." ein charmantes Lächeln liegt auf seinen Lippen. Während er die Runde einmal durchgeht, glaube ich fasst, das sein Blick an Alica ein bisschen Zugang hängen bleibt. Voralpen an ihrer Sportkleidung, die ihre zierliche schlanke Figur deutlich betont.
„Ich gesell mich gerne gleich zu euch, aber vorher muss ich dringend mit Leander reden." er schenkt ihm einen ernsten Blick und nickt Richtung Flur. Leander runzelt die Stirn, steht dann aber auf, wobei er viel ganz ausversehen meine Hand drückt und dann das Zimmer verlässt.
„Ich geh duschen." sagt Luise kurz darauf und verlässt auch das Zimmer. Jetzt sind Alicia und ich allein. Ich auf meinem Bett und sie an meinem Schreibtisch. Zwischen uns ist dieser riesige Abstand, der irgendwie bedrückend wirkt. Und ich mag es überhaupt kocht, wie distanziert wir gerade sind.
„Darf ich dich umarmen?" frage ich plötzlich und bin wahrscheinlich genauso verwirrt wie Alica gerade aussieht. Kurz habe ich Angst, dass sie mich abweist, doch dann wird ihr Blick weich. Sie stößt sich von meinem Schreibtisch ab und öffnet ihre Arme. Ich krabbelte von meinem Bett und schließe meine Arme fest um sie.
„Danke." sage ich in ihr lockiges Haar.
„Wofür?" fragt sie leise und hält mich weiter in ihrem Arm.
„Ich hatte nie wirklich gute Freunde. Ich hatte gerade so Angst, das ich mir das hier auch noch zerstört habe."
„Nein. Ich bin so glücklich dich hier zu haben und wegen sowas lasse ich das alles doch nicht fallen."
„Darf ich mit machen?" höre ich Kesters charmante Stimme neben uns.
„Obwohl, ich glaube dafür seid ihr ein bisschen zu heiß." er grinst uns an.
„Wo ist Leander?" frage ich, als ich bemerke, dass er nicht mehr da ist.
„Wichtiges Gespräch in seiner Mutter." er presst die Lippen zusammen und guckt mich nur kritisch an.
„Was will sie?" frage ich verunsichert und er antwortet nicht. Stattdessen schaut er kurz zu Alica, welcher immer noch neben mir steht und dann wieder zu mir.
„Sie weiß es." sage ich und sie lächelt nur.
„Oh Achso! Ich glaube nicht das das ein normales Mutter Sohn Gespräch wird. Sie wirkte angespannt, ein bisschen sauer und gestresst. Wobei das ist sie eigentlich immer. Vor allem wenn... egal. Naja sie wurde aufjedenfall nochmal wütender als er nicht in seinem Zimmer war, sein Handy aber auf dem Zimmer lag und sie ihn nicht erreichen konnte. Ich glaube sie wusste nicht Bescheid das er heute kommt, keine Ahnung. Sie war sauer und die letzten Gespräch zwischen ihr und ihrem Sohn verliefen auch nicht gerade gut. Einmal muss sie danach alle Fenster austauschen und das andere mal hat sie ihn wütend nach Spanien abgeschoben." erzählt er. Er redet so schnell das Ichform Zischen durch echt Mühe geben muss, alles zu verstehen.
„Sollten wir..." sage ich und er schüttelt schon mit dem Kopf.
„Das müssen die allein machen."
„Wollen wir dann so lange zum Essen gehen?" mischt sich Alica schüchtern ein. Ein verdächtiges grummeln kommt aus ihrer Magenrichtung und ich nicke grinsend. Wir können gerade sowieso nichts anderes machen.In dem Speisesaal angekommen holen wir uns routiniert das Tablett mit unserem Essen ab und bewegen uns langsam durch die Reihen zu unserem Tisch. Ich setze mich neben Luise, welche ihre nassen Haare zu einem hohen Dutt zusammengebunden hat. Ich habe garnicht mitbekommen, das sie schon fertig mit dem duschen ist. Gegenüber von uns sitzt auch schon Nea und neben ihr Noel und Dave. Während wir unsere Plätze einnehmen kommt auch Elira mit ihrem Freund Luca an unseren Tisch. Luca stellt eines der beiden Tabletts auf seinem Arm auf unserem Tisch ab und lächelt uns allen einmal zu. Dann wendet er sich wieder Elira zu, gibt ihr einen Kuss auf den Mund und verabschiedet sich. In der Zeit, wo Elira sich setzt, beobachte ich Luca, wie er sich zu Mario und seiner Freundin Fine, Julien, Maja, Tiara und ein paar anderen Wächtern der Erde setzt.
„Oh mein Gott!" kreischt eine Stimme durch den Speisesaal, welche sich verdächtig nach Flora anhört. Sie stürmt zischen den Reihen durch und macht eine Vollbremsung an unserem Tisch. Sie stützt sich mit ihren Händen auf dem Tisch ab und atmet erschöpft ein und aus.
„Was ist mit dir?" fragt Elira neugierig, doch Flora deutet ihr mit ihrer Hand noch kurz zu warten. Als sie wieder einigermaßen Luft bekommt erzählt sie ihre Neuigkeiten.
„In irgendeinem Naturschutz Dings in Italien, in der Nähe von Turin gibt es nenn fetten Waldbrand. Und jetzt ratet mal wessen Truppen gerade im Langzeiteinsatz in Australien sind? Ganz genau Italien. Und jetzt sind wir dafür verantwortlich. Brand bedeutet, das auch wir los können."
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Wächter der Elemente
Teen FictionFelicia musste in ihrem Leben von Pflegefamilie zu Pflegefamilie wandern. Nirgendwo hatte sie ein richtiges Zuhause und nirgendwo hat sie sich wohl gefühlt. An ihrem 18. Geburtstag sollte sich alles änder. Ein Fremder nimmt sie mit in eine andere W...