Kapitel 4

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Diese Nacht habe ich so schlecht geschlafen wie schon lange nicht mehr. Wie könnte ich bei den Gedanken auch einen ruhigen und angenehmen Schlaf haben? Noch ziemlich lange habe ich wach gelegen und musste an das denken, was passiert ist.

Mein Wecker reißt mich aus meinem Halbschlaf. Noch total müde stehe ich auf, mache mich fertig und setze mich an meinen Schreibtisch, um an meinem Artikel über Schmetterlinge zu schreiben. Dazu habe ich mir verschiedene Lebensräume angeschaut, sie mit meiner Kamera fotografiert um zu sehen wie sich deren Aussehen unterscheidet, Bücher gewälzt und Leute befragt wie viel sie bereits über diese besonderen Insekten wussten. Erst dachte ich, was für ein eintöniges und langweiliges Thema, aber je mehr ich mich damit auseinander setze, desto mehr beginnen mich diese Insekten zu faszinieren. So wunderschön mit ihren bunten Farben und ihren speziellen Mustern.

Das Wort Schmetterling stammt laut meiner Recherche aus dem Griechischen und besteht aus den beiden Worten Schuppe und Flügel. Wie ich herausgefunden hatte, gehört die Schmetterlingsart "Kleiner Fuchs" zu den sogenannten Edelfaltern, die zu den farbenprächtigsten Schmetterlingen Europas zählen. Längliche Rillen zwischen denen durchgehende Vertiefungen liegen und breite Vorderflügel zeichen sie aus.

Mein dritter Kaffeebecher ist bereits leer und meine Früchtemüslischale als die Uhr 12 schlägt. Zeit für meine tägliche Joggingrunde, um meinen Kopf frei zu kriegen. Also ziehe ich mir meine typsiche Sportkleidung an, nehme meinen i-Pod, weil sich mein Handy noch immer bei Theo befand oder bei Tina, wenn ihr Ehemann es von Theo bereits abgeholt hatte, mache meine Kopfhörer ins Ohr und spiele meinen Lieblingssong "Miss California" ab. Oh wie sehr ich diesen Song liebte. Er hatte mich schon durch so manche Krisen und schlechten Tage gebracht.

Ich laufe durch Hamburgs Straßen direkt an der Alster entlang. Die Wasserfontäne, der laute Ton eines Bootes, das sich auf Tour begibt, das Rathaus, die vielen bunten Blumen, all das sehe ich vor mir, während ich versuche meine Gedanken zu ordnen. Gerade war ich dabei kurz mal meine Gedanken los zulassen und an meinen Artikel mit den Schmetterlingen zu denken, da höre ich eine mir bekannte Stimme. Nein, nein, nein. Das darf jetzt nicht wahr sein. Hier laufe ich doch sonst auch immer lang ohne auch nur einen mir bekannten Menschen zu treffen. Zumindest meistens. Der Typ hatte mir gerade noch so gefehlt.

Puh, ich konnte mich in aller letzter Sekunde noch hinter einen Baum flüchten, bevor er seinen Blick in meine Richtung werfen und mich entdecken konnte. Die Leute um mich herum, müssen sonst was von mir gedacht haben. Wer flüchtet denn auch schon hinter einen Baum? Keiner außer ich verrückte Nudel. Naja, wenn man bedenkt, dass ich völlig verstört aus seinem Appartment gestürzt bin, ist das wahrscheinlich die normalste Reaktion von allen.

Ich konnte jedes Wort zwischen Theo und seinem Freund Alexander mitanhören. Ich hätte lieber verschwinden sollen, doch die Neugier hat mich gepackt. Schließlich wusste ich nichts wirklich über Theo. Dies hier war die Gelegenheit ganz unbemerkt ein paar Infos zu erhalten, die ich nie bekommen würde, wenn ich mit ihm sprechen würde, denn dann würde ich eher weniger herausbekommen. Ich konnte ihm ja noch nicht einmal gegenüberstehen. Wie sollte ich dann mit ihm reden? Was könnte ich zu ihm sagen? Welche Ausrede könnte ich mir überlegen?

Ich hatte ihn zwar nur ganz kurz gesehen, aber das hat ausgereicht, um ihn nach wie vor verdammt heiß zu finden. Wie er da saß auf diesem Stuhl. Diese unfassbar muskulösen Oberarme, dieser hammer Körper und diese mega Stimme. Ja, dieser Kerl passte sowas von in mein Beuteschema.

"Theo, du hast was? Die Frau von der Hochzeit mit nachhause genommen und sie ist am nächsten Morgen einfach so ohne ein Wort abgehauen?"

"Ja, Alexander. Ich weiß es doch auch nicht, mit Sina läuft es schon seit einiger Zeit nicht mehr ganz so optimal. Sie ist nur noch gestresst wegen ihrer Doktorarbeit und oft wirft sie mir vor keine Zeit für sie zu haben, obwohl sie doch die jenige ist, die ständig nur arbeitet. Ich dachte immer, dass sie die eine für mich ist, mit der ich irgendwann mal Kinder haben möchte. Aber langsam glaube ich das irgenwie nicht mehr."

"Ich habe dir immer gesagt, Sina ist eine zu ehrgeizige Frau, die nicht freiwillig für Kinder auf ihre Karriere als angehende Kardiologin verzichten würde. Ich meine wann hattet ihr das letzte mal Sex?"

"Was tut das denn jetzt zur Sache, Alexander?"

"Eine ganze Menge, wenn du mich fragst. Ich meine, wenn es schon länger kriselt und ihr euch nicht mehr körperlich nah seit, fördert das nicht gerade eure Bindung zueinander."

"Du hast Recht. Wir schlafen schon seit fast einem Monat nicht mehr miteinander. Wenn ich will, will sie nicht und anders herum. Aber ich will uns auch nicht einfach aufgeben. Nicht nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben."

"Du glaubst gar nicht wie unfassbar schöne Augen Lilly hat und wie gut sie mit meinem Hund umgegangen ist. So wohl hat sich Anna bei Sina nie gefühlt."

"Du kommst ja richtig ins Schwärmen, Alter."


"Wie sie mich angestarrt hat als sie meine Wohnung so abrupt verlassen hat. So als hätte sie einen Geist gesehen. Ich muss unbedingt nochmal mit ihr reden. Immerhin hat sie ihr Handy bei mir liegen lassen. Georg weiß sicher wo sie wohnt, weil seine Frau ihre beste Freundin ist."


Gerade wollte ich mich wieder auf den Weg machen, da sprachen die beiden über meine Mutter. Ich konnte nur noch Bruchstücke verstehen, weil ein Polizeiwagen mit Blaulicht vorbei fuhr. Hätten die nicht vorher zu den wichtigeren Themen übergehen können, anstatt über seine Beziegungsprobleme zu sprechen?


"Sie scheint Dana von irgendwo her zu kennen. So wütend wie sie sie angeschaut hat. Meine Mutter hatte mir nur gesagt, dass Dana ...

Mehr konnten meine Ohren nicht hören. Theos Mutter kannte also meine Mutter, er hatte Beziehungsprobleme und wollte eines Tages Kinder mit der Frau seines Herzens haben und er liebt seinen Hund über alles. Wenn er wüsste wie sehr ich Hunde mochte und wie sehr ich mich danach sehnte wieder so einen treuen Begleiter zu haben.

Ich wusste nach diesem belauschten Gespräch so einiges mehr über Theo, aber es wühlte mich irgendwie noch mehr auf. Theo war definitiv der Schlüssel zu meiner Vergangenheit. Mit ihm würde ich meiner Wahrheit näher kommen.

Ich rannte so schnell ich konnte zurück. Es wurde Zeit, dass ich zu Tina fuhr und ihr davon berichte.



Ich bedanke mich bei euch! Freut mich, dass ihr auch dieses Kapitel gelesen habt.

Hier ein paar Fragen:

Wird sich Theo bald von seiner Sina trennen?

Was hat seine Mutter mit ihrer Mutter zu tun?

Was wird Lilly Theo wohl sagen, sobald sie ihm gegenüber steht?

Dein Herz ist mein HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt