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Nun traten Lizzie und Scarlett vor zu uns und umarmten mich und Seb. Sie entschuldigten sich mehrmals dafür und teilten uns ihr Beileid mit. Nun traten die anderen auch vor und taten das Gleiche.

Als alle in tiefer Trauer gegangen waren, verzog ich mich auf die Couch. Ich kuschelte mich in eine Decke und starrte vor mich hin, als Seb zu mir kam. Gemeinsam saßen wir so eine ganze Weile da. Dann seufzte ich. „Seb, ich weiß, dass hört sich jetzt richtig scheisse an und es ist auch scheisse, aber wir müssten... die... Beerdigung von... ihm... planen und organisieren." Wenn ich ihn nicht kennen lernen durfte, dann wollte ich wenigstens richtig Abschied nehmen. Seb nickte traurig und ging um sein Laptop zu holen. „Das wird und auch ein wenig ablenken, hoffe ich." Das letzte flüsterte ich nur. Wir setzten uns also hin und fingen an. Wir kamen erstaunlich schnell voran. Ich bestellte einen schönen Sarg, in schwarz mit weißem Deckel und silbernen Verzierungen. Ich fand ihn wirklich schön. Außerdem veranlasste ich, dass er nicht auf einem Friedhof beerdigt wird, sondern am Rand des nahegelegenen Waldes, auf einer Wiese und wir wollten eine Eiche darauf pflanzen. Während ich das alles organisierte, kümmerte Seb sich um die Gäste und den anschließenden Leichenschmaus. Wir beschlossen, die Gäste in einem kleinen und engen Feld zu halten. Wir luden Sebs Mum, Anthony, die beiden Chris', Scarlett, Lizzie, Robert und... Lorena ein. Ich bezweifelte zwar, dass sie kommen würde, aber es war einen Versuch wert.

Wir waren soweit fertig. Die Planung hatte uns ganze vier Tage gebraucht. Ich merkte, dass ich nicht so traurig war wie Seb. Ich weiß, dass man los lassen musste und man sein Leben weiter leben musste. Ich war natürlich auch niedergeschlagen und traurig, aber Seb war in eine richtige Depression verfallen. Ich versuchte ihn aufzuheitern, was ein bisschen half, allerdings war er immer noch wie ein kleines Häufchen Elend. Ich sagte ich immer wieder, dass das jetzt nicht das Ende seines Lebens war, aber er hörte nicht auf mich. „Es liegt an mir. Ich hätte viel mehr auf dich aufpassen sollen und dich viel mehr entlasten sollen. Du hattest zu viel Stress. Und das wegen mir." Das sagte er immer wieder. Jedes Mal, wenn ich auch nur versuchte ihn auf andere Gedanken zu bringen.

(Aber lasst euch eines sagen, ich weiß es ist schwer los zu lassen und den oder die oder das geliebte gehen zu lassen. Aber wenn man krampfhaft versucht, sie daran zu hindern, ist das auch nicht fair.  Ich selber habe auch meine Probleme damit, aber ich komme nach ungefähr einer Woche gut klar und akzeptiere es. Wenn eine Person oder ein Tier stirbt, kann man sie/es nicht wieder zurück holen. Das ist der Lauf der Dinge. Und es kommt eigentlich darauf an, was er/sie/es im Leben erreicht hat und ob er/sie/es glücklich gestorben ist. Ganz viele Drücker und Küsse an die, die gerade so einen Schmerz empfinden. Gebt niemals auf.)

Tag der Beerdigung. Es war sehr schön. (Ich werde Euch weiteres Leid ersparen;))
Als alle bereits gegangen waren, gingen wir nochmal zum Grab. Gemeinsam verabschiedeten wir uns ein letztes Mal. „Alles gut Seb?", fragte ich leise. „Ja. Danke, dass du nicht aufgibst zu versuchen, mich aufzubauen. Das berührt mich sehr." Eine leise Träne kullerte seine Wange runter. Ich drehte ihn zu mir und wischte sie weg. Dann gab ich ihm einen Kuss. „Ich bin mir sicher, er hätte gewollt, dass wir niemals aufgeben und so weiter machen, wie vorher. Er wird immer bei uns sein.", meinte leise und küsste ihn nochmal. Ich nahm seine Hand und verschränkte unsere Finger. Gemeinsam liefen wir zurück nach Hause.

Wir verbrachten die nächsten zehn Tage damit, ein Film nach dem anderen und eine Serie nach der anderen zu gucken. Langsam beruhigten wir uns wieder. Jeden Tag saßen wir zusammen auf der Couch kuschelten, tranken Tee und futterten Süßes in uns rein.

The only man for meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt