Vierundzwanzig » Interviews und verhalten mancher Menschen

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Simon kam zu spät, was ich von Youtubern mittlerweile gewohnt war und da ich oft selbst zu spät kam, durfte ich mich auch darüber nicht beschweren.

„Hallo Amy!", begrüßte mich Unge und umarmte mich herzlich.

„Hey", erwiderte ich und löste mich aus seinem Klammergriff.

Zusammen gingen wir in einen Park, in dem ich schon viele andere Youtuber interviewt hatte, da er einfach relativ abgelegen war und deswegen nicht allzu gut besucht.

„Also Simon, erzähl' doch erstmal was über dich", forderte ich ihn auf und lächelte ihn an.

„Ich bin Youtuber, wohn' im Youtubehaus und fahr' gern' mit Freunden Longboard. Vor allem nachts", fing er an zu erzählen und schaute dabei immer zwischen der Kamera und meinem Hals hin und her.

„Ist das da ein Knutschfleck von Ardy?" Verblüfft deutete mein Gegenüber auf meinen Hals. Sofort verdeckte ich mit meiner Hand die Stelle.

„Nein, da hab' ich mich abgehauen. In Phongs Wohnung", log ich und grinste schief. Vielleicht würde er es mir abkaufen.

„Ist klar." Da glaubte mir wohl jemand eindeutig nicht, aber wenn er unbedingt wollte, konnte er ja Ardian fragen, der ihm bestimmt Frage und Antwort stehen würde.

„Zurück zum Interview. Wenn du die restlichen Youtuber bei dir im Haus als Tiere benennen musst, welche wären das?", lenkte ich fast schon panisch ab, bevor ich hier noch die Beziehung mit Ardy erklären musste, die mehr als kompliziert war.

„Das ist mehr als schwer. Ardy würde ich als Panda sehen, da er ja relativ faul ist, aber total liebenswert." Oh Gott, nein, Ardy war definitiv nicht liebenswert, er war einfach der größte Arsch auf Erden, aber vielleicht war das seine Masche. In den Videos den freundlichen Kumpeltyp raushängen lassen und im wahren Leben dieser ignorante Tintenheini sein, der mich seit unserem ersten Treffen nicht mehr aus dem Kopf ging.

Lag wohl daran, dass er mir die Nase gebrochen hatte.

„Dann Felix; er ist in meinen Augen ein Affe. Etwas hyperaktiv, aber er kann auch ernst sein, wenn er es muss und er ist auch ein wahnsinnig guter Freund, mit dem man über alles reden kann. Taddl ist der typische Hund. Er ist wahnsinnig treu, liebt seine Freunde und ist diesen auch vollkommen loyal. Trotzdem tut er sich manchmal etwas schwer, offen gegenüber fremden Leuten zu sein, weil er immer im Hinterkopf hat, dass sie nur seinen Fame haben wollen."

Da der Monolog so unglaublich lange dauerte, hörte ich irgendwann nur noch mit halben Ohr hin. Später musste ich mir das Video eh anschauen, bevor ich es ordentlich schneiden konnte.

Nachdem das Interview vorbei war, war ich sichtlich froh, was ich aber so gut wie möglich zu verbergen versuchte.

„Wenn du Lust hast, kannst noch gerne mit zu mir kommen. Kannst da auch dein Video hochladen, weil wir besseres Internet haben, als du", bot mir mein Interviewpartner an, was ich echt nicht ablehnen konnte. Mein Bambusinternet war sogar noch schlechter als die Verbindung beim nächsten McDonalds.

„Wäre es nicht fair, wenn ich dich gleich mal interviewen darf? Das wir praktisch die Rollen tauschen, weil ich weis ja gar nichts über dich und du hast schon so viele verschiedene Personen und Charakter gesehen", überlegte Simon und ging die paar Minuten zu seinem Wohnhaus, in dem ich erst einmal war.

„Können wir machen", stimmte ich zu und folgte ihm, mit dem Hintergedanken, dass ich womöglich Ardian treffen würde.

Der würde nämlich exakt dann, wenn ich gerade im Treppenhaus stand, aus seiner Wohnung kommen und dann mit zu Simon gehen, wo er dann darum betteln würde, dass er auch mit Fragen stellen durfte.

Wenigstens würde er sich dann wie der nette Panda verhalten, von dem Unge so geschwärmt hatte. War ja schließlich ein Video, in dem er sich nicht so benehmen konnte, wie er eigentlich war.

»Blogpost; Ich finde es schon faszinierend zu sehen, wie eine Person zwei Gesichter haben kann, ohne auch nur eine Sekunde aus seiner Rolle zu fallen. Irgendwie bewundere ich derartige Menschen.«

Sicher angekommen in Simons Wohnung - was bedeutete, dass wir Ardy nicht getroffen hatten, setzte ich mich auf seine grüne Couch und schaute ihm dabei zu, wie er seine Kamera aufbaute.

»Blogpost; ich sitz' auf 'ner Grünen Couch und werde gleich interviewt. Eigentlich sollte ich auf einem roten Teppich stehen. Und nein, ich bin definitiv nicht eingebildet.«

„Dann wollen mir mal anfangen, alles ist so wie -", mein Gastgeber wurde von der Türklingel unterbrochen, weswegen er auch netterweise die Tür öffnete.

„Ich hab' gelesen, dass Amy bei dir ist", ertönte da die Stimme von meinem Lieblingsmenschen, „und da wollte ich fragen, ob ich nicht auch ein zwei Fragen stellen darf."

„Nein, Ardian, darfst du nicht!", brüllte ich und ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Sollte eigentlich nicht so laufen.

„Doch, vor der Kamera ist er ja nicht der perverse Sack", widersprach Unge mir und lächelte freundlich.

Wenigstens war er vor und hinter der Kamera der gleiche Mensch.

„Können wir dann anfangen? Ich muss nämlich noch schneiden", seufzte ich etwas niedergeschlagen und schaute die beiden Youtuber vor mir an, die sich links und rechts von mir niederließen.

„Ich glaub' ich muss den Knutchfleck erneuern", flüsterte Ardian mir leise zu, dass selbst ich es kaum Verstand.

„Einen ungeheuer schönen Tag, heute hab' ich mal zwei Gäste und ich Sitz' auch nicht auf meinem üblichen Platz vor dem Computer. Denn heute tauschen Amy, die Bloggerin ist und deswegen viele meiner Freunde bereits interviewt hat, und ich unsere Rollen, was bedeutet, dass heute sie diejenige ist, der Fragen gestellt werden und somit kommen wir auch dazu, wieso Ardy auch hier sitzt. Der hat sich nämlich dazu bereit erklärt, mir zu helfen. Also fangen wir mal an." Simon war beim Reden einfach nicht zu toppen.

„Du schreibst ja viel in deinem Blog über Ardy. Wieso?", fragte Unge mich als erstes.

„Weil der Lackaffe mir die Nase gebrochen hat und ich das irgendwie loswerden will und dafür ich mein Blog ja fast die richtige Adresse."

„Wieso bist du Blogger geworden? Du hättest ja auch ganz normal studieren können", kam es von Ardian, der wie ausgewechselt war.

„Mir hat es schon immer Spaß gemacht, Leute zu interviewen und seitdem ich das Ganze auch auf YouTube hochlade, kann ich auch Geld damit verdienen. So gesehen, bin ich nicht anders als ihr beide."

Simon hatte Recht behalten, während des gesamten Videos war Ardy ein komplett anderer Mensch. Fröhlich und überhaupt nicht pervers. Eher im Gegenteil, selbst die deutlichsten Anspielungen verstand er angeblich nicht.

»Blogpost; Selbst interviewt zu werden, ist ja schon ein ziemlich komisches Gefühl, ich bin aber froh, dass Simon mir die Fragen gestellt hat. Noch mal vielen Dank dafür. xx«

AN: Anna hat mal was super cooles gemacht, und ein Kapitel mit über 1000 Wörtern Geschrieben. Alle ein Mal im Chor; "Danke Anna!"

Just Amys weird World || Ardy // pausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt