Kapitel 5

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Ich stieg an der Richmond Station aus und ging die letzten Meter zum Shop zu Fuß. Vor dem Eingang sah ich bereits Eric stehen, der ungeduldig mit seinem Brett auf dem Bordstein herum hopste. Und er hopste wirklich, kein Witz. Ich hatte mein Board nicht dabei, erstens war ich nicht der Typ, der es überall mit hin nahm, mein Baby war es definitiv nicht, und zweitens sah ich den Sinn einfach nicht. Was brachte es mir, wenn ich es jetzt mitbrachte?

Eric entdeckte mich, hüpfte vom Bürgersteig und kam auf mich zugerollt. „Mann, da bist du ja endlich! Ich warte schon Stunden!" maulte er und fuhr neben mir her auf das Schaufenster zu. Ich verdrehte die Augen. „Ich bin nur vier Minuten zu spät, also mach dir nicht ins Hemd", entgegnete ich, während wir durch den Eingang gingen.

Eric sah sich kurz suchend um, dann lief er schnurstracks auf ein Regal zu und nahm vorsichtig ein Brett herunter. „Oh mein Gott, Ash! Siehst du das! Es ist so schön! Siehst du diese Räder!" ihm kamen die Herzchen fast schon aus den Augen gekrochen. Und dass er nicht sabberte war mir ein Rätsel. Ganz ehrlich, ich erkannte keinen Unterschied zu seinem alten Brett, außer dass es von unten einen anderen Aufdruck hatte. Aber er fangirlte schon regelrecht darüber. „Ähm ja. Super, Eric", ich machte mich gar nicht erst die Mühe begeistert zu klingen. „Oh Mann, du raffst es nicht! Guck dir doch mal diese Räder an" - er zeigte auf die seines alten Boards - „und jetzt diese hier! Er deutete auf das neue Brett. Das war jetzt irgendwie peinlich. Was für ihn offensichtlich schien, konnte ich ums Verrecken nicht erkennen. Sie sahen genau gleich aus. Eric gab wohl auf und begutachtete das Brett stattdessen alleine.

Als wir an der Kasse standen meinte er plötzlich: „Du solltest dir auch ein neues Brett holen. Dein altes ist echt nicht mehr auf Vordermann." Also jetzt wurde er aber langsam dreist. Ich hatte mit dem Kack eh nur angefangen, weil er gemeint hatte, ich müsse mal rauskommen und er wolle mir das zeigen, weil es einfach cool sei. Hatte er dann auch. Aber ich fand es lange nicht so cool wie mein Schlagzeug. Oder halt Alex'. Zwar machte es Spaß, aber ich musste dafür jetzt nicht den Rest an den Nagel hängen, so wie er es getan hatte. Er war sogar kurz davor die Schule abzubrechen. Etwas, was ich wirklich nur für eine Band getan hätte. Wenn ich eine gehabt hätte.

Auf der Rückfahrt quatschte er mich die ganze Zeit über die Qualitäten von seiner neuen Errungenschaft voll. Ich ließ es über mich ergehen, aber auch nur, weil er das selbe für mich tat, wenn es um Nickelback, Green Day oder andere Bands ging.


Charlotte:

Es war mal wieder Freitag. Und da ich inzwischen zu Hause war, wurde es langsam Zeit für Moms Anruf.

Um euch auf dem laufenden zu halten: Zwischen mir und Joe war - wie erwartet - alles beim alten, Anna hatte - ebenfalls wie erwartet - festgestellt, dass es jetzt an der Zeit war den besten Freund zu wechseln, sodass Joe wieder bei seiner Clique rumhing (sie hatten ihm letztendlich verziehen) und glücklicherweise nahm er das mit ihr nicht so schwer. Er hatte nach der Party endlich festgestellt, dass sie wohl doch nicht so zu ihm passte. Na ja, besser spät als nie. Außerdem hatte ich mir heute fest vorgenommen zu Alex zu gehen. Und wenn ich Mia mitnehmen müsste. Ich würde heute dahin gehen.

Mein Handy begann zu klingeln, ich ging ran, Mom erinnerte mich, dass ich Mia abholen müsste, ich erwiderte genrvt, dass ich das wüsste, und sie brachte die frohe Botschaft, sie würde es heute doch tatsächlich mal wieder pünktlich schaffen. Wenigstens etwas.

Ich schrieb Alex, dass ich heute wirklich kommen konnte und holte Mia ab. Zu Hause machte ich kurz etwas zu essen, packte dann schon meine Sachen, wartete auf Mom und sobald sie auf den Hof fuhr drückte ich Mia noch einen schnelle Kuss auf die Wange und rauschte an Mom vorbei durch die Haustür. Schnell machte ich mich auf den Weg, bevor sie mich doch noch aufhalten könnte.

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