Kapitel 29

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Am nächsten Morgen wachte ich mit einem Lächeln im Gesicht auf, sobald ich an die letzte Nacht dachte und Ashtons Arm um mich spürte. Es war definitiv eine gute Entscheidung gewesen, schon früher von dieser Party zu verschwinden.

„Morgen Charles", murmelte Ash hinter mir, wobei er noch ziemlich verschlafen klang. Ich drehte meinen Kopf, „Guten Morgen!"

Er verstärkte seinen Griff um mich und brummte noch irgendetwas vor sich hin, dann drückte er mir einen Kuss auf mein Schulterblatt und seufzte tief durch. Ich bekam eine Gänsehaut und kuschelte mich noch enger an ihn. Es war unglaublich, wie sehr ich die Berührungen eines einzelnen Menschen so sehr genießen konnte.

Der ganze Morgen verlief so entspannt wie noch nie. Wir lagen noch eine Weile im Bett rum, dann schlurften wir irgendwann die Treppe runter, wo wir uns Frühstück machten und uns vor den Fernseher lümmelten.

Inzwischen wohnten ein paar meiner Sachen schon hier bei ihm, weshalb ich nicht jedes Mal etwas neues zum anziehen mitbringen musste. Allerdings zog ich es vor, seine Shirts anzuziehen, wenn ich schon die Chance dazu hatte. Er wusste das genau und auch wenn er sich beschwerte, dass ich ihm seine Oberteile klaute, konnte er das Lächeln nicht verbergen, wenn er mich darin sah.

Erst um 14.00 Uhr kam der Rest der Familie Irwin wieder nach Hause. Niemand fragte, was wir gestern Abend gemacht hatten und alles war wie immer. Da in fünf Tagen Heiligabend war, lief im Fernsehen bereits das volle Weihnachtsprogramm, weshalb wir irgendwann zu sechst auf der Couch saßen und den Grinch guckten.

Trotz der eher kläglichen Weihnachtsdeko war es wie immer sehr gemütlich im Haus der Irwins. Das mochte ich hier so gerne - es war einfach ein total entspanntes Familienleben, und auch ich wurde einfach so akzeptiert und gehörte praktisch dazu. Das einzige, was heute ein wenig störte, war das Fehlen diverser Möbel und die herumstehenden Umzugskartons. Man merkte, dass dieses Haus bald leer stehen würde.

„Sagt mal, habt ihr nicht Lust heute nochmal auf den Dachboden zu gehen und ein wenig aufzuräumen? Die Sachen müssen langsam auch mal weg", fragte Anne, sobald der Film vorbei war. Ich sah Ashton fragend an und als er mit den Schultern zuckte und nickte, stand ich auf. Besser gesagt, ich hievte mich aus den Sofapolstern.

„Geht's denn?" kicherte Ashton, woraufhin ich ihm die Zunge rausstreckte und ihm die Treppe hinauf folgte.

Er klappte die Luke an der Decke auf und zog eine Leiter heraus, dann kletterte er als erster hoch. Sobald ich durch die Öffnung gekrochen war und neben ihm stand, klappte mir der Mund auf. Der ganze Dachboden war voll gestellt mit Kisten, riesigen Bilderrahmen und allerlei anderem Kram, den man auf den ersten Blick gar nicht erkennen konnte.

„Das alles liegt hier seit Jahren rum?" fragte ich ungläubig. Ashton nickte, „Das meiste gehört Alex, aber die vorderen Sachen sind Moms. Sie hat hier alles gelagert, was nicht mehr in die Wohnung gepasst hat, oder was sie einfach noch aufbewahren wollte."

„Na dann wollen wir mal! Das könnte noch eine Weile dauern", grinste ich und rieb mir die Hände. Ich war jetzt schon aufgeregt, was wir alles finden würden. Vielleicht wären sogar noch echte Schätze dabei? Das hier war wie ein kleines Abenteuer und ich liebte es!

„Ich wusste gar nicht, dass du auf sowas stehst?" meinte Ash und lachte über meinen Enddeckerdrang.

Drei Stunden später quiekte ich zum gefühlt hundertsten Mal begeistert auf.

„Guck mal! Hier liegt eine alte Gitarre!" rief ich und pustete einmal über das Holz. Ashton kam zu mir rüber. Ich musste lachen, denn er hatte Spinnweben und Staub in den Haaren, weshalb er aussah, als wäre er um fünfzig Jahre gealtert.

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