Kapitel 28

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Anna hatte tatsächlich ihr Wort gehalten und winkte mich in der Mittagspause zu sich an den Tisch. Joe war auch da und er und Anna hielten wieder Händchen, weshalb ich davon ausging, dass sie alles geregelt hatten. Allerdings fehlten natürlich auch nicht all die anderen Tussen, die ich so sehr verabscheute, und mit denen Anna leider immer noch befreundet war. Sie hatte mir zwar anvertraut, dass sie ihren Fanclub im Stillen eigentlich ziemlich nervig fand, aber das konnte sie denen ja schließlich schlecht ins Gesicht sagen. Denn ihren Ruf verlieren wollte Anna dann doch noch nicht.

Dafür waren die Blicke der anderen köstlich, als ich mich tatsächlich zu ihnen an den Tisch setzte und Anna mich freudig begrüßte. Damit hatten sie wohl absolut nicht gerechnet. Einige von ihnen warfen Anna fassungslose Blicke zu, die diese nur mit einem milden Lächeln abtat. Ich freute mich schon darauf das alles hier Ashton zu schildern, und zwar bis ins kleinste Detail.

„Bist du sicher, dass du am richtigen Tisch bist?" fragte eine Brünette vorsichtig, allerdings immer noch eine Spur zu arrogant. Ich warf ihr einen spöttischen Blick zu, doch bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte, sprang Anna schon für mich ein.

„Ja, ist sie. Und wenn du ein Problem damit haben solltest, dann kannst du gerne gehen", meinte sie zuckersüß und sah ihre 'Freundin' durchdringend an. Diese zog sofort den Kopf ein und murmelte etwas von „'Tschuldigung" und „Das hab ich nicht so gemeint". Ich grinste.

Es war erstaunlich, wie gut Anna ihr Gefolge in der Hand hatte. Sie war praktisch wie ein Staatsoberhaupt und der Rest bildete ihr Volk. Eines war mir nur klar: Ich wollte nie im Leben zu diesem Volk dazugehören.

Anna war zwar nett und gar nicht so arrogant wie ich immer gedacht hatte und vielleicht hatten wir sogar eine zweite Chance bekommen, aber ich würde nicht zu diesen Leuten gehören, die sich von ihr runtermachen ließen und sich dabei auch noch geehrt fühlten.

Später traf ich Joe erneut, dieses Mal an der Bushaltestelle.

„Hey", grinste er. Ich sah ihn misstrauisch an. Ein bisschen angepisst war ich irgendwie immer noch. Es war zwar kindisch, aber ich konnte es nicht ändern.

„Hi", erwiderte ich, „Seit wann fährst du Freitags Bus?"

„Gar nicht, aber ich wollte dich noch was fragen", meinte er und kratzte sich am Hinterkopf. Ich zog eine Augenbraue hoch. Er wusste genau, was dieser Blick bedeutete, also fuhr er schnell fort: „Anna und ich gehen heute Abend noch zu Mikes Geburtstagsparty. Kommst du auch?"

Ich zuckte mit den Schultern. Eingeladen war ich zwar schon, aber das hatte nichts zu sagen - Mike hatte jeden aus unserer Jahrgangsstufe gefragt. Bis jetzt hatte ich noch nicht darüber nachgedacht mich überhaupt dort blicken zu lassen, aber wenn ich jetzt nein sagte würde das vielleicht nicht gerade zu meinem neu gewonnenen Verhältnis zu Anna und Joe beitragen.

„Eigentlich wollte ich mich mit Ash treffen", warf ich ein. Das stimmte, denn Ashton hatte Sturmfrei, weshalb ich eigentlich noch zu ihm kommen wollte.

„Wer ist das denn? Eine Freundin von dir?" fragte Joe und ich prustete los. Erst ein paar Minuten später hatte ich mich wieder eingekriegt und japste: „Ja klar... Nein! Sein richtiger Name ist Ashton und er ist mein Freund!"

Jetzt fing auch Joe an zu lachen, „Tut mir leid, ich dachte das wäre eine Abkürzung für Ashley!"

„Ich werd's mir überlegen okay? Vielleicht kommen wir beide vorbei, aber ich kann nichts versprechen", beantwortete ich schnell seine Frage, da mein Bus um die Ecke gebogen kam.

Joe nickte und machte sich auf den Weg zum Parkplatz, wo bereits der Wagen seines Vaters stand.

Ich stieg stattdessen in den Bus ein und fuhr bis zu Ashtons Schule, wo er schon auf mich wartete.

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