Die Hinrichtung

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"Bitte, ich habe doch nichts getan!", flehte Joanne die Wachen an, die sie zum Scheiterhaufen auf dem Marktplatz führten, während die Menschen anfingen eine Gasse um sie zu bilden. Keine Reaktion. "Ich bin erst siebzehn!", schrie Joanne. Auch keine Reaktion, außer einer faulen Tomate, die Joanne traf. Joanne hatte Angst. Eigentlich hatte sie ja vor einem Gericht stehen sollen, aber da Alfriston ein kleines Dorf war, galten solche Sachen hier nicht. Man hatte beobachtet, wie Joanne beim Baden ihre Kleidung ausgezogen war und dabei einen Leberfleck enthüllt hatte und sofort wurde sie zum Scheiterhaufen geführt. Es würde noch nicht einmal eine Hexenprobe geben. Es war so unfair, ihr ganzes Leben lang hatte Joanne den Leberfleck enthüllt und jetzt würde sie sterben, weil ein dämlicher Trottel ihr gefolgt war. Zum Glück war Joannes kleiner Bruder, James und ihre Mutter nicht hier, die waren bei ihrer Tante in London. Und wenn sie zurückkämen, würden sie erfahren dass Joanne eine Hexe war und verbrannt war.


 "Ich kann doch nichts dafür, wie ich aussehe!", rief sie mit Tränen in den Augen. Ein fauliger Apfel traf sie, anderes verfaultes Obst folgte. Die Menschen hier schienen ihr echt nicht zu glauben. Joanne verstand es nicht, was war denn so verwerflich da dran einen Leberflecken zu haben? Das konnte man doch nicht beeinflussen! Idioten! "Bitte!" "Schweig!", brüllte ein Bauer. "Verbrennt die Hexe!", schrie eine Frau und die Anderen fingen an auch "Verbrennt die Hexe!" zu rufen. Die Stimmung kochte immer mehr hoch und immer mehr Essen traf Joanne. Ein kleiner Junge, etwa in James Alter, warf einen Stein nach Joanne, der an ihrer Brust abprallte. "Stirb!", rief er. War es jetzt schon so schlimm, dass schon kleine Kinder anfingen unschuldigen Personen den Tod zu wünschen? Wie verdorben war diese Gesellschaft eigentlich?! Joanne trat um sich, wurde von einer Wache aber auf den Boden gedrückt. "Du kannst nicht entkommen, Hexe. Du wirst in dem Feuer verbrennen, dass du Hause nennst. Der Teufel ganz schön wütend sein, wenn du stirbst, aber dann ist eine weitere Hexe tot! Wir werden euch alle auslöschen.", zischte der Wächter. "Ich bin unschuldig.", schluchzte Joanne. Es war nur ein verdammter Leberfleck und nur deswegen sollte sie sterben, das war doch lächerlich. "Nur weil ich einen Leberfleck habe? Das ist lächerlich, sowas kann man nicht beeinflussen!", weinte Joanne. Der Wächter über ihr lachte spöttisch. "Der Fleck ist eine Markierung des Teufels, das weiß doch jedes Kind!" "Artus, wir müssen weiter!", sagte ein anderer Wächter. Artus stöhnte genervt auf und zog Joanne brutal nach oben. Dann stoß er sie voran. 


Am Scheiterhaufen band ein anderer Wächter sie an den Mast, während die Menge sie beschimpfte und mit Steinen bewarf. Joanne versuchte sich so klein, wie möglich zu machen, scheiterte aber, da sie ja gefesselt war. Joanne schrie einen schmerzerfüllten Schrei aus! Rette mich, egal wer, betete sie. Dann war der Wächter auch fertig und zündete den Scheiterhaufen an. Der Haufen brannte lichterloh und als das Feuer Joannes Haut berührte, hatte sie wirklich das Gefühl zu sterben. Der Schmerz war unglaublich. Währenddessen jubelte die Menge. Joanne schrie und weinte, sie flehte in Gedanken Gott an, sie zu retten, aber sie war ganz allein auf sich gestellt. In ihren letzten Atemzügen schwor sie sich irgendwie Rache zu nehmen. Diese Menschen hatten ihr ohne Grund das Leben genommen, jetzt würden sie dafür bezahlen. Joanne würde in die Hölle kommen und den Teufel auf Knien anflehen sie Rache nehmen zu lassen. Warum sollte der Teufel ihren Wunsch verwehren? Er war das pure Böse, er liebte es die Menschen leiden zu sehen. Und irgendwann war es vorbei. Joanne Anna Brown war im Alter von siebzehn Jahren wegen eines lächerlichen Leberfleckes auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Jetzt jubelte die Menge erst so richtig los. "Die Hexe ist tot!", schrie Rose Green, die Tochter des Bürgermeister, glücklich. 

Niemand beachtete den Mann, der am Rand des Markplatzes stand und fassungslos die Szene betrachtete. Niemand von den Menschen hier, ahnte in irgendeiner Weise, dass sie so gut wie tot waren. Joanne Brown würde Rache suchen und jede einzelne Person in Alfriston allein aufspüren und ihren Schmerz fühlen lassen, auch wenn es noch Jahre dauern würde. Die Menschheit würde sich an Joanne erinnern.

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