Kleine Geschichten

Träumereien auf einem Nachtflug

Lavia liebte es zu fliegen. Beim Fliegen dachte sie nicht mehr über irgendwelche Probleme nach, sie dachte gar nichts und verspürte ein Glücksgefühl. Als wenn sie auf Drogen wäre. Der Wind fuhr sanft durch ihre Federn und beruhigte sie. Mitten in der Nacht zu fliegen war einfach am schönsten. Niemand störte sie und die Sicht war einfach phänomal. Lavia flog über einen riesigen Tannenwald, während die Sterne hell und klar am dunklem Nachthimmel funkelten. Weit in der Ferne waren die Umrisse des Traigogers Gebirge zu sehen. Die Nacht war überraschend warm für Hwidski, in letzer Zeit hatte es nur geschneit. Lavia hörte den Ruf einer Eule und das Tapsen von Mäusepfoten auf dem Waldboden. Das Gehör einer Schleiereule war unglaublich gut. Hätte ich dieses Gehör nur in Menschengestalt, dachte Lavia sehnsüchtig. Als Mensch war sie schwach und angreifbar, als Eule hingegen war sie eine tödliche Jägerin auf Schwingen. Ich wünschte, ich könnte als nur als Eule leben, dachte sie und stellte sich kurz vor, wie das wäre. Nur als Eule zu leben, tagsüber als Eule schlafen und nachts jagen. Keine Regel und grenzenlose Freiheit. Ein Traum, den sie sich nie erfüllen konnte.