Fröhlich summend ging Mary den Waldweg entlang, der zu ihrem Haus führte. Es war stockdunkel, aber das störte Mary nicht. Im hohem Norden wurde es halt schnell dunkel, man gewöhnte sich dran. Mary hörte das Rufen einer Eule und das Rascheln von Tieren, durch das Unterholz rannten. Sie lächelte. Mary liebte es durch den Wald zu gehen und den Geräuschen der Tiere zu lauschen, besonders Nachts. Als Mary versucht hatte, das ihren Klassenkameradinnen zu erklären, wurde sie von ihnen ausgelacht. Mary schnaubte leise. Dämliche Stadtkinder. Wahrscheinlich war sie gleich wieder allein Zuhause, obwohl es schon längst nach Mitternacht war, aber ihre Eltern arbeiteten beide Nachts. Ihr Vater war Krankenschwester und ihre Mutter arbeitete als Polizistin, beide waren pro Tag nur ein paar Stunden Zuhause. Ehrlich gesagt störte Mary das noch nicht Mal soviel. Die Beziehung zu ihren Eltern war eher freundlich,als herzlich und liebevoll, auch wenn sich ihre Eltern ordentlich Mühe gaben tolle Eltern zu sein. Das kam aber mehrere Jahre zu spät. Diese Bemühungen hätte Mary als kleines Kind gebrauchen können, als die anderen Kinder in der Grundschule sie ausgeschlossen hatten und sie jeden Tag heulend nach Hause gekommen ist, aber ihre Eltern hatten ja etwas besseres zu tun. Mary fuhr sich durch ihre Haare und seufzte leise. Bald war sie mit der Schule fertig, dann könnte sie abhauen. Sie dachte kurz an die Party, auf der sie gerade gewesen war. Die Party hatte bei Amber Collin, einem reichem Mädchen stattgefunden, die in Marys Klasse ging und es liebte sich mit Personen zu treffen. Mary ging nur auf diese Partys damit sie abschalten konnte, sei es durch Drogen, Alkohol oder Sex. Bei Letzterem verhütete sie natürlich, Mary hatte keine Lust mit siebzehn Jahren schwanger zu werden, sie konnte sie schönere Sachen vorstellen. Der Wind rauschte durch ihr Haar und spielte mit den Blättern der Bäume. Es war ein ruhiger, entspannter Abend.
"Mary!", schrie jemand. Mary blieb ruckartig stehen und wirbelte herum. Sie starrte die Person an, die auf sie zulief. Als diese Person nur noch mehrere Meter von ihr entfernt stand, fing Mary an zu sprechen. "was willst du hier?", fragte sie mit zittriger Stimme. Die Person legte den Kopf schief und lachte leise auf. "Das weisst du ganz genau. Du bist nicht dumm, Mary, warum hast du das getan?" Mary zuckte zusammen und verschränkte ihre Arme. Trotzig hob sie ihr Kinn. "Ich habe keine Ahnung, was du meinst.", fauchte Mary. Die Person seufzte leise auf und sah Mary mitleidig an. "Du hast das Spiel gespielt und zu hoch gepokert. Mary, du hast haushoch verloren und jetzt wirst du den Preis dafür bezahlen." Die Person kam näher, bis sie nur noch mehrere Zentimeter von Mary entfernt stand. Beinahe liebevoll strich die Person Mary eine Strähne aus dem Gesicht. "Ich hatte Hoffnung, dass du gewinnen könntest, aber du warst einfach zu schwach. Glaub mir, ich will das hier nicht, aber ich muss. Das verstehst du doch, oder?" Mary stand stocksteif da, sie konnte sich nicht bewegen. Renn, schrie sie sich selber an, aber sie konnte nicht. Es war, als wenn alle ihre Muskeln aufgegeben hatten. Mary atmete tief durch. Sie war so dumm gewesen, natürlich hatten sie das rausgefunden! "Es tut mir wirklich leid.", murmelte die Person und hob blitzschnell die rechte Hand, die ein Messer umfasste. Dann stach sie Mary mehrere Male ins Herz, bevor der Atem des Mädchens verging und sie auf dem Boden fiel. Bedauernd sah die Person das Mädchen an. "Du hattest so viel Potential.", murmelte sie.
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Kleine Geschichten
FantasyIch schreibe ab und zu Mal kleine Geschichten, die ich hier veröffentliche. Schau doch gerne vorbei und über Feedback freue ich mich immer :)