11 Wolke aus Schmerzmittel.

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┊  ┊  ┊          ★ HARRY

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In der Nacht, bevor Isabell reimplantiert wurde, las ich mir wieder und wieder durch, wie so eine Operation ablief. Es war die Hölle für mein Kopfkino.

Der Eingriff war angeblich Routine, aber wenn ich las, dass man den Magneten am Schädelknochen entfernte, einen neuen einsetzte, hinter dem Ohr einen Schnitt machte, ebenfalls eine Sonde entfernte, die bis in die Cochlear ging und dann eine neue Sonde einfügte, dann machte ich Schnappatmungen.

Und Doktor Google war nicht mein bester Freund.

Er war der Stoff aus dem Albträume gemacht wurden.

Ich stolperte zu Berichten, die erklärte, die alte Sonde wäre nun mit der Cochlea verwachsen und wie aufwendig und gefährlich es war sie zu entfernen. Was, wenn es bei Isabell genau der Fall war?

Was, wenn bei der Operation ein Gesichtsnerv betroffen war? Würde sie eine Gesichtshälfte nicht mehr bewegen können? Ich steigerte mich dermaßen in eine was-wäre-wenn-Situation rein, dass ich die ganze Nacht kein Auge zu tat.

Viel zu früh stand ich deshalb am nächsten Tag schon im Krankenhaus und wartete darauf, dass sie aus dem OP kam.

Ich war auf Vieles vorbereitet, aber nicht auf die Realität. Der Verband um Isabells Kopf war dick, ich blickte auf die Infusion und bemerkte mehrere Zugänge an ihren Armen. 

„Ist alles gut gegangen?", fragte ich, als die Schwester ihren Puls überprüfte und die junge Frau nickte. Um nicht wie ein Trottel nur im Raum zu stehen, suchte ich nach einer Vase für die Blumen. Den Saft stellte ich ab und dann blieb ich bei Isabell am Bett sitzen.

Der Tag war kein Guter für sie.

Vorsichtig half ich ihr aufs Klo, zog sie an und stütze sie zurück ins Bett. Ihre Stimme war rau und sie nickte im Bett immer wieder weg. Ich blieb an ihrer Seite und ließ den Fernseher laufen. Hin und wieder wachte Isabell auf und ich reichte ihr Tee, den sie in kleinen Schlucken trank.

Die Narkose hatte nicht nur ihr Gleichgewicht durcheinandergebracht, sondern auch sie selbst. Deshalb war ich froh, dass sie die meiste Zeit über schlief.

Ich bat Niall darum mir Noahs Handynummer zu schicken und schrieb Isabells besten Freund eine Nachricht. Lange dachte ich darüber nach, wie ich die paar Wörter formulierte, denn im Gebärdenkurs hatte ich die letzte Stunde gelernt, dass Gehörlose eine klare, einfache Satzstruktur bevorzugten, wenn sie schriftlich kommunizierten.

Noch dazu stand ich bei Noah nicht gerade hoch im Kurs. Während des Umzugs war er höflich gewesen, aber mehr auch nicht. Fairerweise musste ich zugeben, dass ich mir bei unseren wenigen Begegnungen auch nicht gerade ein Bein ausgerissen hatte, um mich mit ihm auseinanderzusetzten.

Zu meinem Glück schien er nicht allzu nachtragend zu sein und half mir dabei etwas Gutes für Isabell zu tun. Noch am selben Tag bestellte ich, was ich brauchte und hatte das Paket abends in den Händen.

Zeitgleich mit dem Boten stand Louis bei mir auf der Matte und hielt ein 6er-Pack mit Bier hoch. Breit grinsend schob sich Louis in den Flur: „Was bestellen wir, Pizza oder Burger?" Er kickte sich die Schuhe von den Füßen und spazierte ins Wohnzimmer. Sichtlich irritiert folgte ich ihm und sah zu, wie er den Fernseher anschaltete und sich ganz Zuhause fühlte.

„Okay, was brennt dir auf der Seele?", kürzte ich das ganze Verhör ab und reichte Louis einen Flaschenöffner, bevor er auf die Idee kam meinen Tisch dafür zu nutzen.

Liebe heißt das Lied ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt