24 Familienbande.

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┊  ┊  ┊          ★ HARRY

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Am liebsten hätte ich unsere Eltern erst im neuen Jahr eingeladen, aber Isabell meinte, je eher wir das hinter uns hatten, desto besser. Schneller als mir lieb war, fanden wir einen Termin, der für alle passte. Zuerst war Isabell gelassen und die Ruhe selbst, doch je näher Tag X kam, desto kopfloser wurde sie.

Alleine der Plan fürs Abendessen wurde dreimal verworfen. Schließlich schritt ich ein und bestimmte, dass wir die Lasagne, wie geplant machten und es dazu eben Salat gab und zum Nachtisch einen merkwürdigen Himbeertraum, den wir beide noch nie gemacht hatten. Ich erwischte sie dabei, wie sie mehr Wein hochschleppte, als nötig wäre und unruhig um den gedeckten langen Tisch ging.

Isabell hatte sich sehr viel Mühe mit ihrem Aussehen gegeben, ihre Haare waren zu einem geflochtenen dicken Kranz um ihren Kopf gesteckt und sie trug ein hellblaues Kleid, das ich noch nicht an ihr gesehen hatte.

»Neu?«, fragte ich und sie nickte knapp: „Vorgestern gekauft. Nur für diesen Kampf." Erschöpft ließ sie die Schultern hängen und sah mich mit großen Kulleraugen an: „Ist es zu spät, um abzuhauen?"

Ich musste lachen und sah dabei zu, wie sie erneut das Besteck um wenige Zentimeter verschob. Obwohl Kerzen brannten, ließen wir viele helle Lampen an, denn ich wusste, dass Isabell weiter das Mundbild brauchte. Sie vergrub das Gesicht in den Händen und ich glaubte, dass sie etwas davon murmelte, wieso sie sich das hier antat.

Ihre Eltern würden die Nacht hier verbringen, das Gästezimmer war vorbereitet. Meine Mum und Gemma hatte ich ins Hotel gebracht. Während meine Schwester nicht sehr begeistert wirkte, so freute sich meine Mum darauf die Sauner dort zu benutzen.

Um 18 Uhr trudelten Mr und Mrs Weston ein. Sie kannte ich schon, doch er war neu. 

Isabells Vater war ein unscheinbarer, ergrauter Herr, der mir fest die Hand drückte. Er wirkte einen halben Kopf kleiner als seine Frau und hatte eine tiefe angenehme Stimme. Mrs Weston blieb mir gegenüber höflich und kühl, dafür umarmte sie Isabell umso fester.

„Ich habe die Schere mitgebracht", sprach Mrs Weston und musterte Isabells Haar. „Wenn ich dir die Spitzen schneiden soll, dann haben wir genug Zeit."

„Du sollst doch nicht kommen um zu arbeiten", rügte meine Freundin ihre Mutter, doch diese lachte nur. Wir zeigten beiden das Gästezimmer und eine kleine oberflächliche Führung durch das Haus. 

Kaum goss Isabell ihrer Mutter das erste Glas Wein ein und ich reichte Mr Weston sein Bier, da klingelte es erneut. Ich hörte es nicht nur schellen, sondern nahm auch die Blitzklingel wahr.

Nervös folgte mir Isabell und wenig später fiel mir meine Mutter um den Hals: „Eiskalt ist es draußen, das Hotel ist übrigens fantastisch!" Sie strahlte über das ganze Gesicht und ich nahm ihr den Mantel ab. Unruhig verlagerte Isabell ihr Gewicht von einem Bein auf das andere. 

Ich machte mir umsonst sorgen, denn meine Mum ging strahlend auf sie zu und stellte sich prompt mit Vornamen vor.

Anders, als Isabells Eltern, schwappte meine Mutter über vor Herzlichkeit und umarmte sie ebenfalls. Trotzdem merkte ich, dass meine Freundin nervös blieb.

Doch falls ich geglaubt, dass an diesem Abend Isabells Eltern zu einem Problem werden könnten, so hatte ich mich getäuscht. Obwohl meine Schwester sich zu einem Lächeln zwang, als sie mich begrüßte, so wusste ich bereits, dass es ihr nicht gefiel, dass ich sie in einem Hotel einquartiert hatte.

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