31 Es braucht keinen Namen.

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┊  ┊  ┊          ★ NOAH

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»Bis später«, gebärdete ich als Niall seinen Range Rover in der Seitenstraße hielt. Bevor ich aus dem Auto klettern konnte, hielt er mich zurück: »Tut mir leid, dass wir das Date so oft verschieben mussten.«

Eigentlich versuchten wir seit einer Woche im kleinen Kino einen Film mit Untertitel zu schauen, aber bislang kam uns immer wieder etwas dazwischen. Mal Termine, mal Fans von Niall, die ihn erkannten, kaum dass er aus dem Auto raus war. Ich hatte fast eine halbe Stunde vor dem Kino auf ihn gewartet, bis er sich hatte melden können.

»Passiert«, meinte ich lapidar und wurde wieder zurückgezogen. Nun runzelte ich die Stirn: »Was ist denn noch?«

Nialls Gesicht war ernst: »Ich meine das wirklich so!«

Es dauerte ein wenig bis ich verstand, was eigentlich los war. Tief seufzte ich und lehnte mich zurück: »Ich bin nicht sauer, dass wir es so oft verschieben mussten. Ich arbeite viel und du bist unterwegs. Das ist doch in Ordnung. Außerdem müssen wir schon gucken, auf was für eine Art Date wir gehen.« Ich zwinkerte: »Denn ich will mich am nächsten Tag nicht in der Zeitung sehen, wie Bambi auf der Flucht.«

Seine Mundwinkel zuckten leicht, trotzdem wirkte sein Mienenspiel irgendwie bitter: »Stimmt. Aber aufgehoben ist nicht aufgeschoben.«

»Das eh nicht!«, bekräftigte ich und tätschelte ihm übertrieben die Wange. Knapp sah Niall an mir vorbei zum Earl Greys Corner. Das kleine Café, oder eher das versteckte Wohnzimmer, war unauffällig und mein heutiges Ziel. Ich liebte den Laden, denn er war gemütlich und tatsächlich wie ein altes Wohnzimmer in dem ich mich mittlerweile Zuhause fühlte.

Isabell und Amanda trafen sich hier regelmäßig. Neben dem Speck-Eck war dies einer der wenigen Orte, wo ich mich traute zu bestellen, ohne Panik, dass ich missverstanden wurde. Miss Amber, die Besitzerin und Bedienung, hatte immer einen Block zur Hand und verlor nicht die Geduld mit mir.

»Bis später«, gebärdete ich erneut und schwang nun wirklich die Beine aus dem Wagen. Mir war es immer lieber wenn Niall die Karre fuhr, denn es war seine und ich mochte dieses Monster nicht besonders. Parken war jedes Mal irgendwie Glücksache.

Bevor ich das Earl Greys Corner betrat, strich ich mir noch mal durch die Haare, um einen ordentlichen Eindruck zu machen. Nervös sah ich an mir herunter. Ich sah aus wie immer, nur, dass ich mich dieses Mal bemühte die Klamotten vorher tatsächlich zu bügeln.

Das erste Treffen seit letzten Weihnachten mit meiner Mutter stand bevor. Und das erste Treffen mit ihr ganz alleine seit... ich wusste es schon nicht mehr.

Letztes Jahr hatte ich mir fest vorgenommen dieses Jahr Weihnachten gar nicht erst nach Hause zu fahren, weil ich mich dabei nicht wohl fühlte. Jetzt stand mein Plan auf der Kippe, denn meine Mutter war hier.

Hier wegen mir.

Sie war deshalb noch nie nach London gekommen. Aber eigentlich hätte ich es ahnen müssen, denn wir schrieben seit Monaten immer mehr miteinander. Dummerweise verunsicherte es mich sehr. 

Tief atmete ich durch und dann stieß ich die Tür des Cafés auf. Es roch bereits nach Weihnachten und als ich den Blick schweifen ließ, wurde mir auch klar warum.

Ein dicker Weihnachtsbaum stand in der Mitte des Raumes und man hatte bereits angefangen dort eine Lichterkette herumzufrimmeln. Die typischen karierten Tischdecken waren gegen Rote ausgetauscht worden und der Kuchen in der Auslage hatte sich verändert. Ich zog meine Tasche von den Schultern und ging tiefer in die Räume.

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