Mit nassen Haaren und einem langen Pyjama T-Shirt, das mir leicht über die Hüften fällt, komme ich aus dem Bad. Matt hat bereits ein paar Salben geholt, um meine blauen Flecken und wunden Stellen zu versorgen, und sitzt nun unruhig auf meinem Bett. Als ich die Tür aufmache, starrt er mich mit großen Augen an. Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen und gehe auf das Bett zu. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich mich neben ihn setze.
»Also, Herr Doktor. Was machen wir jetzt?«
Seine Augen wandern von meinem Gesicht über meinen Körper und dann wieder zurück zu meinen Lippen. Er schluckt.
»Erst einmal müssen wir deine blauen Flecken versorgen, sonst tun sie morgen nur noch mehr weh.« Matt reißt sich von mir los und durchsucht seine Salben. Ich nicke und beginnt, mich abzusuchen. Die ersten sind auf meinen Beinen, dann noch welche an den Armen und sogar am Rücken. Matt macht sich an die Arbeit und gibt etwas von der Salbe auf meine wunden Stellen. Seine Berührungen sind so zart und bedacht, dass ich unwillkürlich nervös werde. Zum Schluss ziehe ich noch mein T-Shirt nach oben und lege somit meinen Rücken frei. Ich trage nicht einmal einen BH. Matts Atem beschleunigt sich, als dieser Umstand auch ihm bewusst wird. Anscheinend fühlt er genauso wie ich. Das hoffe ich. In seiner Nähe ist mir immer so wohlig warm und ich weiß, dass mir nichts passieren kann, da ich mich bei ihm in Sicherheit fühle. Dieses Gefühl habe ich, seit wir uns damals in der Bar trafen. Matt streicht mir sanft über den Rücken. Seine starken Hände wandern von Rippe zu Rippe, was mir eine wohlige Gänsehaut auf die Arme zaubert. Langsam drehe ich mich wieder zu ihm um – natürlich erst als das T-Shirt meinen nackten Oberkörper wieder bedeckt – und halte ihm meine Hände hin. Die Knöchel, die von den Schlägen ganz aufgeschunden sind, wurden durch das Duschen knallrot und schmerzen bei jeder Bewegung.
»Ich hätte früher dazwischen gehen sollen«, flüstert er mit gequältem Gesichtsausdruck, während er sich um meine Hände kümmert.
»Was meinst du?«
»Hätte ich mich früher zwischen dich und Alex auf die Matte gestellt, würdest du jetzt nicht so aussehen«, sagt er und betrachtet mein Gesicht, wo ein blauer Fleck auf meiner Wange thront. Matt legt den Daumen an meine Wange und streicht sanft darüber.
»Nein, du hast alles richtig gemacht«, sage ich und sehe ihn eindringlich an.
»Aber ...«, will er widersprechen, doch ich lege meine Hand auf seine Wange, um ihn zum Schweigen zu bringen. Ich erschrecke leicht, als mir bewusst wird, was ich tue. Ich senke den Blick und will meine Hand schon wieder wegnehmen, als Matt seine Hand auf meine legt und mich festhält.
»Ich wollte weitermachen«, flüstere ich, »Ich wollte auch stark sein, so wie meine Mum. Wärst du früher dazwischen gegangen, hätte ich mich nur noch schwächer gefühlt, als jetzt«, gestehe ich.
»Du bist nicht schwach. Du bist die stärkste Person, die ich kenne. Du denkst zwar immer, du bist schwach, aber da irrst du dich. Du musst nur anfangen, an dich zu glauben, dann wirst du deine wahre Stärke finden.«
Ich lächle und schüttle den Kopf über seinen Optimismus.
»Außerdem ...«, fügt er hinzu und streicht mir über meine heile Wange bis hinunter zu meinem Kinn. »... bist du das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe.« Er beugt sich zu mir und ohne groß darüber nachzudenken, küsse ich ihn. Ich schließe die Augen und atme seinen süßen Duft ein, der mich umhüllt. Seine Lippen sind so weich und sanft, dass ich mich darin verliere. Er schlingt die Arme um meine Taille und zieht mich näher an sich, bis ich fast auf ihm sitze. Als wir uns nach ein paar Augenblicken wieder voneinander lösen, bin ich buchstäblich verzaubert. Das war der schönste erste Kuss, den ich mir je hätte erträumen können.
»Darf ich dich was fragen?« Ich spiele mit einer Strähne, die ihm in die Stirn fällt.
»Ja«, flüstert er. Wir sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und doch ist meine Nervosität wie weggewischt.
»Wieso ich? Du könntest jedes Mädchen haben.«
Er grinst. »Das heißt wohl, dass du mich attraktiv findest«, stichelt er und rutscht noch ein Stück näher, soweit das überhaupt möglich ist.
»Das habe ich nicht gesagt«, gebe ich zurück und will ein bisschen zurückweichen, aber er hält mich an der Hüfte fest und gibt mir noch einen Kuss. Diesmal ist er anders, leidenschaftlicher. Ich stöhne leicht, als er mit der Hand über meinen Rücken bis hin zu meiner Hüfte fährt.
»Na gut ... du hast gewonnen ... du bist unwiderstehlich«, sage ich zwischen mehreren Küssen.
»Ich weiß!« Matt weicht ein Stück zurück und grinst spitzbübisch.
»Hey! Du bist fies! Mich so dazu zu bringen, das zu sagen, ist unfair!«, sage ich und gebe ihm einen Schubs. Matt verliert das Gleichgewicht und fällt rücklinks ins Bett, doch er hält mich immer noch fest und so plumpse ich genau auf ihn drauf. Wir drehen uns einmal und schon lehnt er über mir und stemmt seine Arme neben meinem Kopf in die Matratze.
»Ich wollte dich, weil du mich einfach verzaubert hast. Ich habe dich gesehen und war gefangen. Gefangen von deinem Lachen, deinen Lippen und deinen Augen.« Bei seinen Worten wird mir warm ums Herz. Jetzt will ich ihn nur noch ganz für mich haben. Ich hebe den Kopf leicht an, um seine Lippen mit meinen zu vereinen. Ich weiß nicht, wie lange wir noch so dalagen und uns küssten, ich weiß nur, dass es viel zu schnell wieder vorbei war.