𝟎𝟓 | 𝐀𝐧 𝐨𝐫𝐝𝐞𝐫

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ALEYNA

Ich brauchte frische Luft. Also entschied ich mich joggen zu gehen, da ich das schon viel zu lange nicht mehr gemacht hatte.

Außerdem konnte man dadurch gut abnehmen und bis zum Abendessen hatte ich noch genug Zeit.

Ich zog mir eine kurze Sporthose und einen Sport-BH an und machte mich auf den Weg.

Im Gemeinschaftsraum angekommen, sah ich Mattheo, Malfoy und noch ein paar andere Jungs auf der Couch sitzen. Neben ihnen saßen Mädchen, die mit aller Kraft versuchten, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Ich versuchte mich, so leise wie möglich, vorbei zu schleichen, da ich nicht auch noch einen wütenden Blick von Mattheo abbekommen wollte. Der Tag war schon so anstrengend genug.

Doch als Malfoy mich entdeckte, machte er, während er seinen Blick an meinen Körper herunterfuhren ließ, Mattheo auf mich aufmerksam. 

Malfoys Blick hing an meinem Körper.

Plötzlich fühlte ich mich unwohl. Es fühlte sich an, als stände ich nackt vor ihm.

Als sich auch Mattheo zu mir drehte, drehten sich nach und nach alle auf der Couch zu mir.

„Ist was?", fragte ich laut und deutlich.

Als mir niemand eine Antwort gab, schüttelte ich genervt meinen Kopf und wollte weiter gehen.

Doch ich hielt inne, als mir eines der Mädchen etwas hinterher rief: „Erst ein Tag hier und schon läufst du wie eine Schlampe rum!"

Wie kam sie auf die Idee, mich so zu nennen? Sie kannte mich doch überhaupt nicht.

Wütend drehte ich mich zu dem Mädchen um, welches mich als Schlampe beleidigt hatte. Sie grinste selbstsicher. Damit machte sie einen großen Fehler.

Was dachte sie, wer sie war?

Ich zog meinen Zauberstab aus meiner Hosentasche, welche ich extra für ihn angebracht hatte. Wutentbrannt lief ich auf sie zu.

Meinen Zauberstab war auf sie gerichtet und ihr Grinsen erlosch urplötzlich.

Alle Blicke lagen auf mir und dem Mädchen.

Ich murmelte: „Silencio." Damit hatte ich eine Art schalldichten Raum erzeugt, aus dem kein Geräusch nach außen dringen konnte.

Ihre Augen waren vor Schreck geweitet.

„Sectumsempra", sprach ich den Verwundungsfluch aus.

Schmerzvoll verzog dieses freche Mädchen das Gesicht, als ihr stark blutende Schnittwunden hinzugefügt wurden, die aussahen, als wären sie von einem Schwert verursacht worden. Sie schrie vor Schmerzen.

Blut spritzte aus ihren Wunden und verursachte rote Sprenkel auf meinem Körper. Sie wandte sich auf dem Boden hin und her und erlitt Schmerzen. Verdient.

Ein teuflisches Grinsen legte sich auf meine Lippen.

Die anwesenden Schüler, sahen mich geschockt und ängstlich an. Jetzt hatten sie wenigstens den nötigen Respekt vor mir.

Nach kurzer Zeit beendete ich den Fluch und ließ das Mädchen verwundete auf dem Boden liegen.

Zufrieden ging ich aus dem Gemeinschaftsraum.

𓆙

Weit entfernt vom Schloss verlangsamte ich meine Schritte und beschwörte Wasser herbei, um was zu trinken.

Ich war ziemlich aus der Puste vom joggen und brauchte eine kurze Pause. Ich befand mich auf einer schmalen Straße in einem Wald. Die dünnen Äste der Bäume, erinnerten mich an lange dürre Arme, die nach mir greifen wollten.

Plötzlich fühlte ich mich beobachtet.

War hier jemand?

Hektisch blickte ich mich um.

Zwei schwarze rauchige Spuren bewegten sich schnell auf mich zu und zwei Todesser tauchten vor mir auf. Was wollten sie hier?

„Der dunkle Lord hat eine Nachricht für dich, Kleine", sagte einer der Männer mit einem ekeligen Grinsen auf dem Gesicht.

Mein Bauch zog sich zusammen. Was wolltet mein Vater von mir? Konnte ich nicht mal einen Tag Ruhe vor ihm haben?

Der andere Todesser erklärte: „Du musst eine Blutsverräterin, ein Schlammblut, töten. Sie heißt Pomona Sprout."

Ich zog scharf die Luft ein: „Was hat sie denn getan?"

„Sie ist kein Reinblut. Allein das ist schon Grund genug", antwortete einer der Männer und grinste fies.

𓆙

Nachdem ich zurück in meinem Zimmer angekommen war, entdeckte ich neben der Tür einen großen Stapel Bücher und einen kleinen Kessel.

Dann würde ich ab jetzt auch nicht mehr dafür bestraft werden, dass ich keine Materialien dabei hatte.

Ich ging erstmal duschen, da ich total verschwitzt war. Ich benutzte mein Lieblingsshampoo, welches nach Kokosnuss roch.

Das warme Wasser lief an meinem Körper herunter und entspannte mich.

Ich musste immer daran denken, mit was mich mein Vater beauftragt hatte.

Ich sollte Professor Sprout umbringen. Unter anderen Umständen hätte ich sie sofort getötet, doch ich wollte nicht mehr von meinem Vater abhängig sein. Ich wollte nicht mehr das tun, was er mir befahl.

Ich glitt an der Duschwand runter und setzte mich auf den Boden. Das Wasser prallte von meinem Kopf ab und ich lehnte mich seufzend gegen die Wand.

Ich hatte doch schon genug damit zutun, mich mit meinem Bruder zu versöhnen und ihm klar zu machen, was damals wirklich passiert war.

Nach der Dusche zog ich mir wieder meine Schuluniform an und machte mich auf den Weg zum Abendessen.

Im Flur wichen mir die Schüler aus und sahen mich ängstlich an. Anscheinend hatte sich der Vorfall im Gemeinschaftsraum schon herumgesprochen.

Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter. Jetzt hatte hoffentlich jeder den nötigen Respekt vor mir.

Aber ehrlich, die übertrieben doch. So schlimm war das jetzt auch nicht gewesen.

𓆙

Ich stand vor dem Spiegel im Badezimmer und betrachtete mich angewidert. Ich hatte beim Abendessen schon wieder viel zu viel gegessen.

Ich hätte einfach nichts essen sollen.

Immer wieder drehte ich mich und betrachtete meinen Körper von allen Seiten.

An meinem Bauch war viel zu viel Fett und meine Beine waren viel zu dick.

Wieso konnte mein Körper nicht einfach perfekt sein? Wieso konnte ich nicht so hübsch sein, wie die anderen Mädchen?

Ich kniete mich vor das Klo, band mir meine Haare zu einem Zopf und steckte mir einen Finger in den Hals.

Kurz darauf, kam das Abendessen von vorhin wieder raus. Angeekelt von dem säuerlichen Geschmack verzog ich mein Gesicht. Mein Bauch zog sich zusammen und mein Kopf schmerzte.

Ich hing über der Kloschüssel und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Warum passierte mir das alles?

Womit hatte ich das verdient?

Als ich später in meinem Bett lag, dachte ich an Professor Sprout. Ich hatte auf meinem Stundenplan gesehen, dass ich morgen bei ihr Kräuterkunde haben würde.

Die Leute, die ich bis jetzt tötete, hatten es immer verdient, außer meine Mutter. Diese Lehrerin war kein Reinblut, also hatte sie den Tot verdient.

Doch ich wollte mich den Befehlen meines Vaters widersetzen. Er hatte mich lange genug unterdrückt und mir das Leben zur Hölle gemacht.

Aleyna RiddleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt