𝟏𝟒 | 𝐅𝐨𝐫𝐠𝐢𝐯𝐞

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ALEYNA

„Ich liebe Sonntage wie heute, aber Sonntage bedeuten auch, dass am nächsten Tag Montag ist. Und ich hasse Montage, weil wir dann Unterricht haben. Also hasse ich auch Sonntage", schlussfolgerte Emilia nachdenklich.

Mir war es ziemlich egal, welcher Tag war, da sich für mich jeder Tag gleich anfühlte, aber trotzdem nickte ich zustimmend.

Wir saßen gemeinsam beim Frühstück und unterhielten uns, was wir in letzter Zeit öfters machten.

Ich wusste aber nicht genau, ob ich sie schon als Freundin bezeichnen konnte, denn wir kannten uns ja gerade mal eine Woche.

Außerdem hatte ich noch nie wirklich richtige Freunde gehabt, also konnte ich gar nicht abschätzen, ab wann man sowas als Freundschaft bezeichnen konnte.

„Oh Gott, dreh dich auf gar keinen Fall um!", geschockt sah mich Emilia an. Nein, sie schaute nicht mich an, sondern starrte wie gebannt hinter mich.

Wieso sollte ich mich nicht umdrehen? Was war denn hinter mir?

Neugierig drehte ich mich um, doch als ich Mattheo und Draco direkt auf uns zukommen sah, wandte ich mich ganz schnell wieder ab.

Warum kamen sie auf uns zu?

„Ich hab doch gesagt nicht umdrehen", stieß Emilia verzweifelt aus. Sie schien gänzlich überfordert mit der Situation, was aber nicht nur auf sie zutraf.

Auch ich merkte, wie ich langsam nervös wurde und als sich Draco urplötzlich neben mich und Mateo neben Emilia fallen ließ, setzte mein Herz für einen kurzen Moment aus.

Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Warum setzten sie sich neben uns?

„Guten Morgen", sagte Mateo und strahlte erst mich und dann Emilia an. Kurz sah ich was in seinen Augen aufblitzen, doch das ignorierte ich einfach.

Ich konnte meine Überraschung über die plötzliche Änderung seines Verhaltens nicht verstecken und wahrscheinlich war mein Gesichts gerade wie versteinert.

Es war einfach so ungewohnt, dass Mateo mit mir redete.

Ich hatte seine Stimme ewig nicht mehr gehört und schlagartig wurde mir bewusst, wie sehr ich sie die letzten Jahre vermisst hatte.

Endlich aus meiner Starre gelöst, zog ich fragend eine Augenbraue in die Höhe.

Plötzlich wurde mir bewusst, dass sich auch Draco in unmittelbarer Nähe befand.

Nervös rutschte ich auf meinem Platz hin und her, denn ich spürte seinen intensiven Blick auf mir, welcher sich in meine Haut brannte. Ich wurde niemals nervös!

„Wir wollten euch heute mal Gesellschaft leisten", erklärte Mattheo auf meinen fragenden Blick hin und bediente sich seelenruhig am Frühstücksbüffet.

Ich war in dem Moment nicht fähig zu sprechen.

„Jetzt guckt uns doch nicht so an", sagte nun auch Draco lachend, während er belustigt meinen und Emilias Gesichtsausdruck musterte.

„Achso, ich wollte gleich nochmal was mit dir besprechen, Aleyna", sagte Mattheo an mich gerichtet.

Als ich endlich meine Stimme wieder gefunden hatte, sagte ich heiser: „Okay." Meine Antwort hörte sich wohl aber mehr nach einer Frage an.

Wieso wollte Mattheo mit mir reden? Wieso verhielt er sich gerade so, als wäre nichts passiert? Und wieso saß er mit Draco neben uns?

Gedankenverloren fing ich, genau wie die anderen, an zu essen. Kurz sah ich hoch und musterte alle nach der Reihe.

Mattheo und Draco aßen beide seelenruhig und schienen über irgendetwas nachzudenken.

Als ich meinen Blick kurz zu Emilia huschen ließ, hatten ihre Wangen einen leichten Rotton angenommen und ein kleines Lächeln lag auf ihren Lippen.

Und ich? Ich zerbrach mir den Kopf darüber, was Mattheo mit mir besprechen wollte.

„Bist du fertig Aleyna?" Emilias Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

„Ja", antwortete ich. „Perfekt, dann kann ich eben mit dir reden", mischte sich Mattheo ein und sah mich fragend an, woraufhin ich nur aufgeregt nickte.

Er stand auf und lief aus der Halle, was ich ihm gleich tat. Die vielen Blicke der Schüler nahm ich dabei überhaupt nicht war, zu sehr war ich auf das Gespräch, was mich gleich erwarten würde, fokussiert.

In einem nahegelegenen Flur blieb mein Bruder stehen und drehte sich zu mir um. „Also ich wollte mit dir reden, damit wir uns endlich mal aussprechen können", fing er an.

Seine Worte säten sofort Hoffnung in mir aus und am liebsten hätte ich Freudensprünge gemacht, doch ich ergriff meine Chance, endlich mit ihm zu reden: „Es tut mir so leid! Ich wollte das ni-."

„Ich verzeihe dir." Als er mich mit diesen Worten unterbrach, wurde mit kurz schwindelig. Meine Umgebung verschwamm kurz, doch ich fasste mich wieder.

Es klang zwar so, also würde er mit sich ringen müssen, um die Worte auszusprechen, doch in dem Moment war mir das egal.

Er musste verstanden haben, was ich ihm vor einigen Tagen in Verteidigung gegen die dunklen Künste versuchte hatte, zu erklären.

Ich hatte ihm versucht klar zu machen, dass ich unter dem Imperius-Fluch stand, als ich unsere geliebte Mutter tötete und nun hatte er es endlich herausgefunden.

Ich zitterte vor Erleichterung und meine Hände waren ganz schwitzig. Ich hatte das Gefühl, als ob mir ein Stein vom Herzen fallen würde.

Mein Herz fühlte sich nun nicht mehr eingeengt, sondern frei an, so, als ob sich der feste Griff einer eisigen Hand, welche es vorher zusammengedrückt hatte, endlich gelöst hatte.

Es fühlte sich gut an und zum erstem mal seit langem, lag wieder ein Lächeln auf meinen Lippen.

Ich konnte es kaum fassen, doch ich war überglücklich. Eine Träne der Freude kullerte aus meinem Auge und lief meine Wange hinunter.

MATTHEO

Sie hatte es mir abgekauft.

Sie glaubte wirklich, dass ich ihr verzeihen würde. Wie leichtgläubig konnte man nur sein?

Doch ihre Leichtgläubigkeit kam mir gerade recht, denn nun konnten Draco und ich endlich mit unserem Plan beginnen.

Aleyna fing an zu lächeln und eine Freudenträne lief über ihre Wange.

In dem Moment breitete sich Vorfreude auf den Moment, in dem sie erfahren würde, dass es alles nur eine Lüge war, in mir aus.

Ich zwang mich zu einem Lächeln.

„Gut, dass das jetzt geklärt ist", sagte ich ihr und lief zurück in die große Halle. Aleyna folgte mir.

Am Slytherintisch angekommen, nickte ich Draco unmerklich zu und setze mich, mit einem zufriedenen Grinsen, neben diese Freundin von Aleyna.

Aleynas Lippen zierte immer noch ein leichtes Lächeln, welches mich kurz überlegen ließ, ob sie das wirklich verdient hatte.

Den Gedanken warf ich aber schnell wieder bei Seite, denn natürlich hatte sie es verdient.

Sie hatte Mutter getötet und war genau so böse, wie Vater.

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Aleyna RiddleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt