Lächelnd bediente ich die Gruppe von Jugendlichen, die sich aber nicht richtig entscheiden konnten, was sie wollten. Irgendwann hatten sie sich entschieden und ich notierte mir schnell alles. „Und deine Nummer bitte!“, rief einer und ich schüttelte den Kopf. „Steht nicht auf der Karte“, erwiderte ich und ging erst zum Tresen um die Getränkebestellungen abzugeben und dann zur Küche um das gleiche mit den Essensbestellungen zu machen. Noch war nicht viel los, aber das würde sich bald ändern. Jetzt gerade konnte ich ein wenig Pause machen und dachte nach. Die letzten eineinhalb Jahre waren ein auf und ab gewesen. Es gab Tage, an denen war es wirklich schlimm, aber es gab auch Tage, an denen es gut war. Milo und Noah hatte ich nicht einmal kontaktiert. Ich hatte es versucht, ich hatte ihre Nummer schon gewählt, aber nie angerufen. Als die Getränke soweit waren, nahm ich das Tablett und trug es zu dem Tisch, an dem die Jugendlichen saßen. Nachdem ich die Getränke verteilt hatte ging ich zu dem nächsten Tisch, der eben belegt worden war. Jetzt begann die Mittagspause der umliegenden Büros und Geschäfte, weshalb es ziemlich schnell voll wurde. Meine Kollegin und ich hatten alle Hände voll zu tun, alle schnell zu bedienen und nicht über irgendwas zu stolpern. Nach etwa einer Stunde war der Ansturm vorbei und wir konnten aufatmen. Jeder Tisch war belegt, aber alle hatten ihre Bestellungen und somit hatten wir kurz Zeit um uns davon zu erholen. Bald leerte sich das Restaurant wieder und wir hatten alle Hände voll zu tun, jedem Gast seine Rechnung zu bringen und die Tische leerzuräumen, damit die nächsten Gäste sich setzen konnten. Am Ende meiner Schicht war ich ziemlich fertig, obwohl ich das inzwischen gewöhnt sein müsste.
Ich zog mich um und verließ das Restaurant durch die Personaltüre. Die kühle Luft empfang mich und erinnerte mich daran, dass ich heute Morgen meine Handschuhe und meine Mütze vergessen hatte. Seufzend schlang ich meinen Schal um meinen Hals und ging zu dem kleinen Supermarkt um die Ecke. Dort kaufte ich für die nächsten Tage ein und ging dann endlich nach Hause. Zusammen mit Wuschel bewohnte ich eine kleine Wohnung, die wirklich schön war und für uns zwei reichte es. Als ich heimkam freute Wuschel sich und ich kraulte ihn zur Begrüßung. Meine Einkäufe stellte ich in der Küche auf den Tisch, an dem ich immer aß. Es war seltsam alleine zu leben, also ohne einen anderen Menschen. In den letzten Monaten hatte ich ein paar Dates gehabt, aber es ist nie etwas daraus geworden. Scheinbar war ich unfähig eine Bindung zu jemandem aufzubauen, denn die Kerle waren allesamt wirklich nett gewesen. Wuschel bellte und riss mich aus meinen Gedanken. Er stellte sich neben mein Telefon und wedelte mit dem Schwanz. Seit ein paar Wochen tat er das immer wieder.
„Du willst immer noch, dass ich Noah und Milo anrufe, oder?“, fragte ich und er bellte. Ich seufzte und ließ mich auf die Couch fallen. Tatsächlich hatte ich ein wenig Angst davor. Ich wusste nicht, wie sie reagieren würden, wenn ich mich plötzlich meldete. Schließlich war ich einfach abgehauen. Wuschel setzte sich vor mich und ich kraulte ihn. „In einem Monat ist Weihnachten. Vielleicht dann…“, murmelte ich und er schüttelte sich. Auf einmal klingelte das Telefon und ich erschrak sehr heftig, denn es klingelte sehr selten. Seufzend stand ich auf und sah erstmal, wer da anrief. Unbekannte Nummer. Verwirrt nahm ich den Anruf an. „Runa Aikawa“, meldete ich mich. „Runa…“, fing Noah an und ich erstarrte. Woher hatte er meine Nummer? Wieso rief er an? „Wieso rufst du an?“, fragte ich leise und ließ mich wieder auf die Couch sinken. „Ich hab deine Nummer aus dem System der Polizei, ich weiß, dass du das auch fragen wolltest. Aber ich rufe an, weil ich wissen wollte, wie es dir geht. Ich hätte dich schon vor einem Jahr anrufen können, aber ich wollte dir Zeit geben. Jetzt bin ich der Meinung, dass du dich wenigstens kurz melden könntest. Milo ist wirklich am Boden zerstört gewesen, aber auch er hat es inzwischen verstanden. Sorgen macht er sich dennoch um dich“, erklärte er und ich schloss die Augen. „Weiß er, dass du meine Nummer hast?“, fragte ich leise. Wuschel drückte sich an mich und ich hielt mich in seinem Fell fest, ich brauchte den Halt. „Nein, weiß er nicht, aber ich bitte dich Runa. Gib ihm wenigstens eine kleine Info, dass es dir gut geht“, bat Noah mich und ich seufzte.
„Ich hab mir überlegt euch an Weihnachten zu besuchen…natürlich nur, wenn ihr nicht schon etwas vorhabt. Sonst kann ich auch…“ Noah unterbrach mich. „Weihnachten passt. Wir sehen uns also am 24. Dezember.“ Zack, er hatte aufgelegt. Seufzend sah ich Wuschel an, welcher aufgeregt mit seinem Schwanz wedelte. „Freu dich, wir sehen Milo und Noah bald wieder“, meinte ich und Wuschel schien sich tatsächlich zu freuen. Ob Noah Milo erzählen würde, dass ich die Beiden an Weihnachten besuchte? Über die Weihnachtsfeiertage hatte ich eh Urlaub, da das Restaurant dort geschlossen hatte. Ich griff nach meinem Tablet und suchte nach einem Flug. Am 24. Dezember flogen die Flüge nur zu sehr teuren Preisen, aber am 23. sah das schon besser aus. Ich buchte einen direkt Flug, der spät ging und auch spät in Kanada ankommen würde. Allerdings bot sonst keiner einen Tiertransport an dem Tag an, deshalb musste ich den nehmen. Ein Hotel und einen Mietwagen buchte ich auch noch direkt, denn ich musste ja irgendwo übernachten und zu Noah und Milo kommen. Wuschel wedelte mit dem Schwanz und ich seufzte. Wenigstens einer freute sich. Okay, ich freute mich auch, aber ich war auch ein wenig unsicher, denn ich wusste wirklich nicht, wie Milo reagierte.
Seufzend legte ich mein Tablet weg und ging in die Küche. Meine Einkäufe warteten darauf, aufgeräumt zu werden und das erledigte ich jetzt. Dann bereitete ich eine Lasagne zu und schob sie in den Backofen. Während die Lasagne im Backofen war, setzte ich mich wieder aufs Sofa, verband mein Tablet mit der dazu passenden Tastatur und öffnete mein Dokument. Vor ein paar Wochen hatte ich angefangen zu schreiben und schrieb in jeder freien Minute. Ob es gut war, wusste ich nicht und ob ich es vielleicht an einen Verlag schicken würde, wusste ich auch nicht. Wuschel lag zu meinen Füßen und döste vor sich hin. Nach dem Abendessen würde ich nochmal kurz mit ihm raus gehen. Mein Timer piepte und sagte mir, dass die Lasagne fertig war. Also machte ich den Backofen aus und füllte Wuschel noch seinen Napf, bevor ich selbst anfing zu essen. Danach räumte ich meine Sachen in die Spülmaschine und holte die Leine für Wuschel. Zusammen verließen wir die Wohnung und gingen Richtung Park. Wuschel schnupperte an allem und ich beobachtete ihn lächelnd. Wir lebten hier schon eine Weile, aber er erkundete immer noch alles. Leise summend lief ich mit Wuschel eine Runde durch den Park.
Ich war wirklich froh, als wir wieder in der Wohnung waren, da es doch recht kalt war draußen, aber Schnee lag keiner. Ich kochte mir einen Tee und Wuschel legte sich vor die Heizung. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und tat einen Pfirsichteebeutel in eine Tasse, bevor ich das heiße Wasser darüber goss. Mit der Tasse setzte ich mich auf die Couch und nahm mein Tablet auf den Schoß. Ich hatte drei Bestätigungsemails erhalten. Somit war das schon mal erledigt. Seufzend öffnete ich meine Datei und schrieb weiter. Irgendwann fielen mir immer wieder die Augen zu und ich beschloss einfach ins Bett zu gehen. Morgen hatte ich ausnahmsweise mal frei, hieß, ich konnte ausschlafen. Gähnend schleppte ich mich ins Schlafzimmer, zog mich um und legte mich ins Bett. Wuschel legte sich daneben in sein Körbchen und ich machte das Licht aus. Ziemlich schnell schlief ich ein, aber ich war auch sehr müde.
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Willkommen zu You are Mine, little Bird 2. Ich hoffe euch gefällt das erste Kapitel, zwar ist noch nichts spannendes passiert, aber es ist ja erst Kapitel 1
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You are Mine, little Bird 2
Mystery / Thriller~Fortsetzung zu You are Mine, little Bird~ Vor 1 1/2 Jahren ist Runa zusammen mit Wuschel aus dem Haus ihres Bruders und seines Freundes abgehauen. Seitdem hat sich einiges getan. Sie hat eine Therapie gemacht, die Ehe mit Liam annulliert und sich v...