Kapitel 5~

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Liam POV
Genervt starrte ich die graue Decke an. Seit gut anderthalb Jahren war ich nun hier. Und Runa war ganz alleine. Sie konnten sie jetzt wieder so manipulieren, dass sie mich als Gefahr sah. Ganz bestimmt verboten sie ihr, mich zu besuchen, denn sie hatte mich nur einmal besucht, mehr nicht.

„Mister Black, sie haben Besuch“, teilte mir ein Wärter mit und verwundert sah ich ihn an. Wer würde mich besuchen? Interessiert ließ ich mir die Handschellen anlegen und folgte dem Wärter zu einem der Besucherräume. „Sie werden alleine mit ihrem Besuch sein, aber denken sie daran, wir sehen alles“, meinte er und deutet auf ein verspiegeltes Fenster. Ich nickte und setzte mich auf einen der beiden Stühle. Die Handschellen blieben leider dran, aber gut, ich akzeptierte es. Kurz nachdem der Wärter mich alleine gelassen hatte wurde die Türe erneut geöffnet und ich traute meinen Augen nicht. Runa kam herein. Sie sah etwas unsicher aus und traute sich nur langsam näher. „Ich beiße nicht, Runa“, sagte ich und sie sah mich ertappt an. Sie setzte sich gegenüber von mir hin und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Ihre Haarspitzen waren nicht mehr blau, sondern dunkellila, was ihr auch sehr gut stand. Runa trug ein Top, welches an ihrer rechten Schulter Haut freiließ. Dadurch sah ich, dass sie an der Stelle, an der mein Name stand, ein Tattoo hatte. Eine bunte Feder, von der ein paar kleine Vögel davonflogen. „Das hast ein Tattoo an der Stellen, an der mein Name ist“, sagte ich und sie nickte.

„Du hast mich angelogen, Liam. Milo ist gar nicht gestorben und Noah will auch gar keine Rache“, sagte sie und ich lächelte böse. „Natürlich habe ich dich angelogen, Runa. Ich wollte, dass du mir gehörst, mir alleine! Du solltest nicht mehr an sie denken!“, erwiderte ich scharf und sie zuckte zusammen. „Du hattest kein Recht dazu, mich so anzulügen! Es ist nur richtig, dass du jetzt hier bist! Du gehörst hierher!“, fuhr sie mich an. Scheinbar war da jemand mutiger geworden, aber mich konnte sie nicht täuschen. Sie gehörte mir noch immer, dass sah ich ihr an. „Bist du dir sicher, kleiner Vogel? Ich bin mir sicher, dass du mich vermisst.“ Sie unterbrach mich. „Ganz bestimmt nicht!“ Ich lachte und lehnte mich zurück. „Ich denke schon. Wenn ich dich jetzt küssen würde, würde dein Körper bestimmt so wie immer auf mich reagieren“, meinte ich und zog eine Augenbraue nach oben. „Vergiss es, ich bin durch mit dir!“, zischte sie, aber das war eine Lüge. Wären diese blöden Handschellen nicht, würde ich ihr das beweisen, aber so war das nicht möglich. Die Wärter waren mir egal. Ich war schon eingesperrt, mehr konnten sie ja auch nicht mehr machen. „Dein Blick macht mir Angst“, wisperte sie und ich schmunzelte. „Wieso?“, wollte ich wissen. „In deinen Augen liegt so viel Hunger…“ „Das stimmt, Runa. Ich habe einen sehr großen Hunger nach dir.“ Damit schien ich sie nur noch mehr zu verschrecken denn sie stand auf und brachte Abstand zwischen uns.

„Ich sollte jetzt gehen…“, murmelte sie und ich seufzte. „Wir sehen uns wieder, kleiner Vogel“, sagte ich und sie schüttelte den Kopf. „Nein, wir sehen uns nie wieder. Ich war wirklich nur hier um mit dir abzuschließen, Liam. Du sitzt im Knast und hast lebenslänglich bekommen“, sagte sie ernst und sah mich an. „Du bist wirklich naiv, kleiner Vogel. Ich werde dich wieder bei mir haben und es wird nicht mehr allzu lange dauern.“ Damit schien ich sie zu erschrecken, denn sie öffnete hastig die Türe und verschwand. Seufzend lehnte ich mich zurück. Ein Wärter brachte mich zurück zu meiner Zelle und mir wurden die Handschellen endlich abgenommen. Nachdenklich legte ich mich auf mein Bett. Runa würde mir gehören und da würde sich auch nichts daran ändern.

Das war jetzt einige Monate her und sie hatte mich tatsächlich nicht nochmal besucht. Aber es ging ihr gut. Einer meine Männer behielt sie im Auge. Das FBI war gründlich gewesen, aber nicht gründlich genug. Runa lebte alleine mit ihrem Hund. Gut für sie, sonst hätte ich ihren Mitbewohner vor ihren Augen töten müssen, weil er mein Eigentum angefasst hatte. Ich teilte nicht gerne, was mir gehörte, deshalb war es gut, dass Runa sich daran hielt, wenn auch nur unbewusst. Ich hasste es hier. Wenn ich Runa wieder hatte, dann würde ich dafür Sorgen, dass uns keiner mehr trennte. „Glaub mir kleiner Vogel. Bald sitzt du wieder im Käfig“, murmelte ich.

Nobody POV
Milo lag neben Noah im Bett. Die Sonne schien bereits, aber keiner von beiden wollte aufstehen. „Du bist gestern noch eine Weile bei Runa gewesen“, meinte Noah und Milo seufzte. „Sie hat angefangen zu weinen, da konnte ich sie doch nicht einfach alleine lassen“, murmelte Milo. „Scheinbar verträgt sie Alkohol nicht so gut.“ „So gar nicht. Erst war sie ja wirklich sehr lustig drauf, aber dann ist ihre Stimmung plötzlich gekippt.“ „Das kommt vor, aber sie hat gute Fortschritte gemacht, Milo. Außerdem hat sie zugestimmt, noch eine Weile zu bleiben, also fühlt sie sich auch wohl.“ Milo seufzte und nickte. „Dann komm, wir müssen langsam los und Runas Sachen holen“, meinte Noah und Beide standen auf. Umgezogen verließen sie ihr Schlafzimmer und während Noah runter ging um das Frühstück zu machen, ging Milo zu Runas Zimmer. Er klopfte gegen die Türe, erhielt aber keine Antwort. Er wollte gerade etwas sagen, als er Würgegeräusche aus dem Bad hörte.

Besorgt ging er zum Bad und klopfte da gegen die Türe. „Runa, alles ok?“, fragte er besorgt. „Komm nicht rein!“, rief sie und würgte dann wieder. Es hörte sich wirklich nicht gut an und Milo machte sich Sorgen. Irgendwann hörte er dann die Klospülung und das Wasser laufen. Nur ein paar Minuten später kam dann Runa aus dem Bad und sah Milo erschrocken an. Sie sah nicht sehr gut aus, war sehr blass und wirkte auch erschöpft. „Hast…hast du die ganze Zeit da gestanden?“, fragte sie leise und Milo nickte. Beschämt schlug sie die Hände vors Gesicht. „Willst du frische Sachen von mir haben? Dann kannst du auch duschen gehen“, bot er ihr an und sie nickte nur. Ihr war das wirklich sehr unangenehm, dass Milo sie gehört hatte. Er brachte ihr ein frisches T-Shirt, eine Boxershorts und eine Jogginghose von sich. „Die Sachen sind zwar zu groß, aber besser als nichts“, meinte er und Runa nahm die Sachen dankbar an. Sie verschwand wieder im Bad und Milo ging runter zu Noah.

„Wie geht’s Runa?“, fragte Noah und Milo seufzte. „Sie duscht gerade und sie schämt sich etwas, weil ich gehört habe, wie sie sich übergibt“, antwortete Milo und deckte den Tisch. „Sowas kommt vor, sie hat ja auch einiges getrunken gestern.“ Noah stellte den Teller mit den Pancakes auf den Tisch und machte den Herd aus. „Ich denke dass ich dann fahre. Runa sollte bestimmt nicht hinter dem Lenkrad sitzen, wenn es ihr nicht gut geht“, meinte Noah und die Beiden setzte sich an den Tisch. Runa kam auch irgendwann runter und setzte sich ebenfalls an den Tisch. Sie sah schon ein wenig besser aus, aber sie aß nur einen Pancake zum Frühstück und das auch nur sehr langsam. „Wo ist eigentlich Wuschel?“, fragte Noah. „Er schläft noch, aber ich geh ihn gleich wecken. Wir müssen dann ja auch bald los“, antwortete Runa. Zu dritt räumten sie den Tisch ab und Runa weckte dann Wuschel. Er war noch etwas müde, machte sich aber dennoch über sein Futter her. Danach stiegen sie in Runas Mietwagen und Noah fuhr zu ihrem Hotel. Wuschel lag im Kofferraum, und Runa schaute aus dem Fenster. Milo und Noah unterhielten sich, aber Runa war in Gedanken.

You are Mine, little Bird 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt