Kapitel 13~

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Nobody POV
Wuschel winselte und Noah versuchte vergeblich ihn zu beruhigen, Runa war verschwunden und er befürchtete stark, dass sie sich dazu entschieden hatte, zu Liam zu gehen. Aber wie? Sie wusste doch gar nicht wohin? Auf einmal fiel es Noah wie Schuppen vor den Augen. Runa musste die Nachrichten von Liam gelesen und dann gelöscht haben. Fluchend schlug er auf den Tisch, womit er Flocke verschreckte die sich hastig unter dem Tisch versteckte. Seufzend fuhr Noah sich mit zwei Händen übers Gesicht. Er hätte Runa nicht aus den Augen lassen dürfen. Irgendwann, er war sehr tief in Gedanken versunken gewesen, piepte sein Handy und hastig entsperrte er es.

Runa ist bei mir und wir sind bereits auf dem Weg woanders hin, also könnt ihr nun Milo Aikawa abholen. Die Koordinaten folgen gleich.

Wieder fluchte Noah, gab die Info aber an seine Kollegen weiter. Sie fuhren los, sobald die Koordinaten da waren. Wuschel und Flocke lagen bei ihm auf der Rückbank und er kraulte Wuschel. Flocke miaute leise und Wuschel leckte ab und zu über ihr Fell. Die Beiden waren schon süß zusammen, aber Noah hatte gerade andere Sorgen. Sein Kollege, der hinterm Steuer saß, fuhr schon sehr schnell, gefolgt von dem Krankenwagen, der sicherheitshalber mitfuhr, denn sie hatten keine Ahnung, wie schwer verletzt Milo möglicherweise war. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die in Wirklichkeit nur eine halbe Stunde betrug, waren sie an der Lagerhalle angekommen. Sofort sprang Noah aus dem Wagen, Wuschel rannte ihm hinterher, mit Flocke im Maul. Noah blieb entsetzt stehen, als er Milo saß. Dieser ließ den Kopf hängen und sah wirklich mitgenommen aus. Hastig rannte er zu ihm und hob seinen Kopf an. Milo sah ihn kraftlos an. „Er hat sie mitgenommen Noah…“, wisperte Milo und Noah nickte. „Ich weiß, Milo, ich weiß. Es tut mir leid, ich habe sie aus den Augen gelassen“, entschuldigte Noah sich und Milo schüttelte den Kopf. „Er hat sie vor meinen Augen…vergewaltigt…“, hauchte er und Noah erstarrte. Wie grausam konnte dieses Arschloch eigentlich sein? „Noah? Mir tut alles weh.“ „Der Krankenwagen ist auch da. Wir holen dich erstmal von dem Stuhl runter.“ Noah winkte seinen Kollegen zu, die mit einer Schere das Seil, mit dem Milo gefesselt war, zerschnitten. Erleichtert nahm Milo seine Hände nach vorne. Seine Handgelenke waren blutig, durch seine Versuche sich zu befreien. „Was hat er dir angetan?“, fragte Noah und die Sanitäter legten Milo auf eine Trage.

Milo schloss erschöpft die Augen und als sein Herz plötzlich aussetzte erstarrte Noah. Sofort wurde Milo reanimiert und sie bekamen ihn auch bald wieder, aber er war sehr instabil. „Wir bringen ihn sofort ins Krankenhaus. Seine Verletzungen scheinen viel ernster zu sein, als angenommen“, erklärte einer der Sanitäter und sie schoben die Trage mit Milo darauf nach draußen. „Wir haben keine Hinweise gefunden, Liam Black ist sehr gründlich“, teilte einer seiner Kollegen Noah mit und er nickte nur abwesend. Milo war so blass gesehen, das hatte man trotz des Blutes gesehen. Wuschel drängte sich an Noah und auch Flocke wollte ihm Beistand leisten. Einer von Noahs Kollegen legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Komm, wir fahren ins Krankenhaus, dann kannst du am ehesten nachprüfen, wie es ihm geht.“ Noah nickte nur und sie gingen wieder zum Auto. Wuschel legte seinen Kopf auf Noahs Schoß und Flocke legte sich dazu. Noah lächelte etwas und kraulte die Beiden. Die Fahrt zum Krankenhaus fühlte sich noch länger an, als zu dieser Lagerhalle, was Noah verzweifeln ließ. Der Wagen stand noch nicht richtig, da sprang Noah bereits raus. Wuschel und Flocke blieben auf der Rückbank, denn sie durften nicht mit ins Krankenhaus.

Noah ging zum Empfang und wartete, bis eine Frau dort auf ihn aufmerksam wurde. „Guten Abend, mein Name ist Noah Parker. Eben wurde mein Freund, Milo Aikawa eingeliefert, wissen sie wie es ihm geht und ob ich ihn besuchen kann?“, fragte er und die Dame verlangte seinen Ausweis, den er auch sofort vorzeigte. Sie nickte und tippte dann etwas auf der Tastatur des PCs vor ihr. „Hier hab ich es. Ihr Freund wird momentan noch untersucht. Er wurde kurz wach und hat nach ihnen gefragt, aber er hat fast sofort wieder das Bewusstsein verloren. Sie können gerne im Wartebereich Platz nehmen, dann wird ihnen gesagt, sobald sie zu ihnen können“, teilte sie mir mit und Noah nickte. Er bedankte sich und ging zu seinem Kollegen, der am Eingang auf ihn wartete. „Ich warte, bis ich zu Milo kann. Fahrt ruhig zurück zum Revier und macht Feierabend. Könntet ihr euch aber vielleicht irgendwie um Wuschel und Flocke kümmern?“, bat Noah. „Die, die heute Nachtdienst haben können bestimmt auf sie aufpassen, mach dir da mal keine Sorgen. Kümmere dich erstmal um deinen Freund. Wir beraten, was wir jetzt machen, aber natürlich werden wir nichts einfach so entscheiden.“ Dankbar sah Noah seinen Kollegen an und er ging. Noah setzte sich auf einen der freien Stühle und legte den Kopf in den Nacken. Natürlich gab er sich die Schuld, aber eigentlich hatte er nichts ändern können. Nur dass er Runa nicht einmal hatte versuchen können aufzuhalten, ärgerte ihn. Sie hatten jetzt absolut keinen Anhaltspunkt, wo Liam mit Runa hinfuhr. Milos Handy konnten sie nicht orten, das hatten sie bereits versucht. Scheinbar hatte Liam die Ortungsfunktion irgendwie ausschalten können. Noah seufzte und hoffte jetzt erstmal, dass es Milo halbwegs gut ging.

Irgendwann kam ein Arzt zu ihm und er stand hastig auf. Es war schon recht spät, aber müde war Noah definitiv nicht, dazu war er zu aufgewühlt. „Mr. Parker, mein Name ist Dr. Thompson. Ich behandele ihren Freund“, stellte sich der Arzt vor. „Wie geht es Milo?“, fragte Noah sofort. „Den Umständen entsprechend. Er hat eine starke Gehirnerschütterung, eine mittlere Platzwunde am Kopf, eine gebrochene Nase und seine Handgelenke sind stark aufgeschürft. Aber er ist soweit stabil und mit viel Ruhe und Zeit sollte alles gut verheilen. Möglicherweise bleiben Narben an seinen Handgelenken zu, aber das ist nicht sicher“, erklärte der Arzt und Noah schluckte. Immerhin war Milo stabil und soweit ganz okay. „Darf ich zu ihm?“ „Ja, er ist in Zimmer 247.“ Er bedankte sich und machte sich auf den Weg. Vorsichtig klopfte er an die entsprechende Türe und machte sie auf, als Milo hereinrief. Milo war kaum von der Bettwäsche zu unterscheiden, was seine Gesichtsfarbe anging. Noah setzte sich auf den Stuhl neben Milos Bett und griff nach seiner Hand.

„Wie geht’s dir?“, fragte er besorgt. Milo seufzte. „Beschissen. Ich musste zum zweiten mal hilflos zusehen, wie dieses Arschloch meine Schwester vergewaltigt und sie dann mitnimmt. Ich konnte nichts machen…einfach gar nichts.“ Noah sah wie sehr es Milo mitnahm und er konnte es nachvollziehen. Sie hatten ja schon mal zusehen müssen, wie Liam Runa vergewaltigte. „Sie will nicht, dass wir sie suchen. Sie möchte nur, dass wir uns um Flocke und Wuschel kümmern…Oh Noah, du hast sie nicht gesehen, sie war komplett am Ende.“ Milo sah auch komplett mitgenommen aus. „Wir überlegen schon, ob wir etwas tun können, aber wir wissen, dass Liam gedroht hat jeden umzubringen, bei dem er denkt, dass er eine Gefahr darstellt. Klar, wir könnten wieder mit dem FBI oder so anrücken, aber wer sagt uns, dass er dann nicht Runa umbringt?“ Milo wurde noch blasser, wobei Noah nicht gedacht hatte, dass das nicht ging. Innerlich fluchte Noah, er hätte das lieber nicht sagen sollen. „Tut mir leid, ich hätte das nicht sagen sollen“, entschuldigte Noah sich hastig und Milo winkte ab. „Schon okay, du hast vermutlich Recht. Runa hat uns ja auch gebeten, unser Leben ohne sie weiterzuleben, da sie genau davor Angst hat. Aber…wie kann ich einfach weiterleben, wenn ich doch weiß, bei was für einem Monster sie ist?“ Diese Frage konnte Noah ihm nicht antworten. „Ruh dich aus, wenn es dir besser geht, besprechen wir, wie es weitergeht.“

You are Mine, little Bird 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt