Kapitel 29~

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Am nächsten Morgen schmerzte mein Hals höllisch als ich aufwachte und ich konnte kaum schlucken. Liam lag schon nicht mehr neben mir und als ich einen Blick auf seinen Wecker warf, sah ich, dass es bereits Mittag war. Scheinbar hatte Liam mich einfach schlafen lassen. Soviel Mitgefühl hatte ich ihm nach gestern gar nicht zugetraut. Schwerfällig stand ich auf und zog mich an, wobei ich nach einem Blick in den Spiegel entschied ein Halstuch zu tragen, denn ich wollte nicht, dass Mila und Kian die Würgemale sahen. Obwohl ich mich ausgeschlafen fühlte, fühlte ich mich dennoch zerschlagen, Liam hatte gestern einfach übertrieben. Als ich gerade die Treppe herunterkam rannten Mila und Kian in Richtung Treppe und versteckten sich hinter mir. „Hey, was habt ihr denn?“, fragte ich besorgt, wobei ich sehr heißer klang. „Papa ist komisch drauf“, antwortete Kian und ich runzelte die Stirn. Liam kam gerade in den Flur und ich sah sofort, dass etwas nicht stimmte. „Das bist du ja, kleiner Vogel“, knurrte er und griff in meine Haare, als er vor mir stand. Ich roch direkt, dass er getrunken hatte und das machte mir Angst. „Liam…was ist los?“, fragte ich leise und er zwang meinen Kopf in den Nacken.

„Was muss ich noch tun, dass du deinen Bruder endlich vergisst? Du hast die ganze Nacht von ihm geredet!“, knurrte er und zerrte das Halstuch von meinem Hals. „Du gehörst mir!“ Mila und Kian krallten sich in meine Hose und ich wusste, dass sie gerade furchtbare Angst hatten. Ich wollte den Beiden gerade sagen, dass sie in ihr Zimmer gehen sollten, als Liam mich auf den Boden stieß. Mir entfuhr ein Schrei und ich sah hastig auf. „Wie oft muss ich noch mit dir schlafen, damit du ihn vergisst?!“ Fuck, Liam war außer Kontrolle. Mila und Kian kauerten ängstlich auf der Treppe und hielten sich gegenseitig fest. Ich durfte nicht zulassen, dass Liam ihnen etwas tat. Hastig rappelte ich mich auf und floh ins Wohnzimmer. Ich griff nach dem Telefon und wollte den Notruf wählen, aber auf dem Telefon stand Kein Signal. Frustriert ließ ich es sinken und sah Liam an, der langsam näherkam. Mein Puls raste und ich suchte verzweifelt nach einem Weg, wie ich ihn beruhigen konnte. „Vergiss es Runa. Du kannst nicht um Hilfe rufen, auch nicht mit meinem Handy“, sagte er kühl und ich warf das Telefon nach ihm, aber er wich ihm aus. „Hör auf Liam!“, flehte ich schluchzend. Er griff nach mir und drückte mich auf das Sofa, mit dem Gesicht nach unten. Mein Schrei wurde von dem Kissen geschluckt, als er meine Hose auszog. „Wenn ich richtig mit dir fertig bin, wirst du dich nie wieder an ihn erinnern!“, knurrte er und ich schrie gepeinigt auf, was aber wieder von dem Kissen geschluckt wurde.

Mila und Kian schrien nach mir und erst jetzt wurde mir klar, dass sie zugesehen hatten, wie Liam mich vergewaltigt hatte. Meine Beine trugen mich kaum, als Liam mich losließ. Unsanft landete ich auf den Knien auf dem Boden und er ging auf Mila und Kian zu. Er packte beide unsanft und zerrte sie in den Flur. Pure Angst durchflutete mich und ich kämpfte mich auf die Beine. Hastig griff ich nach dem erstbestem was ich finden konnte, einer Vase. Ich eilte damit in den Flur und schlug sie Liam mit voller Wucht auf den Hinterkopf. Er sackte sofort zu Boden und regte sich nicht mehr. Mila und Kian weinten und ich schloss sie besorgt in die Arme. „Shh, schon gut. Alles gut, er tut euch nichts.“ Wir mussten hier weg, das wusste ich. „Kommt, wir müssen hier weg, bevor er wieder zu sich kommt“, flüsterte ich und sie folgten mir hoch. „Zieht euch warm an und packt nur das ein, was ihr wirklich braucht. Kleidung können wir neue kaufen“, sagte ich sanft und sie nickten. Ich zog mich selbst ebenfalls warm an, wobei ich viel von Liam anziehen musste. Aus seinem Geldbeutel nahm ich sein ganzes Bargeld und steckte es ein, es war schon einiges. Außerdem schnappte ich mir einen großen Rucksack, in den ich etwas zu Essen und zu Trinken packen würde. Mila und Kian kamen gerade aus dem Kinderzimmer, als ich nach ihnen sehen wollte. Beide trugen ihre warmen Sachen und hatten jeweils ihr Lieblingskuscheltier unterm Arm. Sie packten es in meinen Rucksack und wir gingen runter, wobei ich dafür sorgte, dass sie Liam nicht ansahen. Er hatte sich immer noch nicht gerührt und ich wusste nicht, ob er noch lebte. Vorsichtig überprüfte ich seinen Puls und seine Atmung. Beides war noch vorhanden und ich wusste nicht, ob es gut oder schlecht war. Auf jeden fall mussten wir verschwinden, bevor er wieder zu sich kam.

Also ging ich schnell in die Küche und packte soviel Essen und Trinken ein, wie ging. Keiner von uns dreien hatte einen Pass. Meinen hatte ich damals nicht mitgenommen und Liam hatte keinen neuen gemacht, weder für mich noch für Kian oder Mila. „Mama“, Milas Stimme war leise und so voller Angst. „Ja Schatz?“, fragte ich und sah sie besorgt an. „Warum hat Papa das gemacht?“, fragte sie leise und ich schluckte. „Papa ist…nicht so einfach…“, antwortete ich ausweichend und setzte den Rucksack auf. Mir war klar, dass die Beiden nicht so weit laufen konnten, dazu waren sie noch zu klein und ich konnte sie auch nicht beide tragen, aber mir fiel ein, dass wir einen Bollerwagen in der Garage hatten. Das Auto von Liam konnte ich nicht nehmen, denn man musste einen Code eingeben, den ich nicht kannte. Also baute ich schnell den Bollerwagen zusammen und hob dann erst Kian und dann Mila rein. Außerdem legte ich den Rucksack in den Bollerwagen und zog ihn dann hinter mir her. Zwar schmerzte jeder Schritt, aber entweder das, oder Liam würde mich und unsere Kinder höchstwahrscheinlich weiterhin so grausam behandeln. Mühsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, fest entschlossen Mila und Kian zu beschützen. Beide waren sehr still und ich hoffte einfach, dass Liam sie nicht traumatisiert hatte.

„Hat er euch sehr wehgetan?“, fragte ich nach einer Weile, als wir Pause machten um zu Essen und zu Trinken. Kian knabberte an seinem Brötchen und Mila wollte gar nichts essen. „Sein Griff tat weh…aber es war mehr Angst…“, wisperte sie und Kian nickte. „Es tut mir so leid“, wisperte ich und schloss sie beide in meine Arme. Meine Tränen konnte ich kaum zurückhalten. Mila und Kian klammerten sich an mich und weinten. Erst als beide sich wieder beruhigt hatten, lief ich weiter und zog den Bollerwagen hinter mir her. Meine Kraft ließ immer mehr nach und die Schmerzen wurde immer stärker, aber ich lief stur weiter. Irgendwann stolperte ich plötzlich und fiel hin. Den Bollerwagen ließ ich los um mich abzufangen, aber meine Hände konnten meinen Sturz kaum auffangen, ich schürfte mir nur meine Hände auf. Erschöpft versuchte ich wieder aufzustehen, aber mein Körper protestierte. Ich konnte einfach nicht mehr. „Mama!“, schrien Mila und Kian und kamen zu mir. „Mama, was hast du?“, fragte Kian und ich sah sie traurig an. „Es ist alles meine Schuld…ganz allein meine…“, schluchzte ich und kämpfte mich doch wieder auf die Beine. Allerdings kam ich nicht weit, bevor ich erneut zusammenbrach. Diesmal bleib ich liegen, denn es ging einfach nichts mehr. Mein Blickfeld wurde immer dunkler, bis irgendwann alles schwarz wurde. „MAMA!“

You are Mine, little Bird 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt