K A P I T E L 6 - Ciao, Adios, Auf nimmer wiedersehen

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Es war Montagmorgen als ich früh morgens mein Büro betrat und mein Computer hochfuhr. Das Wochenende war im Gegensatz zu Freitagabend recht ruhig. Ich blieb zuhause und holte Schlaf nach. Viel Schlaf.

Ich öffnete mein Outlook und gleich festzustellen, dass ich eine Nachricht von Mr. Silva hatte:

8.00 Uhr in meinem Büro

Kein Hallo, kein tschüss, einfach nur diese 5 Wörter. Ich verdrehte die Augen und sah auf die Uhr. Es war 7.00 Uhr und ich hatte zum Glück noch eine Stunde bevor ich in die Hölle zum Teufel höchstpersönlich musste.

Pünktlich meldete ich mich beim Sekretariat der Vorstände im Fünfzigsten Stock an. Die Dame meldete mich bei Mr. Silva telefonisch an und begleitete mich zu seinem Büro, ehe sie wieder davonlief. Ich schloss vorsichtig die Türe und drehte mich zu dem großen wuchtigen Schreibtisch.

Mr. Silva saß dahinter und blätterte konzentriert in irgendwelche Unterlagen. Ich beobachtete ihn und analysierte sein aussehen. Er trug heute einen schwarzen, perfekt sitzenden Anzug. Darunter ein hellgraues Hemd dessen obersten Knöpfe offen waren.

Man konnte seine angespannten Muskeln durch den Anzug sehen. Eine Strähne seines dunklen Haars fiel ihm ins Gesicht. Ich muss zugeben, dass sein Anblick unglaublich heiß war, jedoch wusste ich, dass wenn er den Mund aufmacht, er alles andere als heiß ist.

Ich räusperte mich und seine Aufmerksamkeit zu erlangen, obwohl er genau wusste, dass ich bereits in seinem Büro stand.

Sein Kopf hob sich und er schenkte mir nur kurz einen Blick. "Mrs. Miles, auf dem Tisch zu Ihrer linken liegt Ihr Kündigungsschreiben bereit". Sprach er monoton, als ob es das normalste der Welt sei.

Geschockt und fassungslos stand ich wie angewurzelt an Ort und Stelle. Kündigung? Ich bin gekündigt. Aber warum? Ich meine was ist hier los?

"Mrs. Miles? Bitte ich habe nicht den ganzen Tag Zeit" holte er mich aus meiner schockstarre zurück.

Langsam lief ich zu dem besagten Tisch und hob den Umschlag auf. Ich entnahm das Schreiben und im Betreff stand dick und groß: außerordentlich Kündigung Alea Miles.

Ich steckte das Schreiben zurück in den Umschlag und eine Träne verließ ungewollt mein Auge. Ich drehte mich zu Mr. Silva und flüsterte ein kaum hörbares: "Warum?"

"Warum? Vielleicht weil sie den Vorstandsvorsitzenden ihrer Bank nicht nur Arschloch nannten, sondern ihm gegenüber auch noch handgreiflich wurden? Außerdem war der Abgabetermin der Überprüfungen heute. Da Sie eh bereits eine Abmahnung hatten versteht sich der Rest wohl von selbst" erklärte er mir trocken ohne jegliche Emotion.

Eine weitere Träne rollte über meine Wange. Ich wollte vor ihm nicht weinen und Schwäche zeigen. Im Gegenteil. Aber ich konnte mich einfach nicht zurückhalten.

Er sah mir ein letztes Mal in die Augen, ehe er den Blick abwandte und sich wieder seinen Unterlagen widmete.

Ich lief zu Türe und bevor ich austreten konnte, sagte er noch "packen sie ihre Sachen und gehen sie noch heute".

Dann ging ich. Niedergeschlagen. Am Ende. Völlig neben der Spur. Ich erreichte mein Büro und versuchte zu verarbeiten was geschah.

Ich beschloss zu Andy zu gehen. Auf direktem Wege. Ich konnte jetzt nicht meine persönlichen Sachen packen vor all den Mitarbeitern. Ich würde das heute Abend tun. Wenn niemand mehr da ist. Zu groß war der Scham.

Ich heulte mir den gesamten Tag die Augen aus. Andy tröstete mich, versuchte mich aufzubauen und brachte mir Eis. Aber nichts half. Meinen Job zu verlieren war das schlimmste was hätte passieren können.

Es war mein Leben. Meine Karriere ging steil nach oben und er auf einen Schlag nun vorbei. Ich bereue es mittlerweile damals bei dem Meeting etwas gesagt zu haben. Denn dann wüsste Mr. Silva bis heute nicht wer ich war.

Es war 19.30 Uhr als ich die Firma wieder betrat. Es war still und dunkel. Die meisten Mitarbeiter waren bereits zuhause und hatten Feierabend. Es war mir recht den ich wollte nicht, dass mich jemand so sieht. Ich wollte die letzten Minuten allein verbringen.
Was für ein trauriger Abgang.

Ich packte alles in meinem Büro zusammen. Es war ein Umzugskarton voll. Ich hob ihn hoch und blickte ein letztes Mal zurück in mein Büro. Abermals kam mir eine Träne.

Ich lief den Korridor entlang und wartete auf den Aufzug. *bing*
Die Aufzug Türe öffnete sich und niemand geringeres als Mr. Silva persönlich stand darin.

Ich verdrehte die Augen und machte zwei Schritte zurück. Mit ihm würde ich garantiert nicht in einem Aufzug fahren "ich nehme die Treppen" sagte ich spöttisch.

Er blickte von seinem Smartphone hoch, welches er in der Hand hielt und sagte: "vom 24 Stockwerk? Mit Karton in diesen Schuhen?" Dabei zog er seine Brauen nach oben.

Ich ignorierte ihn jedoch und lief Richtung Treppenhaus. Ich spürte, wie er aus dem Aufzug lief und mir folgte.
Kurz vor dem Treppenhaus hatte er mich eingeholt und berührte sanft mein Schulterblatt "Alea..."

Bei dieser Berührung und die Art und Weise wie er meinen Namen aussprach kamen mir wieder die Tränen.

"Nein" antworte ich leise. Dann öffnete ich die Türe zum Treppenhaus und lief vollgepackt mit dem Karton hinaus. Mr. Silva folgte mir dennoch.

Ich nahm die ersten Stufen und erreichte die erste zwischenebene als der Kartonboden riss und der gesamte Inhalt sich auf dem Boden verteilte.

Wow könnte der Tag noch beschissener werden? Ich konnte spüren wir mitleidig er mich in dem Moment ansah. Ich kniete auf den Boden und fing an alles irgendwie zusammen zu räumen als Mr. Silva sich zu mir runter kniete.

"Alea lass mich dir helfen" sagte er ruhig. Doch es machte mich wütend. Er ist doch schuld an allem

Ich sprang auf und ging zwei Schritte zurück, um ihn auf Abstand zu halten, aber er folgte mich wieder und kam näher.

"Geh weg. Was willst du überhaupt hier? Du hast doch endlich erreicht was du die ganze Zeit wolltest? Herzlichen Glückwunsch Alea Miles ist am Boden zerstört. Ihr geht es schlecht. Jetzt kannst du dich wieder den wichtigen Dingen im Leben widmen" schrie ich ihn an. Mir war bewusst das ich ihn duzte, aber es war mir egal. Ich hatte eh nichts mehr zu verlieren.

Ich wollte an ihm vorbei, aber er packte meinen Arm und zog mich an seine Brust. Es ging so schnell, dass ich nicht in der Lage war zu reagieren. Er legte seine Hand um meine Taille und hielt sie an fest, dass ich mich nicht befreien konnte. Die andere Hand legte er auf meine Wange und zog meinen Kopf zu sich.

"Alea, sieh mich an" flüsterte er mir entgegen. "Alea" wiederholte er sich. Ich schloss meine Augen für einen kurzen Moment, ehe ich in seine blickte.

Eine Träne lief wieder über meine Wange und er strich sie mit seinem Daumen weg. Dann legte er seine Stirn auf meine und uns trennten nur noch wenige Zentimeter. Ich konnte sein Atem auf meinen Lippen spüren. War umhüllt von seinem Duft und nicht in der Lage mich zu bewegen.

"Hör auf zu weinen, bitte" sprach er kaum hörbar. Ich schloss wieder meine Augen und legte meine beiden Hände auf seiner Brust ab. Ich spürte unter meinen Fingerkuppen durch den Stoff seines Hemdes wie angespannt seine Muskeln waren.

"Warum hast du das getan?" Wiederholte ich mit gebrochener Stimme meine Frage von heute Morgen.

"Weil ich muss, Alea. Es geht nicht anders" antworte er mir. Was für eine bescheuerte Antwort. Was soll das den bitte heißen. Weil er muss? Er ist der CEO natürlich geht es auch anders.

Mit aller Kraft drückte ich mich vom ihm weg und rannte die Treppen herunter. Mir war bewusst das meine Sachen noch verstreut auf der Treppe lagen es war mir jedoch egal. Ich wollte einfach nur noch weg von ihm. Und ich wollte ihn nie wieder sehen. Nie wieder.

A L E A  [Dangerous attraction] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt