Kapitel 16

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Elsa schrieb mir nach fünfzehn Minuten, in denen ich dank der Tür des Kunstraumes nicht in der Cafeteria aufgetaucht bin.

12:43 Uhr
Gurl, wo bist du???

12:43 Uhr
Krankenzimmer

12:43 Uhr
Unterwegs

Keine fünf Minuten später stürmten sie und Jack mit ihren Rücksäcken und Jacken zur Tür hinein. Zum Glück war ich die einzige im Raum, sonst hätte ich noch Probleme bekommen. Bei meinem Anblick bekamen sie große Augen.

»Was ist denn mit dir passiert?«, sagte Elsa und kam zu mir ans Bett, auf dem ich die ganze Zeit schon lag, weil die Krankenschwester meinte, ich solle nicht aufstehen, da so ein Schlag Kreislaufprobleme hervorrufen kann. Dass ich es alleine bis in dieses Zimmer geschafft habe, hat sie einfach ignoriert.

Sie legten ihre Sachen auf den Boden und Elsa hob mein Kinn ein wenig an, um mein Gesicht besser betrachten zu können. Jack stellte sich mit besorgter Miene neben sie.

»Katrina hat mir aus Versehen eine Tür ins Gesicht geknallt«, sagte ich, wobei sich meine Stimme durch die Papierstopfen in meiner Nase belegt anhörte. »Ist aber alles gut, nur leicht geprellt und ein wenig Nasenbluten. Die Dinger kann ich auch eigentlich mittlerweile rausholen, bevor sich meine Nasenlöcher in Höhleneingänge verwandeln.« Ich bewegte einmal die Muskeln an meiner Nase, zuckte aber vor Schmerz zusammen. Wenigstens konnte ich noch da durch atmen.

»Gut, wenn alles okay ist«, sagte Elsa und stellte sich aufrecht hin, nur um ihre Arme zu einer übertriebenen Geste auszustrecken. »Warum zur Hölle sitzt Stacy gerade auf Hicks' Schoß in der Cafeteria und klammert sich an ihn wie ein Äffchen an dessen Mama?« Ihrer Stimmlage nach zu urteilen, war sie genauso wenig wie ich erfreut über diese Tatsache.

Jack verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sauer drein. »Weil sie ihn Samstag wieder um ihren Finger gewickelt und gevögelt hat.« Meine Augen weiteten sich automatisch. Dann hatte er sich wohl doch verlaufen, nur leider nicht mich angerufen.

Seine Worte versetzten mir einen Stich ins Herz. Hicks hat sich ernsthaft auf Versöhnungssex mit der toxischen Ex eingelassen? Wie konnte er so schlau und doch so dumm sein? Das war das Dämlichste, was man machen konnte. »Ich dachte, ihr spielt mit den Jungs Karten, trinkt ein bisschen und geht dann nach Hause?«, sagte ich leise.

»So war der Plan, aber sie hat ihn schon angeschrieben, als er noch bei mir war. Wir haben ihm alle gesagt, er soll bloß nicht zu ihr gehen, sondern auf direktem Weg nach Hause.« Er verdrehte die Augen. »Natürlich hat der Idiot nicht gehört und ist zu ihr, um herauszufinden, worüber sie mit ihm sprechen wollte. Das wissen wir dann wohl alle.«

Konnte das Herz wehtun? Denn das tat meines gerade, fast so sehr, wie als meine Mutter gestorben ist. Es nahm mir fast die Luft zum Atmen und ließ mir Tränen in die Augen steigen. Hatte ich mich wirklich dermaßen geirrt? Waren all die Berührungen und Momente doch nur Zufälle? Sogar der am Samstag? Ich konnte es nicht fassen, aber so musste es sein. Sonst wäre er nicht zu ihr gegangen oder hätte es zumindest nicht so weit kommen lassen. Er wäre jetzt nicht wieder mit ihr zusammen. Er würde sie jetzt nicht auf seinem Schoß sitzen lassen. Er würde sie nicht küssen und anlächeln.

Elsa schnalzte mit der Zunge und sah mich an. »Er hätte dich vögeln sollen.« Sie schaute wütend zur Decke, als wäre die an allem Schuld, und fing an, im Raum auf und ab zu gehen.

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