Kapitel 18

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Am Mittwoch war die Schwellung komplett zurückgetreten, nur sah ich immer noch aus, als sei ich in einen Farbtopf gefallen. Die Schmerzen beim Bewegen der Gesichtsmuskeln waren auch weg, wenigstens etwas. Mein Vater bewertete meinen Look mit einer Wird-schon-gehen-Grimasse. »So lange es nicht mehr wehtut«, waren seine aufmunternden Worte dazu. Ich verdrehte dabei die Augen und packte meine Lunchbox ein.

Er fuhr mich wieder zur Schule, wo ich vor dem Gebäude auf die anderen wartete. Es stellte sich heraus, dass es recht schwierig war, Hicks nicht die ganze Zeit anzustarren. Er sah in seiner gefütterten Lederjacke wirklich gut aus, ihm stand der lässige Look. Vor allem seine ungestylten Haare, wie gerne ich mit meinen Händen hindurch fahren würde ...

Stopp!

Ich blinzelte, schaute zur Ablenkung auf mein Handy und lächelte sie alle an, als sie bei mir ankamen. Elsa sah aus, als hätte sie nur drei Stunden geschlafen, weshalb Jack ihre Stütze des Tages sein würde. Während die beiden vor uns Arm in Arm liefen, wie das süße Paar was sie waren, ging Hicks zwar neben mir, hielt aber einen kleinen Abstand, der mir zugegebenermaßen einen Stich versetzte. Ich wusste, ich sollte die Berührungen an den Knöcheln nicht mehr wollen, ich sollte gar nicht daran denken, aber verdammt nochmal, konnte er mir nicht wenigstens das überlassen? Das kurze Kribbeln, was damit einherging, damit ich irgendwas empfand. Auf der anderen Seite war es richtig, was er tat. Er war vergeben und sollte niemand anderen an sich ranlassen. Ich war das Problem.

Im Kursraum legte ich gerade meinen Block auf den Tisch, als Katrina neben mir auftauchte. Ich lächelte sie an, damit sie wusste, dass es mir besser ging und ich ihr wirklich nicht böse war. »Hey, was kann ich für dich tun? Oder möchtest du dir nur meine natürlich geschminkte Nase anschauen?«

Sie lachte. »Das auch. Ich bin so froh, dass du es mit Humor nehmen kannst, aber es tut mir trotzdem so, so schrecklich leid. Deshalb habe ich dir die hier gekauft.« Sie holte eine Packung Pralinen hinter ihrem Rücken hervor.

Ich machte große Augen, weil es die teuren von Lindt waren. »Oh, das wäre doch nicht nötig gewesen. Es war ja nur ein Versehen und-«

»Ach, sei still und nimm die verdammte Schokolade an«, unterbrach sie mich lachend.

Das Lächeln auf meinen Lippen war dieses Mal von allein gekommen. »Danke.«

Sie zwinkerte mir zu und ging an ihren Sitzplatz. Hicks grinste mich an, als ich mich zu ihm umdrehte. »Eine geschenkte Packung Pralinen lehnt man nie ab.«

Ich rollte spielerisch mit den Augen, packte die Schokolade in meinen Rucksack und stellte diesen auf den Boden. »Du hast wahrscheinlich schon viele bekommen.«

Er schüttelte den Kopf. »Keine einzige.«

Ich schaute ihn an, nachdem ich mich hingesetzt habe. »Ernsthaft?«

Er nickte. Ich hätte jetzt wieder mit dem altbekannten Stacy Gespräch anfangen können, aber die Schule war nicht der richtige Ort dafür. Daher sagte ich nur: »Dann musst du wohl zuerst eine Tür ins Gesicht geknallt bekommen.«

Er lachte, so schön und hell und echt. »Wahrscheinlich, ja.«

Danach schwiegen wir uns an. Wir redeten generell nicht mehr so viel, auch wenn es gerade einmal der dritte Tag war, an dem ich von seiner Entscheidung wusste. Es lag wohl daran, dass wir beide Vollidioten waren. Hicks, weil er zu seiner Ex zurück ist und ich, weil ich mein Herz an ihn gegeben habe und er es zerbrochen hat, als wäre es etwas Wertloses.

Ein Tutor zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt