Hicks stand jedes Mal um Punkt elf Uhr vor unserer Haustür und klingelte. So langsam glaubte ich, dass er schon früher davor stand und nur darauf wartete, dass der Sekundenzeiger auf der zwölf landete, um sein Image als Musterschüler beizubehalten.
Unseren aufgestellten Plan hielten wir ziemlich gut ein. Ich hatte bereits Genetik, Stochastik und den Unabhängigkeitskrieg nachgeholt, sowie die Präsensformen im Spanischen und einige Vokabeln auswendig gelernt. Dass ich das alles in drei Wochen geschafft habe, ließ mich staunen. Anscheinend konnte ich doch verstehen, wenn ich mich dahintersetzte und bemühte.
Hicks hatte ich es dabei aber nicht immer leicht gemacht, was mir schon fast leid tat. Manchmal hatte ich Momente, in denen ich aus Frust meinen Block an die Wand geschmissen und wie ein bockiges kleines Mädchen auf meinem Stuhl gesessen habe. Natürlich hatte ich ihn dann ignoriert. Anstatt mich jedoch anzubrüllen und die Sachen aufzuheben, hat er mich ebenso ignoriert, bis meine Laune vorüber war. Er nahm mir nie etwas übel, auch wenn ich sehen konnte, dass er zwischendurch ziemlich genervt davon war und am liebsten zu Hause wäre.
Ich hatte es ihm noch nicht gesagt, aber ich war wirklich dankbar dafür, dass er dreimal die Woche zu mir kam, um mit mir all den Stoff durchzupauken. Immerhin war die Stimmung nicht immer so mies, meist lachten wir, vor allem wenn ich eine Vokabel absolut falsch erinnerte, oder fühlten uns einfach wohl. Er war eine nette Gesellschaft, eine schöne Abwechslung zu dem stetigen Alleinsein davor. Irgendwie war ich froh, dass Mr. North uns keinen Raum zum Protest gegeben hat, somit konnte ich einen Freund gewinnen.
»Hast du das Blatt fertig?«, fragte er mich dann.
Ich war so in Gedanken verloren gewesen, dass ich vergessen hatte, was ich machte. Meine Augen fokussierten wieder auf das gezeichnete Neuron vor mir, das ich nur zur Hälfte beschriftet habe. »Ähm, nope.«
»Wo warst du denn mit deinem Kopf?«
Ich sah zu ihm hinüber. Er hatte seinen Kopf auf seine Hand gestützt und schaute mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen an. Sein Arbeitsblatt war natürlich bereits komplett ausgefüllt. Es ist das, was Mrs. Coleman in der Stunde ausgeteilt hat, als wir beide beim Direktor waren. Jack war so lieb gewesen und hat uns beiden eines mitgenommen, damit wir es in den Ferien bearbeiten können. Ja, so war Mrs. Coleman, Hausaufgaben in den Sommerferien, denn »In acht Wochen findet ihr ja wohl mal fünf Minuten Zeit das zu bearbeiten!«
Hicks schaute mich immer noch wartend an, also ließ ich die Worte über meine Zunge rollen. »Danke, dass du dich, trotz der seltsamen Umstände wie es dazu kam, dafür entschieden hast, mir zu helfen. Ich hätte es ohne dich nicht geschafft auch nur anzufangen.«
Sein Lächeln wurde breiter. »Gern geschehen. Ich muss sagen, es macht mir Spaß mit dir hier zu sitzen und dir zuzugucken, wie du immer mehr verzweifelst. Das gibt mir Lebenskraft.«
Ich verdrehte meine Augen, was ihn zum Lachen brachte. Er konnte der gutherzigste Mensch aller Zeiten sein und dann brachte er solche Sprüche. Er widmete sich wieder seinem Arbeitsblatt, obwohl es schon komplett ausgefüllt war.
»Wie findet Stacy das eigentlich?«, fragte ich belanglos nebenbei, während ich die Myelinschicht beschriftete. »Also dass du dreimal in der Woche bei einem anderen Mädchen zu Hause bist. Alleine. In den Ferien, in denen ihr eher etwas zusammen unternehmen könntet.«
Er grinste mich von der Seite her an. »Sie denkt, sie hat mich überredet, es nicht zu tun. Obwohl ich ihr gesagt habe, dass nichts meine Meinung ändern wird.« Er zuckte mit den Schultern. »Sie ist sowieso die kompletten acht Wochen mit ihren Eltern in der Karibik.«
»Warte«, unterbrach ich ihn und drehte mich zu ihm. Er schaute mich nur fragend an. »Deine Freundin ist die ganzen Sommerferien lang nicht im Land, ihr seht euch also acht Wochen lang nicht, und dann ignoriert sie auch noch deine Nachrichten?«
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Ein Tutor zum Verlieben
Fanfiction[𝔹𝕖𝕖𝕟𝕕𝕖𝕥] |ʜɪᴄᴄsᴛʀɪᴅ ᴀᴜ ғᴀɴғɪᴄᴛɪᴏɴ| Nachdem ihre verhasste Biolehrerin ihr größtes Geheimnis der ganzen Klasse offenbart hat, findet sich Astrid Hofferson beim Schuldirektor wieder. Doch sie ist nicht die einzige, kurz später kommt einer ihre...