𝗠𝗔𝗥𝗩𝗘𝗟 𝗔𝗗𝗩𝗘𝗡𝗧𝗦𝗞𝗔𝗟𝗘𝗡𝗗𝗘𝗥 2022

Türchen 1 - WandaNat

𝕿𝖚̈𝖗𝖈𝖍𝖊𝖓 1 𝖋𝖚̈𝖗 Cydrain 𝖚𝖓𝖉 silent_nothing ✨

Wanda POV
Stöhnend schaue ich auf mein Handy.

01. Dezember, 8:34 Uhr

leuchtet mir die Anzeige entgegen. Das einzig positive an diesem Anblick ist das Bild von Natasha und mir im Hintergrund. Mit einem Grinsen auf den Lippen drehe ich mich auf die andere Seite und blicke genau in die Augen meiner Freundin, welche mittlerweile auch wach geworden ist. „Na, Sonnenschein?" begrüßt sie mich und drückt mir einen Kuss auf die Nasenspitze. „Sonnenschein? Hast du mal nach draußen geschaut? Fröhlichen 1.Dezember! Und das Wetter scheint sich dem wohl anzupassen...". Tatsächlich hing heute eine dicke graue Wolkenschicht über der Stadt.

„Ach ist das schon heute? Na dann, fröhlichen Beginn der Adventszeit oder was auch immer" murmelt sie und dreht sich wieder auf die andere Seite. „Nichts da! In einer Stunde müssen wir bei Fury stehen und so wie ich dich kenne, geht das mit dir jetzt morgens nur noch langsamer, wenn es draußen kalt ist. Also raus mit dir!" muntere ich sie auf und schlage dann ebenfalls die Decke zurück. Besonders im Winter mangelt es mir manchmal echt an Motivation.

Bei den anderen sah es da allerdings ganz anders aus. Tony hat beim Frühstück seine geliebten Blaubeeren gegen Lebkuchen ersetzt, Steve trägt wie immer pünktlich zum 1. Dezember seinen Weihnachtspulli und Thor, der diese Tradition erst auf der Erde kennengelernt hat und seitdem Feuer und Flamme für diese ist, erzählt begeistert und lautstark von einem neuen Plätzchenrezept. Mittendrin stehe ich und versuche mir mein normales Frühstück zuzubereiten, wie an allen anderen Tagen des Jahres. Natasha schlurft ein paar Minuten nach mir in die Küche. Sie sieht schon viel wacher aus als zuvor und trägt doch tatsächlich Weihnachtsstrümpfe. Oh, sie war auch so ein Weihnachtsfan...

Beim Frühstück geht es anders als sonst um die Dekoration des ganzen Towers. Meiner Meinung nach komplett unnötig, aber alle anderen scheinen es kaum erwarten zu können. „Nach den 13 zerbrochenen vom letzten Jahr haben wir jetzt noch 257 Kugeln" sagt gerade meine Freundin neben mir. Wieso beschäftigt man sich freiwillig mit sowas...

Wenigstens war ich gemeinsam mit Natasha für einen Bereich zuständig. Thor's Gelaber von den exakten Zutaten für Vanillekipfel brauchte ich jetzt wirklich nicht auch noch. Mit zwei großen Kisten bewaffnet machen wir uns auf den Weg ins Wohnzimmer. Wenn man es schmücken musste, kam es mir gleich noch viel größer vor, als es sowieso schon ist. „Okay also zwei Kugeln an jedes Gardinenende, die Miniaturschneemänner auf die Fensterbänke und der Rest einfach so irgendwo. Alles klar?" weist sie mich ein. Es ist mein erstes Jahr, in dem ich Weihnachten im Tower feiere, weswegen ich nicht wusste, dass die Dekoration hier eine Wissenschaft für sich war. Stumm nicke ich und fange an, Kugeln aus der Box zu holen.

In Partnerarbeit geht es am einfachsten. Eine steht auf einen Stuhl und hängt die Kugeln auf, die andere fädelt sie in die Gardine ein und schaut, dass sie nicht so leicht runterfällt. Die 13 Verluste aus dem Vorjahr wollen wir ja lieber nicht weiterführen. Doch schon bald rutscht mir die erste aus der Hand und zerbricht. 10 Minuten später passiert es auch Natasha. Direkt an meinem Gesicht vorbei knallt sie auf den Boden und zerbricht in viele kleine Scherben. „Achtung! Alles okay bei dir?" höre ich ihre Stimme von oben und dann, wie sie von dem Stuhl runterspringt. „Ja, alles gut. Das war wohl Nummer 2" lache ich und hole direkt den Kehrbesen, der noch von der ersten da steht.

Vorsichtig schiebe ich die Scherben erst zusammen und dann auf die Schaufel. „Oh man, manchmal hasse ich Weihnachten noch mehr" seufzt sie. Überrascht schaue ich zu ihr auf. „Was?" frage ich überrascht. Bevor sie antworten kann, entfährt mir ein kleiner Schmerzensschrei. Weiter Scherben aufkehren, während ich nicht hinschaue, war wohl nicht meine beste Idee. „Oh du Dummerchen" lacht die Rothaarige neben mir. „Ruhe" gebe ich zurück und betrachte meinen Finger, welcher doch schon heftig angefangen hat zu bluten. „Komm, wir holen dir ein Pflaster" fordert sie mich auf und führt mich in die Küche, wo ich mich auf einen Stuhl setzen muss und sie sich dem Erste-Hilfe-Kasten widmet.

Natasha POV
Sie sieht schon ein bisschen traurig aus, wie sie da mit ihrem blutigen Finger hockt und zu mir aufschaut. Als ich die richtige Größe zurecht geschnitten habe, suche ich noch das Desinfektionsspray und gehe dann wieder zu ihr. „Hasst du Weihnachten wirklich?" höre ich sie leise fragen. Ihre Augen folgen gebannt meinen Händen. „Du?" gebe ich die Frage zurück, darauf konzentriert, ihr nicht noch mehr weh zu tun. „Es gibt keine schlimmere Zeit des Jahres" beichtet sie. „Die Zeit des Jahres, wo mir immer bewusst wurde, wie schrecklich es ohne Familie ist. Ich kann mich nur an ein Weihnachtsfest mit meiner Familie erinnern. Und da hörten wir alle paar Minuten eine Bombe vor dem Fenster explodieren. Eigentlich keine Erinnerung, an die ich gerne denke. Seitdem habe ich Weihnachten wie jeden normalen Tag des Jahres behandelt, bloß mit einem noch größeren Stich im Herzen als sonst."

Überrascht starre ich sie an. Ich wusste nicht, was das Fest der Liebe für eine Bedeutung für sie hatte. „Tut mir leid, dass ihr dir das Fest dieses Jahr jetzt so vermasselt habe" murmelt sie schuldbewusst und zieht ihre Hand zurück, sobald ich das Pflaster fertig aufgeklebt habe. „Wanda, nein. Ich- Weißt du warum ich Weihnachtsschmuck aufhängen so mag?" frage ich. Sie schüttelt den Kopf. „Weil ich dann am besten dafür sorgen kann, dass er möglichst weit entfernt von meinem Zimmer hängt. Für mich ist Weihnachten auch kein tolles Fest, ich hasse es genauso wie du" gebe ich zu. „Wir haben zwar das ein oder andere Weihnachten als Familie gefeiert, aber das- das war alles immer nur gespielt. Die Geschenke unter dem Baum waren leere Kartons und die Weihnachtsstimmung kam hauptsächlich dank der CDs zustande. Seitdem- ich habe Weihnachten über 20 Jahre nicht gefeiert. Mein erstes «Weihnachtsfest» war bei den Avengers vor drei Jahren. Und da habe ich mich an Heilig Abend auch in meinem Zimmer eingeschlossen. Ich mag es immer noch nicht, aber seit zwei Jahren habe ich zumindest einen Teil des Winterzaubers wiederentdeckt."

Ihr Blick ist überrascht und traurig zugleich. Sanft streiche ich ihr über die Wange. „Ich- ich wusste nicht, dass du-" murmelt sie. „Alles gut" versichere ich ihr. Ich wusste auch nicht, dass das Fest so schlimm für sie ist. „Aber warum trägst du dann diese Socken?" will sie wissen. „Diese hässlichen Dinger? Die hat Steve mir vor zwei Jahren geschenkt, mit dem Auftrag, sie jedes Jahr zum 1. Dezember und zu Heilig Abend zu tragen. Sie sollten mir das Tolle an Weihnachten zeigen. Ob ausgerechnet diese Socken jetzt dafür so geeignet sind, bezweifle ich, aber seit dem trage ich sie - ihn zuliebe- jedes Jahr. Hey, vielleicht kann er dir auch ein Paar besorgen!" fällt mir ein.

„Oh Gott, bloß nicht. Da ziehe ich mir doch lieber noch so einen schrecklichen Pulli mit Schneeflocken an." Grinsend schaue ich sie an. „Abgemacht, wir gehen dir jetzt einen Weihnachtspulli besorgen. Mit Schneeflocken" bestimme ich. Doch so ganz überzeugt sieht sie nicht aus. „Komm schon, lass dich darauf ein. Entdecke Weihnachten nochmal neu. Ich habe es auch gewagt. Und zwar hasse ich das Fest immer noch, aber zumindest nicht mehr ganz so sehr, wie davor."

Resigniert nimmt sie meine ausgestreckte Hand an. „Aber keinen, der kratzt" jammert sie noch, bevor ich sie aus der Küche gezogen habe. Die restliche Deko sowie die zwei zerbrochenen Kugeln im Wohnzimmer sind jetzt die Probleme von jemand anderem.

Jetzt geht es auch endlich mit meinem Adventskalender los. Bis jetzt ist es noch nicht fertig, aber ich hoffe, dass ich doch noch irgendwie alle Türchen schaffe...

Ich hoffe ich konnte euch alle so richtig schön in Weihnachtsstimmung bringen, falls ihr das noch nicht wart <3