𝚎𝚛𝚜𝚝𝚎 𝚙𝚕ä𝚗𝚎

100 10 1
                                    



„Scheiße. Scheiße. Scheiße.", rief Steve panisch und raufte sich die Haare.
Sein Gesichtsausdruck war so voller Furcht, dass er mich damit anstecken ließ und eine ausgeprägte Gänsehaut auf meine zitternden Arme kroch.
„Du – wir alle – benutzen dieses Wort echt inflationär.", erwähne Robin monoton, doch auch ihre Mimik sprach von einer Heidenangst.

Ich atmete ein und aus, unzählige Male und bemerkte dabei, wie ein leichter Schwindel Besitz von mir ergriff. Ich hyperventilierte und kämpfte mühsam dagegen an, genau das zu unterbinden.

Vecna war auf dem Weg zu uns? Wie schnell konnte er hier sein? Wo war er jetzt? Was würde uns erwarten?

Wir mussten den anderen Bescheid sagen!

Wir mussten diese verdammte Lichterkettenaktion vorbereiten und vor allem mussten wir so schnell wie möglich Kontakt zu Eddie aufnehmen. Wenn es denn Eddie war.

„Oh Gott, was ist, wenn Vecna alles mitbekommt was wir mit Eddie besprechen?", warf ich schockiert in die Runde.

Wenn das der Fall war, dann wäre es unmöglich ihn zu besiegen. Sollten wir uns der Naivität hingegen und es trotzdem einfach versuchen? Hatten wir denn eine andere Möglichkeit?

Nun war ich es, die sich die Haare raufte und am liebsten hätte ich mir direkt ein ganzes Büschel herausgerissen. Etwas Schmerz und weniger Gedanken über unser vermeintliches Ende.

„Das wäre...", Steve warf Robin einen bedeutungsschwangeren Blick zu, dann fuhr er fort. „...scheiße."

Obwohl es das unpassendste überhaupt in einer Situation wie dieser war, lachte ich. Scheiße traf es ziemlich gut.

Es war töricht, nutzlos, der sichere Tod. Das was wir vorhatten war nichts weiter als ein erweiterter Suizid.

Wie hatten wir auch nur eine Sekunde glauben können, wir wären einem Monster wie Vecna gewachsen? Einem fürchterlichen Wesen, dessen Stärke gewaltsamer war als alles was wir - was sie - bisher gesehen hatten.

Dämonische Fledermäuse, der Gedankenschindler, vom Bösen besessene Einwohner. Das war doch nichts im Vergleich zur Allmacht Vecna's.

„Wir müssen Dustin holen. Und Will. Elfie auf jeden Fall. Sie alle. Wir müssen mehr über Kas herausfinden und über Vecna. Durch Kas. Und irgendwie hoffen, dass das alles klappt.", brabbelte Robin und ging aufgeregt in der Hütte umher.

Sie hatte Recht. Wir mussten Informationen sammeln, wir mussten herausfinden, wie wir Vecna töten konnten. Kas spielte dabei eine zentrale Rolle. Er musste einfach. Wieso sonst hätte uns Eddie auf ihn – auf sich – aufmerksam gemacht?

„Ihr holt die anderen und ich-", ich wedelte mit Dustins Buch in den Händen vor ihnen herum. „- ich lese mich schon einmal etwas ein."

Steve und Robin verharrten einen Moment lang in ihrer Bewegung, dann nickten sie zustimmend und gingen in Richtung des Ausgangs. Bevor sie jedoch tatsächlich verschwanden, drehten sie sich noch einmal zu mir um.

„Stirb nicht.", sagte Robin.

Steve nickte bekräftigend, wollte schon gehen, entscheid sich aber noch einmal und lief wieder zu mir zurück. Er hauchte einen Kuss auf meinen Mundinnenwinkel und wisperte. „Ja, stirb nicht."

Als sie dann gingen, versuchte ich meinen Herzschlag zu regulieren. Die flüchtige Berührung von Steve hinterließ einen Tornado an Gefühlen in meinem Inneren. Ich hielt mir die Hand auf die Stelle, an der sich mein Herz befand und lauschte dem sich entfernenden Motorengeräusch.

„Ihr auch nicht...", flüsterte ich und ließ mich auf die durchgesessene Couch sinken. Das zerfledderte Buch von Dustin legte ich mir in den Schoß und blätterte mit klopfendem Herzen darin.

𝐖𝐎 𝐃𝐀𝐒 𝐆𝐄𝐒𝐓𝐄𝐑𝐍 𝐍𝐈𝐂𝐇𝐓 𝐌𝐄𝐇𝐑 𝐒𝐄𝐈𝐍 𝐊𝐀𝐍𝐍【𝚔𝚊𝚜】Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt