𝚒𝚗 𝚠𝚎𝚜𝚜𝚎𝚗 𝚔𝚘𝚙𝚏?

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𝚔𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟺𝟹: 𝚒𝚗 𝚠𝚎𝚜𝚜𝚎𝚗 𝚔𝚘𝚙𝚏?






𝐇𝐈𝐍𝐆𝐄𝐆𝐄𝐍 𝐃𝐄𝐑 𝐋𝐄𝐓𝐙𝐓𝐄𝐍 𝐌𝐀𝐋𝐄, an denen ich die verwahrloste Hütte der Hoppers erblickt hatte, war es heute das erste Mal, dass ich in gewisser Weise froh darüber war.
Jede Stufe, die ich hinauf humpelte sog ich in mich auf als bestünde sie nicht aus morschem Holz, das jeden Moment zu Brechen drohte, sondern führte mich mit jedem Schritt näher zu einer undefinierbaren Form der Erlösung.
Die Alleen aus Laubbäumen wirkten für mich plötzlich nicht mehr so bedrohlich und einschüchternd wie zuvor, sondern heimisch und vertraut.
Aber vielleicht wäre es mir mit allen so gegangen, mit jedem Ort, der sich nur geringfügig vom Upside Down unterschied.
Mit jedem Fleckchen, das weniger gemein mit der Hölle hatte als der Ort, an dem wir nur Tod und Leid gefunden hatten.

Als Dustin die Tür ins Innere aufstieß und wir in die Gesichter unserer Freunde blickten, setzte mein Herz einen Schlag lang aus, nur um im nächsten Augenblick vor Erleichterung zu galoppieren.
Sie waren alle da. Mike, Will, Lucas und Jane.
Die Jungs saßen zusammengepfercht auf dem alten Sofa und sahen mit offenen Mündern zu uns, während Jane aufgestanden  war und langsam aber zielgeführt auf mich zu kam.
Ihr Gesichtsausdruck ließ keinerlei Aufschluss darüber zu, wie sie sich fühlte. Sie war starr und ernst.
Bei mir angekommen, hob sie ihre Hand, stellte sich auf die Zehenspitzen und berührte meine Stirn.
»Du warst in meinem Kopf.«, stellte sie ruhig fest und ließ ihre Hand wieder sinken.

Ihre Finger brannten noch während ich zu verarbeiten versuchte was sie mir mitgeteilt hatte auf der nasskalten Haut meines Kopfes.
Wir alle waren bis auf den letzten Zentimeter durchnässt, froren und sehnten uns nach ein wenig Wärme.
Nach irgendetwas Wärmenden, wenn es auch nur die Nachglut des abgebrannten Holzes im Kamin war.
Mike war zwischenzeitlich aufgestanden und hatte sich hinter Jane gestellt.
Sein jungenhaftes Gesicht strahlte vor Entsetzen und Ungläubigkeit.
Sie hatte ihnen allem Anschein nicht anvertraut was sie erlebt hatte, während sie um Max's Verstand und somit unseren Sieg kämpfte.

»Du...ich war in deinem Kopf?«, fragte ich irritiert, weil keines ihrer Worte mir irgendeinen Sinn zuführen wollten.
Jane nickte und tippte sich mit den Fingerspitzen an ihre Schläfen.
»Hier drin. Und dann warst du weg. Aber er blieb.«
»Moment, Moment!«, rief Dustin und humpelte fassungslos auf uns zu.
»Wer ist er? Vecna? Hast du ihn gesehen? Hat er was bemerkt? Natürlich hat er was bemerkt, er ist der Oberbösewicht, er ist der Darth Vader unserer Zeit«, brabbelte er aufgeregt und schob dabei seine Cap immer wieder von links nach rechts und zurück.

»Palpatine«, mischte sich urplötzlich Lucas ein, der mit dem immergleichen Brief in den Händen auf dem Sofa sitzen geblieben war.
Genau wie Will, der auf seine Hände starrte und nach unserer Begrüßung völlig verstummt war.
»Palpatine?«, rief Dustin aufgebracht und schleuderte seine Cap zu Boden.
Seine wilden Locken umrahmten sein Gesicht trotz der Kälte so wirr, dass er an einen Löwen erinnerte.
»Palpatine ist das Oberhaupt schlechthin«, wehrte Lucas entschieden ab, woraufhin Dustin panisch mit dem Kopf schüttelte.

»Darth Vader ist viel viel ich betone - viel stärker! Hätte er das früher erkannt, hätte er über die Galaxis herrschen können. Aber er hat gedacht, dass Pal-«
»Schluss jetzt, ihr Nerds!"«, schrie Robin und stampfte mit einem für sie sehr untypisch und unfreiwillig komischen aggressiven Ausdruck auf die zwei Streithähne zu.
Obwohl ich die Schlagabtausche der Jungs liebte, konnte ich ihnen kein Gehör schenken.
Also trennte ich die wenige Distanz zwischen Jane und mir, nahm ihre Hände in meine eigenen und sah sie so mitfühlend wir möglich an.
»Jane. Wer ist er?«
Dabei hatte ich längst eine Vermutung wer es tatsächlich gewesen sein konnte.
Wenn ich unbeabsichtigt in Jane's Verstand eingetaucht war, dann hatte sie ihn ebenfalls gesehen.
Eddie.
»Eddie«, offenbarte sie mir in denselben Atemzug, in dem ich meinen Gedanken zu Ende gebracht hatte.

»Oh heilige Sch...«, stoppte sich Steve und fuhr sich dabei durch das angetrocknete Haar.
»Scheiße. Scheiße, Steve. Nennen wir das Kind beim Namen. Wir haben so viel Scheiße erlebt, da können wir es auch so nennen. Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, schrie Robin und stampfte bei jedem ihrer Worte auf dem Boden herum.
Das Ächzen der Dielen verhieß nichts Gutes und im Allgemeinen war jetzt vielleicht nicht der ganz richtige Zeitpunkt um durchzudrehen.

»Okay, wir beruhigen uns jetzt alle und dann...«
Ich verstummte, weil ich doch selbst nicht wusste, was zutun war.
Die ganze Sache wurde mit jeder Stunde komplexer und übernatürlicher.
Wir hatten ich in Jane's Kopf sein können? Ich besaß nicht die Fähigkeiten, die ihr innewohnten.
»Hat er dir was mitgeteilt?«
Für einen kurzen Moment war ich irritiert wessen stimme ich da hörte, weil er bislang noch nicht viel gesprochen hatte, aber als ich zum Sofa sah erkannte ich Will, der sich unserem Gespräch angeschlossen hatte.
Jane nickte um seine Frage zu beantworten, dann lies sie meine Hände los und ging mit unsicheren Schritten auf ihn zu.
Sie ließ sich neben ihm sinken und wartete darauf, dass sämtliche Gespräche verstummten und wir ihr unsere volle Aufmerksamkeit schenkten.

»Nachdem du...nicht mehr in meinem Kopf warst, ist er geblieben. Er...er hat mir gesagt was zutun ist.«
Mein Herz schlug so geschwind, dass sich die altbekannte Übelkeit festsetzen wollte.
Ich war nicht imstande auch nur eine weitere Frage zu stellen, obwohl ich Tausende hatte.
»Was haben wir denn zutun?«, fragte Mike mit zitternden Lippen.
»Er...«
Jane verstummte und schluckte schwer.
Sie kämpfte mit sich. Wollte uns nicht sagen was sie wusste, aber sie musste es.
»Vecna ist nicht mehr in Max's Kopf. Er ist in deinem.«
»Was?«
Keine Ahnung wer die Frage gestellt hatte, aber im Endeffekt hatten wir alle dieselbe.

»𝐄𝐃𝐃𝐈𝐄...𝐄𝐑 𝐊Ä𝐌𝐏𝐅𝐓.Manchmal gewinnt er. Manchmal gewinnt Vecna.«
Jane's Mundwinkel zuckten, aber das was sie zustande brachte war nicht vielmehr als ein trauriger Ansatz eines Lächelns, das mir Mitleid schenkte.
»Du musst in Bekah's Kopf um ihn zu besiegen, oder?«, stellte Will eine Vermutung auf, die uns alle erschaudern ließ.
Wenn es stimmte, dann war zumindest erklärt weshalb ich die Uhr gehört hatte und weshalb mal Eddie, mal Vecna mir erschienen war.
Das wiederum bedeutete aber auch, dass ich mit seinem Fluch belegt worden war und mein Tod noch wahrscheinlicher war als je zuvor.
»Max 2.0?«, murmelte Dustin nachdenklich, wurde jedoch von einem frustrierst aufseufzenden Lucas unterbrochen.

»Selbstmord 2.0.! Ihr habt doch gesehen was Max passiert ist.«
Lucas Stimme erklang in so von Trauer zerfressenen Lauten, dass ich ihn am liebsten in den Arm genommen hätte.
Es waren nicht nur Dustin und ich, die Eddie verloren hatten.
Es war auch Lucas, der seine erste Liebe hatte gehen sehen müssen und deren Überleben nicht sichergestellt werden konnte.
»Wir haben keine andere Wahl« , wisperte ich und meinte es auch so.
Wenn wir auch nur die geringste Chance haben wollten, dann mussten wir es versuchen.
Es gab keinen Weg daran vorbei.

»Okay. Bevor wir Bekah in eine mögliche Selbstmordmission schicken, gehen wir duschen. Ich und Bekah zuerst, dann...ihr beide«, Robin hatte die Zügel wieder in die Hand genommen und war auf mich zugeeilt und hatte sich bei mir untergehakt.
Die Aussicht auf eine wärmende Dusche war zwar ungemein verlockend, aber es fühlte sich falsch an das Gespräch an dieser Stelle einfach zu beenden.
Andererseits war niemandem damit geholfen, wenn wir uns erkälteten und zu guterletzt noch an einer Grippe zu Grunde gingen.

Bevor ich Robin folgte, wanderte mein Blick ein weiteres Mal zu Steve, der mich verletzt ansah und ebenso wie wir anderen zu verstehen versuchte, was Jane's Worte für uns - für mich - bedeutete.
Sein Blick war so voller Kummer, dass ich es nicht übers Herz brachte ihn weiter anzusehen, weshalb ich Robin  ohne ein weiteres Wort ins Bad folgte.
Ich schlüpfte schnell zwischen dem Türspalt hindurch und schloss die Tür hinter mir, nur um mich seufzend an das Holz zu lehnen und Robin anzuschauen.

»Ich hab kein Bock mehr«, jammerte sie, woraufhin ich  reflexartig zu lachen begann.
Sie stimmte in mein Lachen ein und ebenso gemeinschaftlich weinten wir, während wir lachten und und schließlich in den Armen lagen.
»Ich habe auch keinen Bock mehr«, flüsterte ich an ihrer Brust und schluchzte leise.
Aber wer hatte schon Lust auf seinen möglichen bevorstehenden Tod? Durch die Hand eines grausamen Ungetüms?

𝐖𝐎 𝐃𝐀𝐒 𝐆𝐄𝐒𝐓𝐄𝐑𝐍 𝐍𝐈𝐂𝐇𝐓 𝐌𝐄𝐇𝐑 𝐒𝐄𝐈𝐍 𝐊𝐀𝐍𝐍【𝚔𝚊𝚜】Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt