1 - Der Brief

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Sugas Sicht

Traurig und gedankenverloren schaute ich auf den Brief, den ich vor einigen Tagen bekommen hatte. Was sollte ich nur tun? Ich war nicht der Typ, der sich um jemand anderen kümmerte. Aber bei ihr war das wiederum was ganz anderes. Sie war meine Schwester, die ich über alles liebte.

Aber nach dieser Neuigkeit, die ich bekam, bildete sich ein großer Klumpen in meinem Hals. Die aufkommende Trauer versuchte ich vergeblich hinunter zu schlucken und Tränen sammelten sich in meinen Augen.

Nur nicht schwach werden, redete ich mir ein. Was sollten sonst die Anderen davon denken? Normalerweise war ich der Letzte, der Gefühle zeigte. Aber bei ihr konnte ich es nicht unterdrücken. Sie hatte doch niemanden mehr außer mich. Und volljährig war sie auch nicht. Dies würde sie erst in ein paar Monaten.

Verzweifelt saß ich im Tonstudio und raufte mir die Haare. Ich hatte versucht mich abzulenken, aber dies klappte leider überhaupt nicht. Und so saß ich hier und versuchte mein inneres Chaos unter Kontrolle zu bringen.

Nach einiger Zeit klopfte es allerdings an der Türe und Jungkook steckte seinen Kopf herein.

„Hyung. Jin schickt mich. Es gibt Essen." Seufzend nickte ich und erhob mich schwerfällig von der Couch, welche im Studio stand. Aus dem Augenwinkel sah ich wie mir unser Jüngster einen verwirrten Blick zuwarf. Allerdings sagte er kein Wort und ging voran hinunter in Richtung Esszimmer.

Wir hatten ein ganzes Haus nur für uns. Im EG befanden sich Küche, Wohnzimmer, Esszimmer, Heimkino und Hobbyraum. Im Kellergeschoss befanden sich das Tonstudio, der Tanzraum, das Musikzimmer, sowie der Fitnessraum. Und im ersten Obergeschoss unsere Schlafzimmer.

Unten angekommen saßen schon alle übrigen fünf am Esstisch. Als wir alle saßen fingen wir auch schon an zu Essen.

Auch von ihnen bekam ich einen verwirrten teils aber auch besorgten Blick zugeworfen, als diese bemerkten, dass ich nur in meinem Essen herum stocherte. Meine Gedanken kreisten immer wieder um meine kleine Schwester. Ich werde sie zu mir holen müssen, aber vorher musste ich mit meinen Freunden darüber sprechen.

Ich glaubte kaum, dass sie etwas dagegen haben werden, aber ich müsste sie dennoch darüber informieren.

Nach einer Weile hörte ich wie mich jemand ansprach. Anscheinend war meine Trauermiene doch nicht so ganz zu überspielen.

„Yoongi? Was ist los? So haben wir dich noch nie gesehen. Ich meine du bist zwar häufiger schlecht gelaunt, aber das ist für deine Verhältnisse schon extrem", kam es von Jin. Der Mama unserer Truppe. Ich seufzte einmal tief und richtete meinen Blick auf meine Freunde.

„Ich muss euch etwas sagen." Gespannt richteten alle ihre Blicke auf mich.

„Ihr wisst doch, dass ich eine kleine Schwester habe." Von allen Seiten kam ein zustimmendes Nicken.

„Naja und ihr wisst auch, dass unsere Eltern vor 4 Jahren gestorben sind." Wiederzustimmendes Nicken.

„Worauf willst du hinaus, Hyung?", fragte mich Jimin. Der Kleinste von uns. Ich seufzte erneut.

„Naja. Ich habe vor ein paar Tagen einen Brief bekommen, in welchem steht, dass meine Oma vor circa einer Woche gestorben ist. Meine kleine Schwester wurde doch nach dem Tod unserer Eltern von ihr aufgenommen und wohnt aktuell in Busan. Aber nach ihrem Tod hat sie Niemanden mehr, der sie aufnehmen könnte. Also bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich werde sie aufnehmen oder aber sie..." Ich stockte und versuchte den dicken Kloß, der sich vergrößert hatte herunter zu schlucken.

„Oder sie kommt ins Heim", vollendete Jungkook flüsternd meinen Satz. Ich nickte nur stumm.

Überall wurde vor Entsetzen scharf die Luft eingezogen. Eine Weile herrschte Stille, bis auf einmal jemand das Wort ergriff.

„Dann ist doch klar was du zu tun hast", redete Namjoon unser Leader drauf los. Ich sah ihn an.

„Und was ist, wenn sie mich nicht mehr mag? Immerhin bin ich sie seit dem Tod unserer Eltern nur einmal besuchen gegangen. Sie könnte denken, dass ich sie im Stich gelassen habe. Das stimmt aber nicht, ich wollte sie nur beschützen. Ihr wisst doch wie unsere Fans sein können."

„Und selbst wenn sie dich nicht mehr mag, was ich nicht glaube, dann versuche einfach die verpasste Zeit wieder gut zu machen", redete Jin auf mich ein.

„Und das ist wirklich für euch in Ordnung? Ich meine, ich würde mich freuen sie wieder hier zu haben, aber auch nur wenn es für euch in Ordnung ist."

„Natürlich ist das in Ordnung. Ich möchte gerne einmal deine Schwester kennenlernen. Nicht wahr Jungs?", sprach J-Hope und erntete zustimmendes Nicken. Erleichtert atmete ich aus. Erst jetzt bemerkte ich wie angespannt ich überhaupt war.

„Und wann fliegst du dahin?", fragte V plötzlich. Alle sahen mich erneut gespannt an.

„Morgen früh geht mein Flug. Ich hoffe, dass ich spätestens gegen Abend wieder da bin. Gebe euch aber Bescheid. Mit unserem Manager ist auch alles besprochen. Er weiß Bescheid." Alle nickten und wandten sich wieder dem Essen zu.

Groß Hunger hatte ich aber dennoch nicht.

„Sorry Jungs. Ich habe keinen Hunger heute. Ich werde schon einmal schlafen gehen. Ich muss morgen früh los." Verständlich nickten sie.

„Ja geh schlafen Hyung. Wir wissen doch alle wie unausstehlich du sein kannst, wenn du müde bist", neckte V mich. Woraufhin ich ihm nur einen bösen Blick zuwarf.

Ich verabschiedete mich noch schnell und ging ins Zimmer, welches ich mir mit J-Hope teilte. Schnell machte ich mich bettfertig, und legte mich dann ins Bett. Nachdem ich mir ausnahmsweise mal den Wecker gestellt hatte, schlief ich auch sofort schon ein.

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Ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen.

Silent VoiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt